Tierpark Hellabrunn:Löwen gesucht

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Wegen Altersschwäche musste Löwin Tombi eingeschläfert werden. Nun lebt im Tierpark Hellabrunn noch Inka, doch auch die ist 19 Jahre alt. Gibt es im Münchner Zoo bald gar keine Löwen mehr zu sehen?

C. Mayer

Viele Besucher in Hellabrunn kannten diesen Anblick: Tombi macht ein Nickerchen in der Sonne, sie gähnt majestätisch, kuschelt mit ihrer besten Freundin Inka und wahrt ansonsten eine würdevolle Distanz zum Publikum. Fast zwei Jahrzehnte lang gehörte Tombi zu den beliebtesten Tieren im Zoo, auch wenn sie sich zuletzt etwas schwerfälliger bewegte - so ist das eben, wenn Raubkatzen alt werden, mit 19 Jahren hatte sie ungefähr so viel Erfahrung auf dem Buckel wie ein hundertjähriger Mensch.

Löwin Tombi musste eingeschläfert werden. Sie wurde 19 Jahre alt. (Foto: Tierpark Hellabrunn)

Zuletzt ging es einfach nicht mehr, die Löwin verweigerte die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, obwohl die Tierpfleger mit allen Tricks arbeiteten. Zoodirektor Andreas Knieriem entschied, das Tier einschläfern zu lassen. "Ich wusste gar nicht, dass Löwen so alt werden können", sagt Knieriem. In der freien Wildbahn, wo es täglich ums nackte Überleben geht, ist die Lebenserwartung deutlich niedriger.

Treue Besucher fragen sich nun besorgt, ob es bald gar keine Löwen in Hellabrunn mehr zu sehen gibt - schließlich ist die letzte ihrer Art, die Löwendame Inka, auch schon 19 Jahre alt. Der letzte männliche Löwe in den Isarauen war Ende 2008 überraschend an Herz-Kreislauf-Versagen gestorben - der 300 Kilo schwere Aramis, ein echtes Münchner Kindl, wurde nur acht Jahre alt. Sollte auch die Seniorin Inka bald das Zeitliche segnen, was sich angesichts ihres Alters abzeichnet, dann wird die Löwenanlage nicht lange leer bleiben, hofft der Tierparkdirektor. "Es gibt bereits Gespräche mit anderen Zoos, aber leider sind dort momentan nicht die Tiere verfügbar, die zu uns passen", sagt Knieriem.

Eines wird es in absehbarer Zeit nicht geben: junge Löwen oder sogar Löwenbabys. Ein Paar, das für Nachwuchs in Hellabrunn sorgen könnte, kommt schon aus Platzgründen nicht in Frage - für eine solche Vermehrung der Löwenpopulation wäre momentan kein Platz, "und ein Rückzugsgebiet für die Tiere haben wir auch nicht". Langfristig plant Direktor Knieriem daher eine Umsiedlung der Tiere und eine neue Anlage.

In der Zwischenzeit wird sich Hellabrunn eher um zwei ältere Tiere bemühen, die mit dem begrenzten Platz einer Einraumwohnung zurechtkommen. Zehn- oder zwölfjährige Löwen haben nicht mehr den gleichen Bewegungsdrang wie Jungtiere, aber noch ein paar gute Jahre vor sich: "Es könnten durchaus auch mal zwei reifere Löwen-Kater sein."

Momentan ruhen nun alle Blicke auf der greisenhaften Inka, die bisher keine Zeichen von übermäßiger Trauer über den Verlust ihrer Gefährtin erkennen lässt. Irgendwann, so hofft Knieriem, wird es wieder junge, heißblütige Löwen in München geben.

© SZ vom 10.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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