Ein Fallschirmspringer der Alliierten wird an der Kanalbrücke in Moosinning ermordet, ein 17-jähriger polnischer Zwangsarbeiter zum Tode verurteilt - weil er einen Apfel gestohlen hat. Auch vor dem Kreis Erding haben die Gräueltaten der Nazis nicht Halt gemacht.
Um das nie in Vergessenheit geraten zu lassen, hat Hans Niedermayer das Buch "Pflugschar und Hakenkreuz" überarbeitet und unter dem Titel "Der Landkreis Erding im Zeichen des Hakenkreuzes" neu herausgegeben. Sein Werk stellte der Autor als "Erdinger Land Nummer 22" bei der Mitgliederversammlung des Kreisvereins für Heimatschutz und Denkmalpflege im Weißbräu vor.
Die Präsentation des Buches und die Fassadenpreisverleihung für die Jahre 2009 und 2010 standen am Dienstag auf der Agenda des Kreisvereins. Der Rücktritt von Hartwig Sattelmair als Geschäftsführer kam dagegen - zumindest für die Öffentlichkeit - überraschend. Der Vorsitzende des Vereins, Landrat Martin Bayerstorfer, tat zwar so: "Hartwig Sattelmair hat mir seinen Rücktritt gerade erst mitgeteilt. Bedauerlich, allerdings bleibt er uns ja als Kreisheimatpfleger erhalten." Sattelmair selber sagte aber, schon lange mit dem Gedanken gespielt zu haben. Bayerstorfer habe Bescheid gewusst, die gespielte Überraschung sei lediglich ein rhetorisches Mittel gewesen.
Über 20 Jahre war Sattelmair Geschäftsführer. "Einmal muss ja Schluss sein", begründete er seinen Rücktritt. Richard Blanke wird in seine Fußstapfen treten. Gewählt wurde er allerdings nicht. "Er hat sich bereit erklärt, für vier Jahre das Amt kommissarisch zu übernehmen", sagte Bayerstorfer. Das gleiche gilt für Hans Schacherl. Weil Schatzmeister Giselher Rösch aus gesundheitlichen Gründen den Dienst quittieren möchte, tritt Schacherl seine Nachfolge bis zur nächsten Wahl an.
Nach der Klärung der Personalien stand wieder Niedermayers Buch im Mittelpunkt. 300 Seiten ist es stark, doch der 76-Jährige sagte: " Es ist gut lesbar, ohne wissenschaftlichen Apparat, was nicht bedeuten soll, dass ich bei der Recherche nicht genau war." Der erste Teil des Buches ist die überarbeitete Version von "Pflugschar und Hakenkreuz". Der Text wurde gestrafft und in Zusammenarbeit mit dem Erdinger Museum mit neuem Bildmaterial angereichert.
Im zweiten Teil hat Niedermayer Texte zusammengefasst, die er bereits in Tageszeitungen veröffentlicht hat. Thematisch geht es dort zum Beispiel auch um den aufrechten Pfarrer Korbinian Aigner, der fünf Jahre im KZ verbrachte, sowie um die Entnazifizierung Erdings nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
"Es wird gesagt, sie wäre ein Schlag ins Wasser gewesen und viele Nazis hätten später wieder Führungspositionen bekleidet. Das stimmt aber nur zu einem geringen Teil", sagte Niedermayer bei der Mitgliederversammlung. Sein neues Werk kann im Landratsamt für zehn Euro erstanden werden. "Bald wird es auch im Buchhandel an der Semptbrücke zu kaufen sein", erklärte der Autor.
Heuer waren für den Verein viele Preise für die schönsten Fassaden zu verleihen. Im vergangenen Jahr war die Zeit vor Weihnachten knapp bemessen, deshalb wurden nun die Gewinner von 2009 und 2010 gekürt, jeweils in fünf Kategorien. Besonders bemerkenswert ist der Preisträger in der Kategorie Denkmäler von 2009.
Josef und Anneliese Huber aus Wörth/Hörlkofen sanierten die völlig baufällige Hofkapelle Rottmann zwar unter fachlicher Begleitung des Landesamtes für Denkmalschutz, aber dennoch auf eigene Kosten. Kurios: Keine der zehn Bewerbungen für das Jahr 2009 in der Kategorie "Private Neubauten", war der Jury eine Auszeichnung wert. Für das laufende Jahr staubte die Familie Orthuber aus Oberding den Preis in dieser Kategorie ab, Architektin ihres Wohnhauses ist Regina Gaigl.