Münchner Straßen: Arnulfstraße:Kapitalismus und Schrebergärten

Beim Spaziergang durch die Münchner Arnulfstraße wird man so lange mit Bürogebäuden aus Glas und futuristischen Architektur-Ideen konfrontiert, dass man irgendwann froh ist, am Ende angekommen zu sein. Das dauert aber ganz schön lange. Ein Porträt In Bildern.

Benjamin Krischke

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(Foto: Benjamin Krischke)

Die Münchner Arnulfstraße ist vor allem eines: ganz schön lang. Sie zieht sich vom Münchner Hauptbahnhof, unter der Donnersbergerbrücke hindurch, bis ins beschauliche Nymphenburg, wo sie am Romanplatz endet. Wenn man die Arnulfstraße einmal bis zum Ende läuft, ist man etwa eine Stunde unterwegs oder anders gesagt: Man geht an zehn Tramstationen vorbei.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Vom Hauptbahnhof aus sieht man aus der Ferne bereits das Hochhaus des Bayerischen Rundfunks (Rundfunkplatz 1). 1949 wurde der BR gegründet. Neben seinem Hauptsitz in München und Büros, die auf die verschiedensten bayerischen Städte verteilt sind, unterhält der BR auch Korrespondentenbüros in Tel Aviv, Rom und Istanbul.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Ein paar Meter weiter (Arnulfstraße 52) stößt man bereits auf eine weitere, über Bayern hinaus bekannte Marke: Augustiner. In diesem Fall ist es der Augustiner Keller mit Restaurant und Biergarten. Hier kann man unter Kastanienbäumen, die eigens für den Biergarten angepflanzt wurden, seine Maß genießen. Der Schatten soll den Boden und dadurch das im Eiskeller gelagerte Bier zusätzlich vor Erwärmung schützen. 45 der über 100 Bäume stehen unter Naturschutz.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Gegenüber vom Augustiner Keller deutet sich aber bereits an, welches Bild sich dem Besucher kurz darauf erschließen wird. Denn hier, nahe des Münchner Hauptbahnhofs, findet man Münchens kapitalistische Seite. Was folgen sind zahlreiche Bürogebäude. Darunter befindet sich auch die Deutschlandzentrale von Apple.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Seit 2004 realisiert eine Immobilienfirma den Arnulfpark für Unternehmen mit Innenstadt-Anspruch und Bewohner, die sich nicht daran stören, wenn alle Häuser gleich aussehen. Hier wurden und werden zahlreiche große Glasbauten aus dem Boden gestampft und eine Umgebung geschaffen, die an sonnigen Tagen wirkt, als befinde man sich auf dem Reißbrett eines amerikanischen Vorstadt-Architekten. Die reinste Kapitalismus-Idylle.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Und so gestaltet sich vorerst auch der weitere Weg in Richtung Nymphenburg. Hier befindet sich auch eine Großbaustelle. Viel ist noch nicht zu erkennen, aber...

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(Foto: Benjamin Krischke)

... die Werbebanner zeigen bereits, was hier bald stehen soll: ein Glaskomplex, der geradezu futuristisch wirkt. Fehlen nur noch die Kunden. Das Schild "Büroflächen zu vermieten" trifft man in der Arnulfstraße übrigens häufiger an als ein Stopp-Schild. 

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(Foto: Benjamin Krischke)

Bürogebäude wohin man auch blickt. Die Devise lautet...

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(Foto: Benjamin Krischke)

... Glas und Geld, und...

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(Foto: Benjamin Krischke)

... Geld und Glas.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Eine Firma, die sich perfekt in die Optik der Arnulfstraße (Nr. 61) einpasst, ist der Autohersteller Mercedes mit seiner Münchner Niederlassung. Auf dem Turm befindet sich ein großer Mercedes-Stern, der sich unaufhaltsam dreht, und in der Vorweihnachtszeit ist das Gebäude als nobler Weihnachtskalender mit viel Rot und Gold gestaltet: Jedes Türchen ein Mercedes.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Nach Donnersbergerbrücke werden die Gebäude merklich kleiner und die Arnulfstraße sieht wieder richtig münchnerisch aus.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Schon fast am Ende angekommen, trifft der Spaziergänger auf zahlreiche Schrebergärten am Straßenrand. Die kleinen, mit viel Liebe gepflegten Gärten schaffen ein angenehmes Idyll. Vom Kapitalismus keine Spur mehr. Leider sind die Schrebergärten natürlich privat, deshalb muss man sich darauf beschränken einen Blick von der Straße aus zu erhaschen.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Zur Erholung ist der Hirschgarten, der direkt an die Arnulfstraße angrenzt, fast schon ein Geheimtipp. Denn der Park ist zwar groß, aber bei weitem nicht so überlaufen wie der Englische Garten. Auch Touristen verirren sich nur selten hierher, was wohl vor allem an der Tatsache liegt, dass man den Hirschgarten nur mit der Tram (16 oder 17) oder via S-Bahn mit Haltestelle Laim erreichen kann. Doch von dort sind es schon einige Fußminuten in den Hirschgarten. Also findet man hier selbst bei herrlichstem Sommerwetter und am Wochenende mit Sicherheit noch ein ruhiges Plätzchen für die Familie.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Anders sieht es im Königlichen Hirschgarten aus. Der Biergarten gilt mit seinen 8000 Sitzplätzen im Selbstbedienungsbereich als größter Biergarten in München und damit auch in Bayern. Trotzdem trifft man hier, im Gegensatz zum Biergarten am Chinesischen Turm, wesentlich häufiger auf Münchner. Da der Biergarten nicht so zentral liegt, muss man ihn schon gezielt ansteuern und kann nicht, wie im Englischen Garten, im Vorübergehen seine Maß zapfen lassen. Eine Attraktion gibt es dennoch: Zur späten Stunde findet sich täglich ein Feuerspucker ein, um die Gäste noch ein wenig zu unterhalten.

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(Foto: Benjamin Krischke)

Wenn man den Biergarten wieder verlässt, befindet man sich  am Ende der Arnulfstraße, und bekommt einen letzten Eindruck von der Länge, die man soeben zurückgelegt hat. Denn das letzte Schild, direkt am Romanplatz, trägt bereits die Hausnummer 300. 

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