Tickets für den Nahverkehr:MVV erhöht die Preise so stark wie kein anderer Verbund

Tickets für den Nahverkehr: SZ-Grafik; Quelle: MVV

SZ-Grafik; Quelle: MVV

  • Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) erhöht die Fahrpreise so stark wie kein anderer vergleichbarer Tarifverbund in Deutschland.
  • Im Durchschnitt nehmen sie zum Dezember um 2,9 Prozent zu.
  • Das Semesterticket soll aber verschont bleiben.

Von Christian Krügel

Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) erhöht in diesem Jahr die Fahrpreise so stark wie kein anderer vergleichbarer Tarifverbund in Deutschland. Die MVV-Gesellschafter Stadt München, Landkreise und Freistaat stimmten am Freitag einer Preiserhöhung zum Dezember von 2,9 Prozent im Durchschnitt zu. Am deutlichsten wird die Steigerung bei der Streifenkarte, die dann mit 13,50 Euro gleich 50 Cent mehr kosten wird als bisher. Etwas moderater fällt die Erhöhung bei den Zeitkarten aus.

Damit liegt der MVV noch vor Nürnberg, wo die Preise heuer um 2,6 Prozent steigen werden, und weit entfernt von Berlin (0,5 Prozent) und Hamburg (1,4 Prozent). Entsprechend scharf fällt die Kritik von Fahrgastvertreter Andreas Nagel aus: "Diese Tariferhöhung lässt sich nicht mit den bisherigen Leistungen der Verkehrsunternehmen rechtfertigen, sie ist ein Vorschuss auf Verbesserungen." Tatsächlich sehen das die Landräte im MVV ganz ähnlich: Sie wollten heuer komplett auf eine Preiserhöhung verzichten.

Denn die MVV-Einnahmen seien derzeit mit rund sieben Prozent mehr deutlich im Plus. Doch eine Nullrunde "war bei den Mitgesellschaftern leider nicht mehrheitsfähig", so der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß. Die Landräte hätten deshalb der Erhöhung "zähneknirschend" zugestimmt. Dazu war nach SZ-Informationen Anfang der Woche ein Spitzengespräch auf höchster Ebene notwendig. Denn hinter der Kalkulation steckt offenbar auch ein politischer Deal mit einigem Vorlauf. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hatte gefordert, das Semesterticket für Studenten deutlich zu verteuern - von bis zu 40 Prozent war offenbar die Rede.

Das wäre aber wohl das Ende des begehrten Angebots gewesen, weshalb der MVV einer Verteuerung zum Wintersemester um "nur" 20 Prozent zustimmte. Hätten die MVV-Gesellschafter nun auch noch eine Nullrunde bei allen anderen Tickets beschlossen, hätte das zu weiteren Finanzierungslücken bei der MVG geführt. Die muss höhere Personalkosten schultern und ihren Fuhrpark erweitern. Rund 25 Millionen Euro soll die Tariferhöhung nun bringen, "Geld, das wir im Verbundsystem sehr gut brauchen können", so MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag.

Auch OB Dieter Reiter (SPD) verteidigt die Preiserhöhung als "Grundlage für eine dauerhafte Fortsetzung des Semestertickets". Den Landräten bleiben zwei Erfolge: Die Preise für Zeitkartenbesitzer steigen im Schnitt nur um 2,7 Prozent. Und erstmals bekommen die Landkreise eine Million Euro extra, um die Kosten für das erfolgreiche, aber defizitäre Bussystem in der Region ein wenig zu kompensieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: