Münchner Momente:Sex ohne Tiernamen

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In München gibt es jetzt einen Laden für Maniküre und Pediküre - nur für Männer. Im "Hammer & Nägel" wird man vermutlich gefragt, ob man die Fingernägel lieber mit dem Bolzenschneider oder mit der Flex gekürzt haben will

Von Franz Kotteder

Männer sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Frauen behaupten das schon länger, aber jetzt haben sie den Beweis. Es gibt in München nämlich einen neuen Laden, der heißt "Hammer & Nägel", Untertitel: "Maniküre und Pediküre - Nur für Männer!" Erstaunlich, dass er sich in der Blumenstraße befindet und nicht ein paar Meter weiter in der Frauenstraße. Würde nämlich noch viel besser passen. Im Schaufenster stehen verschrammte Benzinkanister aus Blech, komische Messgeräte aus grauer Vorzeit, Schraubzwingen und andere handwerkliche Geräte, die aussehen wie aus dem Manufactum abgestaubt. Drinnen schwarze Wände und eine altmodische Werkbank aus stabilem Holz, alles wahnsinnig männlich eben. Vermutlich wird man gefragt, ob man die Fingernägel lieber mit dem Bolzenschneider oder mit der Flex gekürzt haben will. Die richtige Antwort wäre selbstverständlich: "Mit dem Bolzenschneider hast du bei meinen Pfoten keine Chance, Kindchen!"

Ist natürlich alles Schmarrn. Was ein richtiger Kerl ist, der hat keinen blassen Schimmer, was Mani- oder Pediküre überhaupt sein könnte und vermutet dahinter höchstens etwas Versautes. Die Zielgruppe des Schönheitsstudios in der Blumenstraße aber scheint eher von der Art zu sein, die morgens beim Bäcker ein Schoko-Croissant kauft und sich dann in einen gentrifizierten Kramerladen im Schlachthofviertel oder auf der Schwanthalerhöhe verzieht, um bis spät in die Nacht im beleuchteten Schaufenster vor dem Computer zu hocken und mittels CAD geile Carports für Doppelhaushälften im Speckgürtel zu entwerfen. In der Mittagspause gibt es vom Lieferservice dann den Fitnesssalat, aber ohne Putenstreifen. Männer dieser Art sind entschiedene Gegner der Praxis, sich beim Sex Tiernamen zu geben. Denn das ist nicht vegan.

Gendertechnisch, klar, muss da ein Ausgleich her. Wenn man schon Mädchen-Dinge macht, dann muss man wenigstens so tun, als wären das Hobbys für Typen wie Chuck Norris oder Bruce Willis. Wir warten jetzt noch auf den Ponyhof für harte Kerle und das Oma-Café, in dem sich Dreitagebärte mit Gelfrisuren zum Kaffeekränzchen treffen. Lange kann's ja nicht mehr dauern.

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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