Neue Morning-Show:Mit wem Sie künftig auf Bayern 3 frühaufdrehen können

Lesezeit: 4 min

Am Montag wird es für Sascha Seelemann, Corinna Theil und Sebastian Winkler (v. l.) ernst. Von fünf bis neun Uhr moderieren sie dann auf Bayern 3. (Foto: David-Pierce Brill)

Corinna Theil, Sebastian Winkler und Sascha Seelemann arbeiten seit Februar auf ihren ersten gemeinsamen Auftritt hin. Ab Montag begleiten sie die Hörer beim Aufstehen.

Von David-Pierce Brill, München

Das Gute zuerst: Der Gesang ist zu ertragen. Es läuft ein nicht gesendeter Testlauf. Die Generalprobe für die neuen Moderatoren der Sendung "Frühaufdreher" auf Bayern 3 endet mit einem Song. Corinna Theil, 30, Sebastian Winkler, 33, und Sascha Seelemann, 28, besprechen letzte Details. Dann geht das rote Licht an, die drei sind On Air. Seelemann spielt die ersten Töne auf dem Keyboard, Winkler zupft an der Ukulele. "Heute ist es schön und nicht mehr schwül, hab unten drin Liebesgefühl", singen alle drei zusammen.

Liebesgefühl bietet sich als Stichwort für die drei Moderatoren an, die am Montag erstmals auf Sendung gehen. Wer jeden Morgen um vier Uhr aufsteht, sich zu früher Stunde in der Redaktion trifft und dann die Hörer gut gelaunt vier Stunden unterhalten muss, der sollte sich gut mit den Kollegen verstehen. Das neu geformte Trio versteht sich. Zumindest erweckt es den Eindruck. Auch außerhalb des Studios lachen sie, scherzen und reißen Sprüche.

Jeder der drei Moderatoren hat ein großes Ego

Theil, Winkler und Seelemann arbeiten seit Februar zusammen. Sie entwickelten die Sendung, trainierten das Moderieren zu dritt. Seelemann und Winkler kannten sich schon vor der Show durch ihre Arbeit beim Bayerischen Rundfunk, Theil kam von Sat 1 Bayern. Die Verantwortlichen haben viele Variationen von Moderatoren getestet und wählten das Trio wegen der großen Harmonie aus. Liebe auf den ersten Blick? Seelemann sagt es so: "Wir wurden zu einer Art Wohngemeinschaft zusammengeworfen." Die Zusammenarbeit sei aber keine Zweckgemeinschaft. "Es fühlt sich an wie Freundschaft", sagt Winkler und weiter: "Wir sind aber Kollegen."

SZ-Dienst
:SZ München-News per WhatsApp, Telegram oder Insta

Wissen, was München bewegt: Der WhatsApp-Kanal der Süddeutschen Zeitung bietet einen schnellen und bequemen Nachrichtenservice für die Stadt. Abonnieren Sie ihn kostenlos.

Professionalität ist für alle drei wichtig. "Wir müssen zwischen Freundschaft und professioneller Zusammenarbeiten wechseln können", sagt Theil. Die drei treffen sich regelmäßig auch privat. Bei Theil testeten sie, wie sie erzählen, ob die Nachbarn tolerant seien. Das sah dann so aus: Mit Gitarre und Liedern musizierten sie bis spät abends. Alle drei machen gerne Musik. Seelemann ist Sänger der Band Lupin, mit der er bis nach Israel tourte, Winkler, der auch Theater spielt, singt und spielt Ukulele. Auch Theil singt mit. Nicht gut, aber mit Leidenschaft, wie sie sagt.

Wie am Abend privat, sollen die drei künftig am Ende der Sendung zu aktuellen Themen musizieren, an diesem Donnerstag über ein Nacktbild des Sängers Robbie Williams. Sie singen weiter: "Auch Robbie Williams zeigt sich nackt, hätte ihn gern mal am Ar. . .m gepackt." Albernheit und Scherze über den Allerwertesten sind für die Sendung wichtig, Theil, Winkler und Seelemann sind aber nicht nur komisch. Im Gespräch wirken sie sehr überlegt, erwachsen, reif. Nicht wie drei Scherzkekse, von denen jeder unbedingt den besten Witz des Tages in das Mikro sagen will.

"Es ist eine Kunst, nicht immer noch einen drauf zu setzen", sagt Theil, die als einzige im Team Morning-Show-Erfahrung hat. Bis 2011 moderierte sie bei Antenne Bayern. Winkler weiß, dass jeder der drei Moderatoren ein großes Ego hat. Winkler sagt: "Das müssen wir hinten anstellen." Und was noch? Was braucht eine gute Zusammenarbeit? Uneitelkeit, Kommunikation und die Eigenschaft, einstecken zu können, sagen sie. "Zu dritt zu moderieren, ist sau schön und sau schwierig", sagt Seelemann. Am wichtigsten für das Trio sei aber Vertrauen. Winkler findet, es müsse die Sicherheit da sein, "dass die anderen beiden das schon machen". Gerade auch deshalb, weil viele Witze spontan kämen, da müssen zwei immer einen auffangen. Theil umschreibt es mit einem Netz, in das man sich fallen lassen kann.

Um 21 Uhr ins Bett, um 4 Uhr aufstehen

Wörter wie Vertrauen und Netz erinnern stark an eine Beziehung. Wie sieht die aus? Für Seelemann sei die Show eine tägliche "Vier-Stunden-Beziehung". Winkler, der als einziger verheiratet und Vater ist, erzählt von einem Gespräch mit Vorgänger Bernhard Fleischmann, der die Sendung zusammen mit Claudia Conrath und Axel Robert Müller acht Jahre moderierte. Er habe ihm gesagt, die Sendung sei intensiver als jede Beziehung. Verhindern die Arbeitszeiten ein Privatleben? Einfach sei es laut Theil nicht, vor allem, wenn sie abends um 21 Uhr ins Bett und spätestens um vier Uhr aufstehen muss. "Es nimmt ein wenig das Soziale, ist aber kein Beziehungskiller", sagt Seelemann und sagt weiter: "Es gibt ja auch um 14 Uhr Salsa-Kurse."

Solche Sprüche fallen Seelemann öfter ein, der Clown der Gruppe will aber keiner sein. Die drei wehren sich, in eine Schublade gesteckt zu werden. "Jeder von uns ist mehr als der Lustige", sagt Winkler, alle drei seien Entertainer, aber besser durch die Lebensart voneinander zu unterscheiden. Winkler charakterisiert das Trio: Er selbst sei "der gesettelte Familienvater." Winkler bezeichnet Seelemann als "Party-Single" - und Theil als "Gutmensch" mit Herz. Beobachtet man die drei, dann treffen die Selbstbeschreibungen zu. Seelemann, der jüngste der Gruppe, macht die meisten Scherze, Winkler beschreibt und analysiert sehr strukturiert, Theil tätschelt die anderen gern mal.

Bei all den charakterlichen Unterschieden freuen sich Theil, Winkler und Seelemann auf die erste Sendung am Montag. Die Morning-Show ist für viele Moderatoren der Karriere-Höhepunkt. Auch für das neue Trio? "Zum aktuellen Zeitpunkt schon", sagt Winkler, für Theil habe die Sendung eine neue Qualität, Seelemann spricht es am klarsten aus: "Das rote Lämpchen macht Bock."

Das besagte rote Lämpchen leuchtet bis zu den letzten Akkorden: Die drei gehen ganz nach ans Mikro, besingen das Nacktfoto von Robbie Williams. Seelemann fährt mit seinen Fingern über alle Tasten des Keyboard. Dann eine kurze Verabschiedung, das rote Lämpchen geht aus. Wenn es das nächste Mal wieder angeht, wird es ernst.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

20 Jahre M94.5
:Wo sich Radioküken in Moderatoren verwandeln

2500 junge Menschen haben in den vergangenen 20 Jahren bei M94.5 Verantwortung übernommen. Das Ergebnis kann sich hören lassen.

Von Christiane Lutz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: