Münchner Verlag digitalisiert Kinderbücher:Wiedergeburt der Kinderhelden

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Kinderbücher auf dem iPad: Verlegerin Stephanie Fehr mit ihrer zweijährigen Tochter. (Foto: oh)

Sie heißen Pling, Plang und Plung oder die Bremer Stadtmusikanten: Die Helden aus den alten Kinderbüchern sind inzwischen aus den meisten Verkaufsregalen verschwunden. Verlegerin Stephanie Fehr erklärt, warum sie ihnen nun ein zweites Leben im Netz ermöglichen will.

Von Axel Hechelmann

Regentropfen, die durch die Kanalisation gesaugt, von Tieren getrunken werden und als Schnee vom Himmel fallen: Stephanie Fehr liebt Kinderbücher, wie das der Regentropfen Pling, Plang, Plung. Im Oktober 2012 hat die 32-Jährige den Goloseo-Verlag in München gegründet, der alte Kinderbücher digitalisiert. Die Besonderheit: die Bilder aus den gedruckten Büchern wurden für den E-Reader animiert, mit Geräuschen untermalt und man kann sich das E-Book wie ein Hörbuch vorlesen lassen.

SZ.de: Frau Fehr, ist die Zeit der gedruckten Bücher vorbei?

Stephanie Fehr: Die gedruckten Kinderbücher werden Gott sei Dank immer weiter bestehen. Kinder brauchen auch etwas Haptisches in den Händen. Trotzdem ist die Zeit der Tablet-Computer schon revolutionär. Das Digitale ist nun auch bei Kinderbüchern auf dem Vormarsch.

Das Buch "Pling, Plang, Plung die Regentropfen" erzählt die Abenteuer dreier Regentropfen im Wasserkreislauf. Wieso gehört so ein Buch auf den E-Reader?

"Pling Plang Plung" hat die Kinder Anfang der achtziger Jahre begeistert. Wir Eltern wollen unseren Kindern mit solchen Büchern dasselbe zeigen, was wir damals schon schön fanden. Außerdem lernen Kinder in dem Buch auf eine spielerische Art den Wasserkreislauf kennen.

Wieso haben Sie den Goloseo-Verlag gegründet?

Wir lieben Kinderbücher und haben einen Weg gesucht, wie wir so vielen Kinderbüchern wie möglich ein zweites Leben oder eine Geburt im Netz ermöglichen können. So können die Bücher zeitlos in der digitalen Welt existieren.

Was können digitale Kinderbücher, was gedruckte nicht können?

Ein gedrucktes Buch muss vorgelesen werden. Ein digitales Kinderbuch kann man sich auch vorlesen lassen. Geräusche sollte man auch nicht unterschätzen, sie können eine ganze Geschichte erzählen. Man kann damit unterstützend wirken und genauso ist es auch mit bewegten Bildern. Mit wenigen, gezielten Animationen kann man Dinge für ein Kind verständlich machen.

Wie ist das Buch "Die Regentropfen Pling, Plang, Plung" animiert?

Da sitzt zum Beispiel eine korpulente Dame mit einem Kaffee am Tisch. Einer der Tropfen ist etwas übermütig, und dann fällt er in die Kaffeetasse der Dame, so dass der Kaffee nach allen Seiten spritzt. Man kann das sehr schön mit einer Animation untermalen, es gibt ein Pflatsch-Geräusch und man sieht, wie der Kaffee nach allen Seiten herausspritzt. Die Frau, die erst ganz gedankenverloren da sitzt, reißt die Augen und den Mund vor Schreck auf.

Dürfen auch Autoren mit ihren eigenen Büchern zu Ihnen kommen?

Absolut. Die Konvertierung des Buches in ein E-Book muss der Autor mitbezahlen. Im Gegenzug verdient er ab dem ersten Buch. Die Bücher kosten zwischen vier und sieben Euro, der Autor bekommt etwa 30 Prozent.

Frau Fehr, wo wollen Sie in nächster Zeit mit ihrem Verlag hin?

Ich möchte so viele wunderbare Bücher wie möglich erhalten. Außerdem möchte ich den Goloseo-Verlag um Kinderlieder erweitern, weil ich das auch sehr wichtig und schön finde.

In seiner Startphase vertreibt der Goloseo-Verlag bisher die drei Titel "Die Regentropfen Pling, Plang, Plung", "Die Bremer Stadtmusikanten" und "Der Feuerdrache Minimax" für das iPad.

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