Münchner Mittelaltermarkt:Ritter in Birkenstock-Sandalen

Zwischen Historien-Kitsch und Handwerkerromantik: Der Mittelaltermarkt am Wittelsbacher Platz lohnt einen Abstecher.

Helena Schwarzenbeck

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Zwischen Historien-Kitsch und Handwerkerromantik: Der Mittelaltermarkt am Wittelsbacher Platz lohnt einen Abstecher.Ein Mann in voller Rüstung stolziert mit hocherhobenem Haupt und Helm unter dem Arm über die Brienner Straße. Ein verirrter Kölner, der schon im Dezember auf Karnevals-Tour ist? Doch sobald man das Karee aus kleinen Holzhäusern am Wittelsbacher Platz betritt, wird klar, dass der Mann in Rüstung Teil eines größeren Spektakels ist: Ein mittelalterlicher Weihnachtsmarkt hat hier seine Pforten geöffnet - etwas fehl am Platze zwischen all den klassizistischen Bauten des Wittelsbacher Platzes, dafür aber genau richtig gelegen, um zumindest einen Teil der aus der Theatinerstraße strömenden, kaufwütigen Adventsbummler abzufangen.In der Tat bietet sich hier dem Besucher in dem sonst von Lametta und Blinklichtern dominierten Vorweihnachtswahnsinn ein wenig Abwechslung: Unter der Woche kann man in relativer Ruhe zwischen den zwergenhaften Hütten herumlaufen, einen Glühwein trinken und sich über die Ernsthaftigkeit amüsieren, mit der die Mittelalter-Fans Ritter und Burgfräulein spielen.Vor allem für Kinder ist der Markt ein Erlebnis. Doch auch für solche, die dem Mittelalter-Kitsch wenig abgewinnen können, kann ein Besuch lohnend sein, denn ...Texte: Helena Schwarzenbeck Foto: Helena Schwarzenbeck

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...hier gibt es kulinarische Besonderheiten, die auf anderen Weihnachtsmärkten selten zu finden sind, wie mit Brotteig umwickelte Fleischspieße...Foto: Helena Schwarzenbeck

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... Knödl und ganze Spanferkel. Gemütlich ist es an den kleinen Marktständen, das muss man zugeben. Auch wenn bei genauerem Hinsehen das eine oder andere Detail, wie ein neobarocker Eisen-Ofen, nicht ganz ins sonst aufwendig inszenierte Mittelalterbild passt. Viele der Garküchen sind...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...mittelalterlichen Häusern nachempfundenen und versuchen, soweit wie möglich auf moderne Technik zu verzichten. Zumindest da, wo es auffällt. Wenn das Handy klingelt, lupft auch der langhaarige Knappe in kühner Socken-Birkenstock-Kombination seinen Kittel und fasst sich in die Jeanstasche. Aber das kommt nicht oft vor, was sollen denn sonst die Leute denken? Geschäftssinn haben sie, die Mittelalter-Leute. Und so verwundert es kaum,...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...wenn der freundliche Sarazene mit dunkler Lockenpracht seinen Kunden sein Kärtchen mit Internetadresse in die Hand drückt. Der Süßigkeitenverkäufer outet sich auf Nachfrage als wahrlicher Mittelalter-Allrounder: Neben seinem "Spezereyen"-Stand vertreibt er auch Waffen, Kettenzeug, Schuhwerk, Keramik, Filme - und, man glaubt es kaum: Rohstoffe! Beeindruckend. Trotzdem merkt man, hier wird Mittelalter nicht nur verkauft- sondern auch gelebt: Weshalb sonst sollte man Mitglied bei den aktiven Burgenbauern von Guédelon sein? Andere Standbetreiber geben jedoch schnell zu, dass sie es mit der Authentizität nicht so ernst nehmen,...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...was zumindest ehrlich ist. Auch wenn die Schnäpse in der "Brennerey" (ja, mit "y" statt mit "i", soll wohl eher nach Mittelhochdeutsch aussehen) nicht nach Mittelalterart gebrannt sind, eine nette Geschenkidee sind sie trotzdem. Und ob schon die Menschen im 12. Jahrhundert Gewürze in ihren Wein mischten, ist letztlich auch egal,...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...Hauptsache, der Glühwein schmeckt. Leider fallen die meisten der im Programm des Marktes angekündigten Handwerksschauen unter der Woche aus. Allein...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...ein Schmuckverkäufer stellt seine Fertigkeiten zur Schau. Ein Kalligraph und eine Glasbläserin, für die der Markt wirbt, sind auch nach einer zweiten Runde um den Platz nicht auffindbar. Dafür ergibt sich ein interessantes Gespräch...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...mit einem bärtigen Herrn, der auch bei "Herr der Ringe" mitspielen könnte. Er verkauft Repliken von Kesseln, Messern und anderen schmiedeeisernen Gebrauchsgegenständen und gibt zu, dass man sich zwar um eine möglichst detailgetreue Nachahmung originaler Stücke bemüht, zur Herstellung jedoch gerne die moderne Technik in Anspruch nimmt. Elektrisches Licht hat er trotzdem keines in seinem Stand - als Einziger. Alle anderen Stände wissen, ihr Mittelalter-Sortiment bestens in Szene zu setzen. Und da gibt es viel zu sehen...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...von Helmen, über Panzer, Schwerter und Schilde, die aus allen möglichen Jahrhunderten nebeneinander drapiert sind, bis zu...Foto: Alessandra Schellnegger

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...handgefertigten Bögen, Köchern und Pfeilen. Stellt sich nur die Frage: Wer kauft so etwas? Der junge Mann mit englischem Akzent, der sich hinter einem Berg von Bögen verschanzt hat, erklärt dem fragenden Besucher, dass es Bogenschieß-Wettbewerbe gäbe, zu denen man solche handgefertigten Sportbögen bräuchte. Auf die Jagd dürfe man ja damit in Deutschland nicht gehen. "Leider", fügt er hinzu. Doch wer braucht Schwerter, Helme und Morgensterne? Wohl jemand, der beeindrucken will...Foto: Helena Schwarzenbeck

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... und zwar Mädchen, liebliche Maiden. Und auch die weiblichen Mittelalterfans können sich hier mit allem, was man als holde Maid so braucht, ausstaffieren: von langen Roben mit Schnürkorsett bis zu grellen Schleierkrönchen. In Erwachsenengröße, versteht sich. Stolz präsentieren sie sich...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...in voller Montur den Besuchern. Dass unter dem roten Rock die Turnschuhe herausluren - was soll's? Hauptsache die Atmosphäre aus schummriger Spelunkenstimmung, esoterisch-angehauchter Feenwelt und blecherner Ritterromantik stimmt. Damit der Werbende sein Können im Minnesang unter Beweis stellen kann...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...gibt es sogar Stände mit Instrumenten, die nach mittelalterlichem Vorbild gefertigt sind. Und wenn auch das noch nicht zum gewünschten Ziel führt, dann...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...tut es bestimmt ein weiches Fell für die Bettstatt. Ach ja,...Foto: Helena Schwarzenbeck

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...und Christbäume hat es im Mittelalter noch nicht gegeben, sollte noch gesagt werden.Der Mittelaltermarkt auf dem Wittelsbacher Platz; Öffnungszeiten: 26.11.-23.12.2010, täglich 11-20 Uhr. www.mittelaltermarkt-muenchen.deFoto: Helena Schwarzenbeck Texte: Helena Schwarzenbeck

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