Münchner Momente:Ist ja zum Knüllen

Lesezeit: 1 min

Beifahrer, Falk-Pläne, Navigationsgeräte - kann man alles vergessen. Die neuen "Crumpled Maps" geben ganz neue Orientierung

Von stephan Handel

Navigationsgeräte früherer Generationen sahen so aus: Auf dem Beifahrersitz saß die Gemahlin, der Sohn oder ein Kollege mit einem Stadtplan auf den Knien und dirigierte den Fahrer anhand der daraus gewonnenen Informationen nach links und nach rechts, um einen halben Kilometer später festzustellen, dass es doch gescheiter gewesen wäre, nach rechts abzubiegen. Oder nach links, jedenfalls anders. Ein Stadtplan, auch das muss heutzutage vielleicht dazugesagt werden, war eine Art ausgedrucktes Google Maps, allerdings nur für eine Kommune, und die Suchfunktion bestand in einem alphabetischen Register. Insbesondere die beliebten Falk-Pläne zeichneten sich durch eine ausgeklügelte Faltung aus, deren herausragendes Merkmal war, dass man sie nie mehr in den Originalzustand zurückbekam, wenn sie erst einmal auseinandergefaltet waren.

Braucht heute kein Mensch mehr. Heute ist jedes Kaff mit seinem Straßennetz und eventuell entgegenkommenden Schwertransporten im Handy verzeichnet, und die Stimme, die dem Fahrer den Weg vorliest, hat gegenüber Gemahlin, Sohn und Kollegen den Vorteil, dass man sie ausschalten kann. Allerdings: Was, wenn das Handy weg ist? Oder das Netz? Oder das Datenvolumen? Das haben sich auch die Erfinder von "Crumpled Maps" gedacht - sie drucken jetzt wieder Stadtpläne, ganz analog, und gegenüber den kompliziert zusammengelegten Falk-Plänen haben ihre den Vorteil, dass sie vorgeknautscht sind: "To crumple" heißt zerknittern, die Landkarten sind dafür gedacht, achtlos in die Tasche gestopft zu werden.

Es gibt sie mittlerweile für die meisten Weltstädte und für München, was eine Ehre ist und praktisch noch dazu. Denn während sich früher die oft benutzten Seiten des Falk-Plans, im Fall München also etwa Schwabing und Glockenbach, von den Rändern her mehr und mehr auflösten, während Aubing auf Jahre hinaus jungfräulich blieb, sind die Knautsch-Pläne aus papierähnlichem Kunststoff wetter- und gebrauchsfest - und damit sogar im Vorteil gegenüber elektronischen Geräten, in manchen Fällen sogar gegenüber der Gemahlin.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: