Tarifreform:Bei diesen MVV-Preisen muss die Leistung stimmen

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Über das Tarifsystem des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) schimpfen viele. (Foto: picture alliance / dpa)

Natürlich ist das Tarifsystem undurchschaubar. Aber andere Probleme wie fehlende Strecken, Fahrzeuge und Mitarbeiter schrecken die Kunden mehr ab.

Kommentar von Kassian Stroh

Über das Tarifsystem des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) zu schimpfen, ist so, wie sich über die hohen Bierpreise auf der Wiesn zu mokieren: Beifall kriegt man immer, aber innovativ ist es nicht und erfolgsversprechend noch weniger. Ja, das Preissystem ist für Einheimische kaum zu durchschauen, für Touristen noch viel weniger, und manch einen mag das davon abhalten, in Bus oder Bahn zu steigen.

Und dass die angekündigte Generalüberholung nun eher ein Reförmchen werden dürfte, wird die Kritiker wieder einmal bestätigen. Aber dies war zu erwarten: Der MVV befördert Innenstadt- wie Umlandbewohner und wird von zig Kommunen, der Bahn, dem Freistaat und der Münchner Verkehrsgesellschaft betrieben - mit all ihren widerstreitenden Interessen. Vor diesem Hintergrund kann es wohl ein einfaches und zugleich gerechtes Preissystem gar nicht geben. Es sei denn, die öffentliche Hand wäre bereit, viel mehr Steuergeld in den MVV zu pumpen - wofür es aber keine Anzeichen gibt.

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Denn die Kommunen und der Freistaat sind ja schon völlig verhakt beim eigentlichen Grundproblem, das sie lösen müssten: Der öffentliche Nahverkehr im Großraum München hat ein Kapazitätsproblem. Schon jetzt, und erst recht in naher Zukunft, wenn noch mehr Menschen hier leben werden. In die Infrastruktur muss also investiert werden, in neue Strecken, neue Fahrzeuge, mehr Personal.

Das widerspricht doch nicht der Sinnhaftigkeit einer Reform des Preissystems, ließe sich einwenden. Richtig. Daher ist es gut, dass der MVV daran arbeitet, auch wenn er nur kleine Schritte macht. Nur darf letzteres nicht als Ausrede dafür benutzt werden, das Grundproblem der Infrastruktur zu vernachlässigen. Vor allem, wenn man an die Kunden des MVV denkt, die Fahrgäste.

Für die ist nämlich zentral, dass der Nahverkehr funktioniert, wenn sie schon so viel dafür zahlen. Dass sie halbwegs verlässlich und pünktlich zur Arbeit oder zum Arzttermin kommen. Wenn das klappt, dann sind sie bereit, auch höhere, in Teilen vielleicht ungerechtere Tarife zu zahlen. Dies schreckt weniger ab als die Leistung, welche die Verkehrsbetriebe derzeit liefern.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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