Nachbar des Oktoberfests:Kleinvieh macht auch Spaß

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Auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest präsentieren sich Bayerns Bauern mit Tieren zum Anfassen, Melkvorführungen und Hightech-Maschinen

Von Franz Kotteder, München

"Küss mich!", "Streichel mich!", locken die Plakate, und da denkt man zugegebenermaßen eher an eine leicht versaute Veranstaltung als an eine des Bayerischen Bauernverbands. Tatsächlich werben die Landwirte damit aber für ihr Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF), das alle vier Jahre parallel zum Oktoberfest auf der Theresienwiese stattfindet. Und es geht bei den beiden Slogans auch nicht um Bauern und Bäuerinnen, sondern um eine ihrer Kernkompetenzen, das Nutzvieh. Auf dem ZLF gibt es auch jede Menge "Tiere zum Anfassen", wie die Werbung verspricht, nach dem Motto: Kleinvieh macht auch Spaß.

Die große Tierschau ist traditionell eine der Hauptattraktionen auf dem Landwirtschaftsfest. Insbesondere für Familien, weil Stadtkinder hier oft ihre allerersten Erfahrungen mit Pferden, Kühen, Ziegen und Schafen machen können. In diesem Jahr ist erstmals auch ein richtiger Kuhstall auf der Theresienwiese zu sehen. Der Bauernverband hat zusammen mit der Landesanstalt für Landwirtschaft nämlich auf dem Gelände einen Milchviehstall mit 20 Kühen aufgebaut. Hier werden sie jetzt die nächsten neun Tage unter Realbedingungen leben und natürlich auch gemolken - von der Melkmaschine, und unter den Augen der vielen Besucher des ZLF. Eine Art Big-Brother-Container für ganz normale Rindviecher, sozusagen.

Auch sonst gibt es jede Menge Tierisches auf dem Landwirtschaftsfest zu sehen, wenn auch nicht exakt so wie auf einem richtigen Hof: So viel Platz hat das ZLF ja dann doch wieder nicht auf der Theresienwiese. Aber die "Bayerische Landestierschau" ist ja auch Bestandteil des Festes. Im großen Tierzelt (Halle 14) und davor gibt es jede Menge Pferde, Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen zu sehen sowie alle Arten von Kleinvieh, vom Kaninchen bis zu Huhn und Gans. Dort trifft man die Stute "Zuckermaus" (Pferdebox 58) ebenso wie den 1470 Kilo schweren Zuchtbullen "Ontario" (Rinderbox 5). Im "Forum im Tierzelt" kann man bei stündlich wechselnden Vorträgen wie "Kuhfitting mit den Jungzüchtern: Germany's next Cowmodel" (Samstag, 16 Uhr) tiefer in die Materie einsteigen. Auf dem Freigelände im Westteil befindet sich auch eine Arena, in der es jeden Tag Vorführungen mit Tieren gibt, verschiedene Zucht- und Erzeugerverbände informieren darüber hinaus über ihre Arbeit.

Eine weitere Attraktion des ZLF ist erfahrungsgemäß die Landmaschinen- und Traktorenschau; die großen Hersteller von Fendt über Steyr bis hin zu John Deere sind mit ihren Parademodellen vertreten. Der gemeine Stadtmensch fühlt sich da manchmal wie in einem Science-Fiction-Film versetzt; manche Geräte könnten vom Design her durchaus auch als Marstransporter, Zyklonenzertrümmerer oder Kampfroboter durchgehen. Und ein vollautomatischer Kleinholzbereiter, der gerade einen Baumstamm bearbeitet, ist ein faszinierender Anblick. Da machen nicht nur Väter und Söhne große Augen.

Neben den klassischen Bereichen der Landwirtschaft gibt es aber auch noch weitere Zelte und Hallen für Spezialthemen, zum Beispiel auch für den immer wichtiger werdenden Ökolandbau. Einzelne Schwerpunkttage befassen sich darüber hinaus mit Sonderthemen; los geht es am Samstag mit dem "Tag der Landtechnik", am Sonntag folgt der "Tag der Landjugend und der Jungunternehmer". Die Eintrittspreise sind gestaffelt. Kinder von sechs Jahren an zahlen 4,50 Euro, Erwachsene 14,50 Euro, daneben gibt es von 14.30 Uhr an jeweils Tages-Schnupperkarten (2,50 Euro und sieben Euro) sowie diverse Ermäßigungen. Geöffnet ist das Zentral-Landwirtschaftsfest bis zum 25. September täglich von neun bis 18 Uhr.

Freunde der Oiden Wiesn wird es freuen, dass von ihr immerhin das Festzelt Tradition übrig geblieben ist. Es steht jetzt nahe der Ecke Bavariaring / Esperantoplatz. Es ist abends und auch nach dem ZLF bis zum Ende der Wiesn offen, kostet aber einen Extra-Eintritt von zwei Euro, der für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt wird. Direkt daneben wird es einen Dorfplatz mit Tanzlinde geben, wo ein Erzeugermarkt stattfindet und wo auch getanzt werden kann, denn auch Brauchtum und bäuerliches Handwerk sind hier Thema.

Bauern und Bäuerinnen zum Anfassen im weiteren Sinne findet man vermutlich auch beim Landjugendfest "ZLF-Landpartie" am Sonntag, 18. September, von 17 Uhr an und beim großen ZLF-Ball am Samstag, 24. September, jeweils im Festzelt Tradition. Bei Letzterem spielen von 18 Uhr an die Kapelle Josef Menzl und die Tanzgeiger aus Wien zum Tanz auf, zwei der besten Volksmusikformationen, die man im alpenländischen Raum finden kann.

Das vollständige Programm findet man im Internet unter www.zlf.de, es gibt auch einen umfangreichen Katalog (394 Seiten, sieben Euro).

© SZ vom 16.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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