Nachfolge von Christian Ude:Die Basis murrt

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"Ein Kandidat kann nur auf einem Parteitag gewählt werden": Wirtschaftsreferent Reiter liegt im SPD-Rennen um die Ude-Nachfolge vorne. Am Montag könnte eine Entscheidung fallen. Doch an der Kandidatenkür gibt es Kritik.

Melanie Staudinger

Rathauschef Christian Ude ernannte ihn zu seinem Wunsch-Nachfolger, und auch in den 44 Ortsvereinen der Münchner SPD zeichnet sich immer deutlicher eine Mehrheit für Dieter Reiter als künftigen Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt ab. Dennoch rumort es in den Reihen der Sozialdemokraten.

Der Wunsch-Nachfolger von Christian Ude: Dieter Reiter - auf dem Isarinselfest im August. (Foto: Robert Haas)

Der Sendlinger Ortsverein kritisierte nun das Verfahren zur Bewerber-Aufstellung. Es sei intransparent und uneinheitlich. Die Genossen aus dem sechsten Stadtbezirk fordern, dass alle Parteimitglieder zu der Personalie befragt werden. Münchens SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann will hingegen an seiner Strategie festhalten: "Ich finde es merkwürdig, dass jetzt eine Verfahrensdiskussion eröffnet wird."

Am kommenden Montag sollen die Ortsvereine bei einem Treffen hinter verschlossenen Türen ihren Favoriten nennen: Wirtschaftsreferent Reiter, Sozialreferentin Brigitte Meier oder Stadtrats-Fraktionschef Alexander Reissl. Die Bewerber selbst nehmen an der Konferenz mit den Ortsvereinen nicht teil, sie sind erst am späten Abend eingeladen, wenn nur noch der Vorstand berät. "Wenn das Meinungsbild eindeutig ist, könnten wir auch schon einen Vorschlag haben", sagte Pfaffmann.

Bei der Versammlung der Sendlinger SPD am Mittwoch stieß dieser Ablauf auf Kritik. Der Ortsvereinsvorsitzende Markus Lutz sieht das Treffen eher als Informationsabend und will dort einen Mitgliederentscheid auf München-Ebene fordern statt eines Vorstandsvotums. Pfaffmann widerspricht: "Wir haben doch schon alle Mitglieder befragt."

Die Kandidaten seien in den Ortsvereinen gewesen und hätten sich vorgestellt. Danach sei doch dort auch diskutiert worden. "Eine Kür im Hinterzimmer geht nicht", sagte hingegen Florian von Brunn, Landtags-Stimmkreisvorsitzender im Münchner Süden. Keinesfalls könne in der Ortskonferenz eine Entscheidung über einen Kandidaten gefällt werden.

Andere SPD-Gruppierungen wundern sich ebenfalls über das Treffen. Für Grunhilde Peter aus dem Freimanner Ortsverein wäre es die "schlechteste aller Lösungen", wenn der Vorstand dort ohne Basis entscheiden würde. "Ungewöhnlich ist das schon, auch wenn es wohl ein Stimmungsbild ergeben wird", sagte Julia Schönfeld-Knor, Chefin der Moosacher Genossen. Ein Kandidat könne nur auf einem Parteitag gekürt werden.

Der wird laut Pfaffmann spätestens zu Beginn des neuen Jahres stattfinden. Aber es gibt auch andere Stimmen. "Ich hätte nichts dagegen, wenn schon ein Kandidat herauskommt", sagt Petra Piloty, Chefin des Ortsvereins Alte Heide. Ihre Gruppierung habe sich beim jüngsten Treffen einstimmig für Reiter ausgesprochen.

Die Sendlinger SPD votierte auch für Reiter. In diesem Ortsverband hatte es eine Mitgliederbefragung gegeben. Von den gut 200 Genossen beteiligten sich 37. Auf Reiter entfielen 23, auf Meier acht und auf Reissl sechs Stimmen. Parteichef Pfaffmann war von dem Vorgehen nicht begeistert: "Die Mitgliederbefragung in einem Ortsverein weckt den Eindruck, sie sei repräsentativ - das ist sie aber nicht."

Im Moosacher Ortsverein, dem Reissl angehört, entschied der Vorstand hingegen alleine, und sprach sich für Reissl aus. "Auf dieser unterschiedlichen Basis weiß doch am Montag niemand, ob das Stimmungsbild repräsentativ ist", sagte von Brunn.

© SZ vom 21.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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