Münchner Momente:Nächster Halt: Nervensäge

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Jetzt kann man nicht einmal mehr in Ruhe U-Bahn fahren: Wer Pech hat, wird zum Spielshow-Kandidaten

Von Andreas Schubert

Gibt es eigentlich Münchner, die Barry Werkmeister nicht kennen? Für alle Banausen: Das ist jener brillante Fernsehmann, der sich auf München TV seit vielen Jahren mit großartigen Berichten von der Wiesn und mit Spielshows hervortut. München TV ist wiederum der Sender, der wie kein anderes Medium auf brillante Weise das Image der Stadt als betuliches Millionendorf hegt und pflegt. Und der Werkmeister Barry, nach eigenen Angaben Moderator "für das anspruchsvolle Unterhaltungsformat", der tut sein Bestes, damit sich das ja nicht ändert. Kürzlich muss er wieder einen kreativen Schub gehabt haben. Denn jetzt macht er sich nicht mehr über Leute auf der Wiesn lustig, die kein Deutsch können, sondern sucht MVG-Fahrgäste heim und überredet sie zu Spielchen: ein bisschen Rate- und ein bisschen Geschicklichkeitsspiel, ein bisschen sich vor den anderen Fahrgästen zum Volldeppen machen - Klassiker!

Und Quiz geht eh immer, da ist es auch nicht schlimm, wenn der Werkmeister der anspruchsvollen Unterhaltung dann zum Beispiel aus dem Fischbrunnen am Marienplatz einen Fischerbrunnen macht. Mei, wer kann das schon auseinanderhalten? Ist ja kein Bildungsbürger-TV auf Arte; und einer jungen Frau dabei zuzuschauen, wie sie vergeblich versucht, in der U-Bahn einen Ball in einem Minibasketballkorb zu versenken, hat auf der Har-Har-Skala von eins bis zehn mindestens eine Fünf.

Dieses Format hat Potenzial, Dank gebührt dafür ausdrücklich auch der MVG, der ja schon seit jeher ein Hang zum skurrilen Humor nachgesagt wird. Die wenigen Nachteile der Show sind, dass man nie sicher sein kann, wo man den Spaßmachern von München TV begegnet, eine U-Bahn wenig Fluchtmöglichkeiten bietet und man auf dem Weg zur Arbeit meist noch nüchtern ist. Denn mit ein paar Mass intus lacht man auch über den Werkmeister Barry. Kein Wunder, dass er sich ausgerechnet auf der Wiesn so wohl fühlt.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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