Münchner Messe:Gewinn durch Wissen

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Wenn sich Kardiologen, Urologen oder Diabetologen treffen, dann tauschen sie nicht nur neue Erkenntnisse aus, sondern bringen der Stadt gute Umsätze. Aber auch im eigenen Interesse setzt die Messe auf noch mehr Kongresse

Von Pia Ratzesberger

Wenn im Osten Münchens die Firmen ihre Stände aufbauen und die Besucher durch die Hallen streifen, dann verdient die ganze Stadt. Denn die Gäste der Münchner Messe buchen sich in Hotels ein, nicht selten eher in die teuren. Der Taxifahrer kutschiert, der Verkäufer in den Fünf Höfen kassiert. Wenn zum Beispiel 30 000 Kardiologen zum Europäischen Kongress nach München reisen, bedeutet das bis zu 50 Millionen Euro Umsatz in der Stadt. München könnte also ziemlich davon profitieren, dass die Messe ihr Geschäft mit solchen Kongressen nun ausbauen will. Man wolle Zuhause wachsen, sagt Reinhard Pfeiffer, stellvertretender Messechef. "Das Ziel ist noch mehr Kongresse nach München zu holen, vor allem Events aus der IT-Branche."

Die Messe München verdient ihr Geld, indem sie eigene Messen organisiert aber auch Räume für andere zur Verfügung stellt, eben auch für Kongresse. Das Geschäft mit letzteren hat bisher nur fünf bis zehn Prozent am gesamten Umsatz betragen, die klassischen Messen sind nach wie vor am bedeutendsten. Im vergangenen Jahr hat der Konzern 277,4 Millionen Euro Umsatz gemacht, für dieses Jahr rechnet die Geschäftsführung sogar mit mehr als 400 Millionen Euro - weil dieses Jahr die Bauma stattfand und sich die Messe München zuletzt vor allem für das Ausland interessiert hat, auf 20 Prozent ist der Umsatz dort gestiegen. Das Unternehmen richtete im vergangenen Jahr 13 eigene Veranstaltungen in München aus, 17 außerhalb Deutschlands. Man kaufte etwa die größte Baumaschinenmesse Russlands, die CTT, veranstaltet mittlerweile auch eine Baumaschinenmesse in China.

Mit den Kongressen aber soll nun wieder die bayerische Landeshauptstadt gewinnen. Der Kongressbesucher gebe im Schnitt mehr Geld aus als der klassische Messebesucher, sagt Pfeiffer. Wohl auch, weil es bisher vor allem die Mediziner sind, die das Messegelände für ihre Kongresse buchen, die Kardiologen, die Urologen, die Diabetologen - letztere reisen diesen September wieder an. Die Kardiologen zum Europäischen Treffen dann im Jahr 2018, bereits zum vierten Mal. Sie sind nicht nur in München gern gesehene Gäste, die anderen deutschen Messestädte versuchen solch große Kongresse ebenfalls in ihre Hallen zu bringen, manche Kandidaten abzuwerben. Berlin etwa hat vor zwei Jahren den Citycube gebaut, Frankfurt ungefähr zur gleichen Zeit das Kongresshaus Kap Europa. Die Messe München erweitert derzeit ihr Gelände mit zwei neuen Hallen, C5 und C6. Denn das Unternehmen will noch mehr Branchen anziehen, vor allem diejenigen, die der Stadt ohnehin schon verbunden sind. "Bisher machen Medizinkongresse etwa 50 Prozent des Geschäfts aus, IT-Veranstaltungen 20 Prozent", sagt Pfeiffer. Erst 20 Prozent. Bisher veranstaltet die Messe zum Beispiel Bits and Pretzels, einen Kongress für Gründer. Der hatte in diesem Jahr aber nur ein paar Tausend Besucher - noch lange nicht so viele also wie der Kardiologenkongress.

© SZ vom 09.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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