Muslime in München:Und die Moschee kommt doch

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Nach dem Aus für die Moschee in Sendling gibt es neue Pläne eines Penzberger Imams - und diesmal ist selbst die CSU überzeugt.

Monika Maier-Albang

Vor zwei Wochen erst mussten die Türken in Sendling ihre Moschee-Pläne am Gotzinger Platz beerdigen. Nach jahrelangem Gezerre um Bebauungspläne und Finanzierung und viel emotionalem Widerstand einiger Sendlinger gaben sie auf. Nun sieht es so aus, als käme dafür ein anderer zum Zug: der Penzberger Imam Benjamin Idriz.

Seit drei Jahren arbeitet der gebürtige Mazedonier, der seit 1995 in Deutschland lebt, an einem Projekt, das sich "ziem" nennt: "Zentrum für Islam in Europa - München". Das Zentrum soll bestehen aus einer großen und attraktiven Moschee, aus Gemeinderäumen mit Kindergarten und Seniorenbereich, einer öffentlichen Bibliothek und einem islamischen Museum.

Geplant ist auch eine Akademie, in der angehende muslimische Seelsorger und Religionslehrer eine fundierte theologische Ausbildung erhalten und dabei einen liberalen, europäischen Islam vermittelt bekommen sollen.

Das Projekt, sagt Stefan Jakob Wimmer, der stellvertretende Vorsitzende des Trägervereins, richte sich "gegen die Fehlentwicklungen einer bisher nicht geglückten Integration und gegen eine weitere Ausbreitung aggressiver und traditionalistischer Richtungen in Deutschland". Kurz: Die Muslime in der Stadt sollen mit ihrem Glauben im Europa des 21. Jahrhunderts ankommen.

Dafür, dass dieses Zentrum Realität wird, haben sich am Freitag fraktionsübergreifend SPD, Grüne und FDP ausgesprochen - und sogar die CSU, die die Sendlinger Moschee noch abgelehnt hatte, ist diesmal mit an Bord. In Sendling, sagt CSU-Fraktionschef Josef Schmid, sei vieles schief gelaufen: falscher Ort, falsche Architektur. Die Anwohner seien von den ditim-Leuten nicht rechtzeitig in die Planung einbezogen worden.

Ditim ist der Münchner Ableger des Verbandes Ditib, welcher der türkischen Regierung nahesteht. Die CSU hatte sich von Rot-Grün bei der Planung überrumpelt gefühlt; die rot-grüne Rathauskoalition warf ihr Populismus auf dem Rücken der Muslime vor. Ziem aber, sagt Schmid, sei nun "das richtige Projekt": initiiert von Muslimen, die einen europäischen Islam vertreten, Deutschland als ihre Heimat sehen, ein Projekt, das "vorhandene Gräben zuschütten wird".

Im Januar 2009 organisierte Münchens dritter Bürgermeister Hep Monatzeder mit Idriz eine Reise nach Sarajevo, an der auch Schmid teilnahm. Eine Gelegenheit, sich kennenzulernen. Einen Monat später stellte Idriz sein Projekt im Stadtrat vor. Auch auf Landesebene gibt es Unterstützer, etwa die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Margarete Bause, und den ehemaligen Landtagspräsidenten Alois Glück (CSU).

Skeptisch ist bislang das Innenministerium, da die Penzberger Gemeinde, der Idriz vorsteht, im Verfassungsschutzbericht erwähnt wird. Der Verfassungsschutz wirft der islamischen Gemeinde Penzberg eine Verbindung zur Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) vor, was die Penzberger Gemeinde, die keinem der alteingesessenen Islam-Verbände angehört, vehement bestreitet.

Auch Monatzeder ist, wie Schmid, von der Integrität der Ziem-Initiatoren überzeugt. Er habe sie "in vielen Gesprächen erlebt" und kenne ihr "deutliches Bekenntnis zu rechtsstaatlichen Werten sowie zur Gleichberechtigung von Mann und Frau".

Wo das Zentrum gebaut wird, ist noch offen. Angedacht ist, es auf dem jetzigen Platz des städtischen Bauhofs an der Dachauer Straße anzusiedeln - ein Areal, das ganz neu und viel attraktiver gestaltet werden soll. Eine gute, repräsentative Lage soll es in jedem Fall sein, die Fraktionen haben die Verwaltung mit der Suche "eines geeigneten Grundstücks in der inneren Stadt" beauftragt.

In Penzberg hatte der aus Bosnien stammende Augsburger Architekt Alen Jasarevicben eine moderne Moschee errichtet. Eine Kostenplanung gibt es noch nicht. Der Verein würde Zuschüsse erhalten für den Kindergarten und das Alten- und Servicezentrum, wie andere öffentliche Trägern auch, und müsste ansonsten die Finanzierung selbst stemmen.

Die Penzberger Moschee hatte der Emir von Sharja, Mohammed Al-Quasimi, finanziert. Er steht auch in München als Geldgeber bereit, sofern es keinen politischen Streit um das Vorhaben gibt. Eine Voraussetzung, die nun vielleicht erstmals geschaffen ist.

© SZ vom 20.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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