Münchner Jurist:Lutz Libbertz war mehr als ein Staranwalt

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Lutz Libbertz ist, wie erst jetzt bekannt wurde, vergangene Woche nach kurzer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben. (Foto: imago/Lindenthaler)

Er vertrat Rudolph Moshammer, Roy Black und Bernd Eichinger: Jetzt ist der Münchner Anwalt Lutz Libbertz im Alter von 77 Jahren gestorben.

Nachruf von Wolfgang Görl

Er war einer dieser Juristen, die in der Boulevard-Presse, und mitunter nicht nur in dieser, als "Staranwalt" in den Schlagzeilen standen. Und er hatte eine prominente Adresse: Die Kanzlei Lutz Libbertz befindet sich in der exquisiten Maximilianstraße, und ebenso exquisit waren viele seiner Mandanten.

Libbertz vertrat Prominente wie den Modehändler Rudolph Moshammer, den Schlagersänger Roy Black, den Filmproduzenten Bernd Eichinger, den Wienerwald-Gründer Friedrich Jahn oder den Popmogul Dieter Bohlen. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Libbertz vergangene Woche nach kurzer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben.

Libbertz entstammte insofern einer Juristenfamilie, als sein Vater, der im Krieg gefallen ist, Staatsanwalt gewesen war. Nach dem Abitur am Maximiliansgymnasium studierte der junge Libbertz Jura an der Ludwig-Maximilians-Universität, an der Pariser Sorbonne sowie in Erlangen. Im Jahr 1970 gründete er die Kanzlei Lutz Libbertz - eine Institution, die auf allen möglichen juristischen Feldern tätig war: Familienrecht, Scheidungsrecht, Erbrecht, Gesellschaftsrecht, Vertragsrecht, Arbeitsrecht, Verkehrsrecht, Presserecht, Steuerrecht und natürlich auch Strafrecht.

Sein spektakulärster Fall

Einer der besonders spektakulären Fälle war der Strafprozess um den Überfall auf die Zweigstelle der Deutschen Bank in der Prinzregentenstraße im Sommer 1971, bei dem die Bankräuber Geiseln genommen hatten. Beim Befreiungsversuch durch die Polizei wurden eine junge Frau, die sich unter den Geiseln befunden hatte, sowie einer der Bankräuber erschossen. Libbertz verteidigte den überlebenden Räuber, Dimitri Todorov, der zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

In den Fällen, in denen er für Prominente in den Ring stieg, ging es in der Regel weniger blutig zu. Roy Black beispielsweise, der zu viel getrunken und daraufhin einen Verkehrsunfall verursacht hatte, half Libbertz, nicht allzu lange auf seinen Führerschein warten zu müssen.

Anwalt von Moshammer und Eichinger

Rudolph Moshammer leistete Libbertz juristischen Beistand, als der sogenannte Modezar Ärger mit einem Angestellten hatte. Nach Moshammers gewaltsamen Tod kümmerte sich der Anwalt um die Erbangelegenheiten, wobei es auch um die Frage ging, was aus "Daisy", dem berühmten Hund des Münchner Paradiesvogels, werden würde. Für Bernd Eichinger wiederum stritt er um Filmrechte.

Dabei war es beileibe nicht so, dass sich Libbertz nur um Stars und Prominente gekümmert hätte. Zum Beispiel im Familienrecht: Es sind ja nicht nur berühmte Paare, die sich hoffnungslos in die Haare geraten und vor Gericht einen Rosenkrieg austragen. Wer im Scheidungskampf von Libbertz vertreten wurde, hatte in der Regel keine schlechten Aussichten.

Und es konnte auch passieren, dass er vor einem ländlichen Amtsgericht einen junge Mann verteidigte, der mit 1,73 Promille sein Auto gegen einen Zaun gefahren hatte. Ein Allerweltsfall, für Libbertz aber Ehrensache, weil er mit der Freundin des Angeklagten Tennis spielte - und Tennis gehörte zu den ganz großen Leidenschaften des berühmten Anwalts. Darin war er fast so gut wie vor Gericht.

© SZ vom 29.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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