Neuaubing:In letzter Minute

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Die Abschiebe-Frist für Mohammad Riza Hossini ist verlängert

Mohammad Riza Hossini, der Fußballer vom ESV Neuaubing, dem die Abschiebung nach Afghanistan droht, darf erst einmal in Deutschland bleiben. Die Ausländerbehörde hat seine Grenzübertrittsbescheinigung bis 6. Dezember verlängert. Die Duldung war zunächst nur bis zu diesem Montag gültig gewesen. "Jetzt werden wir sehen, was der Petitionsausschuss des Landtages am Mittwoch macht", sagt Fußball-Abteilungsleiter Christian Brey hoffnungsvoll.

An diesem Dienstag, 25. November, soll über die Zukunft zweier weiterer Spieler aus Afghanistan entschieden werden, die ebenfalls von Abschiebung bedroht sind: Jalil Rezai und Hadi Arefi. Das Votum gilt Hossinis Unterstützern als Signal, sie wollen seinen Fall noch einmal der Härtefallkommission vorlegen.

Die Kommission ermöglicht in Ausnahmefällen eine Aufenthaltserlaubnis, sofern dringende persönliche oder humanitäre Gründe für einen weiteren Aufenthalt in Deutschland sprechen. In der vergangenen Woche war Mohammad Riza Hossini bei der Kommission abgeblitzt, weil er erst seit vier Jahren und elf Monaten in Deutschland lebt - und das Gremium formaljuristisch lediglich über ein Bleiberecht von Ausländern diskutieren kann, die bereits volle fünf Jahre hier sind. "Im Dezember sind aber bei Mohammad die fünf Jahre herum", erklärt Brey.

Hossini ist für den Verein, in dessen Fußballkader inzwischen fast 30 Afghanen aktiv sind, mittlerweile so etwas wie eine Symbolfigur. Er ist gut integriert, hat einen unbefristeten Job in einem Hotel und eine Freundin, die er seit drei Jahren kennt und schon lange heiraten will - wenn man ihn denn ließe. "Zuzulassen, dass Mohammad nach Afghanistan zurück muss, könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren", sagt Christian Brey. Dort, dessen ist sich der Chef der Fußballabteilung sicher, würde dem jungen Mann "mit Sicherheit Schlimmes drohen". Zum einen, weil er aktiv gegen die Taliban gekämpft hat, zum anderen, weil er der Minderheit der Hazara angehört, die in Afghanistan verfolgt und gezielt getötet wird. Und nicht zuletzt, weil er eine Christin ehelichen will.

Dass Hossini voller Angst und depressiv ist, merke man auch auf dem Fußballplatz, sagt Christian Brey. Beim Match am vergangenen Wochenende sei er physisch zeitweise quasi nicht anwesend gewesen: "Umso höher ist ihm anzurechnen, dass er überhaupt noch spielt."

© SZ vom 24.11.2015 / eda - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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