Musik in München:Dirigenten wollen junges Publikum ansprechen

Lesezeit: 2 min

Üben macht nicht immer Spaß, Musik schon: In Dachau wünscht man sich eine Musikschule. (Foto: dpa)
  • Münchens große Orchester und ihre Dirigenten wollen mehr Angebot für das junge Publikum schaffen. Der Chef der Philharmoniker kündigt sogar ein eigenes Festival an.
  • Der Dirigent des BR-Symphonieorchesters Mariss Jansons möchte eine ganze Musikwelt für Kinder und Jugendliche schaffen.

Von Christian Krügel, München

Münchens große Orchester und ihre Dirigenten entdecken die Jugend: Valery Gergiev, neuer Chef der Philharmoniker, kündigte am Freitag ein eigenes Festival für vorwiegend jüngeres Publikum an. Sein Kollege Mariss Jansons, Maestro bei den BR-Symphonikern, geht noch weiter: Er möchte in München eine ganze Musikwelt für Kinder und Jugendliche schaffen. Vom Kindergartenalter an sollen Buben und Mädchen dort an klassische Musik herangeführt werden.

Proberäume in München
:180 Euro - für den Mittwoch

Wände aus Pappe, Räume ohne Heizung oder Toiletten: Wer Popmusik machen will, muss leiden. Doch nirgends ist es so schwierig, einen akzeptablen Proberaum zu finden, wie in München.

Von Felix Reek

Die Zahl der Konzert-Abonnenten ist in München in den vergangenen Jahren zwar deutlich gestiegen, allein das BR-Symphonieorchester hat inzwischen dreimal so viele Stammgäste wie zu Jansons' Amtsantritt 2003. Und auch die Nachfrage bei jungen und ganz jungen Besuchern ist groß: Familienkonzerte, Mitmachopern, Kindertage im Gasteig - alles ist regelmäßig ausverkauft und überbucht. Trotzdem treibt Valery Gergiev wie auch Mariss Jansons die Sorge um, dass es bald an Nachwuchs fehlen könnte - sowohl an talentierten Musikern wie auch an begeisterten Zuhörern. Beide kommen aus der russischen Tradition, musikalische Talente schon von klein auf konsequent zu suchen, zu fördern und auszubilden.

Musikgrundschule für Jugendliche

Etwas Ähnliches möchte Jansons in München gerne verwirklichen. Im Gespräch mit der SZ skizziert er die Idee einer großen Ausbildungs- und Erlebniswelt. Dort solle es einen Musikkindergarten, eine Musikgrundschule und "für Jugendliche von 13 bis 18 Jahre das Angebot einer echten fortgeschrittenen musikalischen Ausbildung, eine Art Musikgymnasium" geben, fordert der Dirigent. "Ich glaube, wir wären alle überrascht, wie viele Talente wir in München und Bayern dabei entdecken würden", sagt der 72-jährige Lette. Die Unterstützung für den Konzertsaal habe gezeigt, "welches Potenzial es für klassische Musik in München" gibt. Jansons erträumt sich diese Kinderwelt deshalb auch in der Nähe seines anderen Lieblingsprojektes: "Natürlich wäre es ideal, wenn das im Umfeld eines neuen Konzerthauses entstehen könnte, gefördert von Staat oder Stadt. In diesem Komplex könnte man auch ein Musikmuseum unterbringen." Sein Orchester könnte die Patenschaft für die jungen Musiker übernehmen.

Konzertsaal
:Seehofers Sackgasse

Die Entscheidung, den Gasteig um- statt einen neuen Konzertsaal zu bauen, vergrätzt auch viele CSU-Wähler. Doch ein Rückzieher ist nicht so leicht möglich.

Von Christian Krügel

Dass Jansons' Idee bald Wirklichkeit wird, ist freilich wenig wahrscheinlich. Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter bemüht sich seit Jahren, musikalische Früherziehung in Bayern auszubauen. Sie beriet dabei sogar die Staatsregierung, ihre Arbeit fand Eingang in die Lehrziele für Kindergärten. Dennoch beklagte sie vor einigen Monaten, dass im Bereich der Musikerziehung viel zu wenig vorankomme.

Auch Mariss Jansons gibt sich keinen Illusionen hin. Zunächst gelte es, das Projekt Konzertsaal zu verwirklichen. "Und wahrscheinlich denken viele, vor allem die Politiker: 'Jetzt kommt der verrückte Jansons schon mit der nächsten Idee' ", sagt er. "Aber wir sollten einfach schon einen Schritt weiterdenken - für die Kinder und für die Zukunft unserer Kulturgesellschaft."

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: