Nach der Bundestagswahl:München wird immer schwärzer

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Wahlplakat von Florian Post: Der SPD-Kandidat hat im Wahlkreis München Nord verloren. (Foto: Robert Haas)

Die CSU hat sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen deutlich zugelegt. Die SPD liegt nur in einem einzigen der 25 Stadtbezirke zumindest bei den Erststimmen vorn. Besonders schmerzlich für die Sozialdemokraten ist das schlechte Ergebnis im Münchner Norden.

Von Dominik Hutter und Silke Lode

Plus 4,6 Prozentpunkte bei den Zweitstimmen, dazu zwei Abgeordnetenmandate über die Liste. Auf den ersten Blick ist das Resultat der Münchner SPD bei der Bundestagswahl durchaus vorzeigbar. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch klar: Die Sozialdemokraten sind derzeit weit entfernt davon, der CSU auch nur gefährlich zu werden.

So hat nur in einem einzigen der 25 Stadtbezirke ein SPD-Erststimmenkandidat die Nase vorn: im Bezirk Schwanthalerhöhe, der traditionell für außergewöhnliche Wahlergebnisse bekannt ist. Bei den Zweitstimmen liegt die CSU überall vorn - in den rot-grün geprägten Innenstadtquartieren machen sich SPD und Grüne gegenseitig Konkurrenz. Das früher zumindest in seinem Kern rote München wird schwärzer und schwärzer.

Münchner Norden ist Singhammer-Land

Besonders unangenehm ist für die SPD das Ergebnis im Münchner Norden. Kandidat Florian Post hat in allen Stadtbezirken seines Wahlkreises deutlich weniger Stimmen eingefahren als sein Vorgänger Axel Berg im Jahr 2009: minus 5,9 Punkte in Westschwabing, minus 4,9 in der Maxvorstadt.

Einst lagen rund um Hohenzollern- und Türkenstraße die klassischen Hochburgen der SPD. Nun ist dort, ebenso wie in Milbertshofen-Am Hart, Singhammer-Land. Und das sogar ziemlich deutlich: Der Fraktionsvize der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion kann auf insgesamt gut 18.000 Wähler mehr verweisen als Post. Das SPD-Ergebnis im Münchner Norden ist so schlecht, dass es statistisch die Partei insgesamt ins Minus zieht: Stadtweit ist der Erststimmenanteil um 0,1 Prozent zurückgegangen. Dabei können Claudia Tausend, Roland Fischer und Christian Vorländer eigentlich auf Zuwächse verweisen, bei Tausend immerhin 2,1 Punkte.

Gute Zeiten also für die CSU, die bei Erst- wie bei Zweitstimmen deutlich zugelegt hat. Mehr als 245.000 Münchner haben diesmal ihre Zweitstimme den Konservativen gegeben. Das sind etwa 90.000 mehr, als die SPD für sich verbuchen kann. Die Grünen haben 91.000 Wähler, die FDP 50.000. Auf Platz eins in der Zweitstimmen-Statistik aber stehen die Nichtwähler: 264.000 Münchner haben gar nicht von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht.

CSU gewinnt alle vier Münchner Wahlkreise
:Wie in alten Zeiten

Vor allem im Wahlkreis München-Nord war ein spannendes Rennen erwartet worden - doch SPD-Kandidat Florian Post hat keine Chance. Die CSU gewinnt alle vier Münchner Wahlkreise mit deutlichem Abstand. SPD und Grüne machen sich Mut für die Kommunalwahl im März.

Von Peter Fahrenholz, Dominik Hutter, Silke Lode und Melanie Staudinger

Die Stärke der CSU in München hängt unmittelbar mit dem Einbruch der Liberalen zusammen. Das Statistische Amt der Stadt hat am Montag eine Analyse der Wähler-Wanderungen vorgelegt, laut der von den 68.000 Stimmen, die die FDP verloren hat, 41.400 bei der CSU gelandet sind.

Auch die Alternative für Deutschland (AfD) hat ihren stärksten Stimmenanteil von enttäuschten Liberalen bekommen: 13.200 von insgesamt 29.200 AfD-Wählern haben im Jahr 2009 noch FDP gewählt. Gewildert hat die neue Partei auch bei CSU und SPD in gleichen Teilen (je knapp 2000 Stimmen) sowie bei der Linken (2500 Stimmen).

Der zweite große Verlierer, die Grünen, mussten vor allem an die SPD Stimmen abgeben. Fast jeder Fünfte, der 2009 die Grünen gewählt hatte, hat sich nun für die SPD entschieden. Die Linke konnte nicht einmal die Hälfte ihrer Wähler aus dem Jahr 2009 wieder von sich überzeugen. Jeder Zehnte stimmte lieber für die SPD - und jeder Vierte ging gar nicht mehr zur Wahl.

Die treuesten Wähler hat die CSU: Mehr als 90 Prozent ihrer Unterstützer aus dem Jahr 2009 haben auch 2013 wieder schwarz gewählt. Konstanter sind nur die Nicht-Wähler: 93 Prozent blieben dabei, sich für keine Partei zu entscheiden.

Wo steht die Urne?

Das Wohl und Wehe der Parteien hängt nach wie vor stark davon ab, wo die Wahlurnen stehen. Die CSU räumt weiter in ihren klassischen Hochburgen am Stadtrand ab: mehr als 50 Prozent Erststimmenanteil in Trudering-Riem, Feldmoching-Hasenbergl sowie im Nordwesten. Rekordhalter bei den Zweitstimmen ist Allach-Untermenzing mit 48,2 Prozent.

Die SPD muss sich dagegen in vielen der zentralen Quartiere mit den Grünen um Stimmen balgen, die im Bezirk Schwanthalerhöhe, in der Isarvorstadt, Au-Haidhausen und Sendling trotz deutlicher Verluste erneut die 20-Prozent-Marke knacken und damit bei den Zweitstimmen auf Augenhöhe mit der SPD liegen. Zusammengerechnet hat Rot-Grün nach wie vor in vielen Innenstadtbezirken eine klare Mehrheit. Anders als 2009 haben die Grünen allerdings in keinem einzigen Viertel mehr Zweitstimmen eingefahren als die SPD.

Die FDP hat zwar nicht einmal mehr halb so viele Wähler wie noch 2009. In Bogenhausen oder Schwabing-Freimann können die Liberalen mit mehr als zehn Prozent der Zweitstimmen noch immer locker mit den Grünen mithalten. Die Linke, die in München unter die Fünf-Prozent-Marke fiel, hat ihre Hochburgen auf der Schwanthalerhöhe (7,8 Prozent) sowie in Sendling und Obergiesing-Fasangarten (jeweils 6,1). Die Piraten sind mit 3,5 Prozent ebenfalls auf der Schwanthalerhöhe am stärksten. Dort erreicht die CSU nur 25,8 Prozent - ihr stadtweit schlechtestes Resultat.

Sollten Freie Wähler und ÖDP im März 2014 ein ähnliches Ergebnis einfahren wie am vergangenen Sonntag, müssen sie um ihren Wiedereinzug in den Münchner Stadtrat bangen. Für die rechtsradikale NPD stimmten nur 0,4 Prozent der Münchner.

© SZ vom 24.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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