Negroni:Typisch unamerikanisch

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130 Whiskeysorten, 160 verschiedene Cocktails: Im Negroni mixen die Barkeeper ungewöhnliche Cocktails fernab der Klassiker. Das Ambiente dagegen ist unaufgeregt.

Isabel Meixner

Das Lokal nennt sich American Bar, doch wer das Negroni in Haidhausen betritt, findet keine Parallelen zu Übersee-Lokalen à la McDonald's oder Steakhouses. Die Cocktail-Bar ist vielmehr elegant und schlicht eingerichtet: An den Wänden hängen Lampen, deren Licht durch Milchglas gedämmt wird und den Raum in Orange tauchen. Platz nehmen die Gäste an dunkelbraunen Holztischen, in deren Mitte eine Teelicht steht. Die Sitze sind lederbezogen, im Hintergrund läuft ruhige Chillout-Musik.

Das gedimmte Licht, die leise Chillout-Musik und die Kerzen an den Tischen schaffen eine gemütliche Atmosphäre. An der Bar bereitet Barkeeper Adriano Paulus Cocktails vor. (Foto: Isabel Meixner)

Wer ins Negroni geht, möchte nicht wild feiern und Leute kennenlernen, sondern einen gemütlichen Abend mit Freunden verbringen und unter sich bleiben. Das zeigt sich auch beim Publikum: Hier ratschen junge Frauen mit gemütlichem Wollpullovern, dort lassen Männer in Anzug ihren Arbeitstag ausklingen, in der Ecke sitzt händchenhaltend ein Pärchen.

Was der Cocktail-Bar jedoch ein Hauch Amerika verleiht, ist die Whiskeyauswahl - insgesamt 130 verschiedene Sorten stehen aufgereiht in dem Regal hinter der Bar. Doch nicht nur bei den Whiskeys muss der Gast entscheidungsfreudig sein: Die Getränkekarte zeichnet über 140 Cocktails aus, was so manchen Besucher, der nicht so häufig Cocktails trinkt, unentschlossen darin blättern lässt.

Im Negroni ist man nicht nur stolz auf die große Cocktail-Auswahl, sondern vor allem auf die hauseigenen Kreationen. Bei über 30 Mischungen haben die Barkeeper die bekannten Pfade der Cocktail-Zubereitung verlassen und haben selbst ausprobiert, welche Geschmackrichtungen gut zusammenpassen. Heraus kommen Drinks wie "Ciao Bella" für 8,50 Euro, bei dem Wodka, Aperol, Grapefruit- und Zitronensaft mit Litschilikör gemischt werden. Der bittere Geschmack von Grapefruit und Zitrone wird durch die süße Litschi ausgeglichen.

Manchmal nehmen die Barkeeper auch bewährte Rezepte und ändern einzelne Zutaten ab. So etwa beim Jamaica Mule für 8,50 Euro. Hier wurde das Rezept des Moscow Mule verwendet, der aus Wodka, Ginger Beer und Limettensaft gemischt werden. Der Wodka wird durch jamaikanischen Rum ersetzt und das Getränk durch Vanille-Sirup abgerundet. Bei ihren Mischungen sparen die Barkeeper nicht am Alkohol, dafür aber an der Dekoration: Ein Stück Limette oder Orange ist bei solchen Preisen etwas mager.

Mit den eigenen Rezepten nehmen die Barkeeper auch an internationalen Wettbewerben teil; dabei konnten sie bereits einige Preise gewinnen, wie in der Getränkekarte nicht zu übersehen ist.

Was auf den ersten Blick nicht in die Welt der jamaikanischen Rumsorten, russischen Wodkas und amerikanischen Whiskeys passt, ist die italienische Speisekarte. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Barchef Michele Fiordoliva ist Italiener, und entsprechend können in der American Bar italienische Nudelgerichte oder Antipasti bestellt werden. Die Auswahl ist zwar nicht so groß und auch geschmacklich fällt sie hinter den Cocktails zurück. Aber es reicht als Grundlage für einen gemütlichen Abend .

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