München:Schnapsidee

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In seinem Keller hat Dave Douglas eine Minibrauerei, als ein paar Hopfendolden übrig blieben, experimentierte er herum - und war erfolgreich. (Foto: Stephan Rumpf)

Dave Douglas hat in der Küche seiner Doppelhaushälfte einen Hopfendrink entwickelt. Und obwohl er erst vor einem Monat mit der Produktion begonnen hat, wird die Spirituose nun schon auf der Wiesn ausgeschenkt

Von Thomas Anlauf

Der Mann steht im Baumwipfel und winkt. "Gute Äpfel", ruft er und klettert von dem alten Apfelbaum herunter. Eine große Tasche hat Dave Douglas gefüllt und trägt sie vom Vorgarten zur Rückseite seiner Doppelhaushälfte. Dort rankt sich Hopfen in mehreren Bahnen bis unters Dach. Den hat er selbst angebaut, im Keller hat Dave Douglas eine Minibrauerei. Vor zwei Jahren war es, da hatte er eine ganze Menge Hopfendolden übrig - "ich habe dann angefangen, damit zu experimentieren", sagt der 41-jährige US-Amerikaner. Das Experiment ist geglückt: Im Ammer-Zelt auf dem Oktoberfest wird seine Kreation nun erstmals ausgeschenkt.

So richtig begreifen kann Dave Douglas den Senkrechtstart seines Hopfengetränks noch gar nicht. Eigentlich hat er zunächst nur probiert, was man mit dem besonderen Geschmack des Hopfens außer Bier noch herstellen könnte. Vor ihm auf dem Wohnzimmertisch steht ein Einweckglas, in dem grüne Hopfendolden in Alkohol schwimmen. Sein erster Versuch. "Und ich musste es trinken", sagt seine Frau Katrin Zettler. Sie war am Anfang skeptisch, ob aus dem hochprozentigen Gebräu jemals etwas Schmackhaftes werden könnte. Aber Dave Douglas machte weiter. "Ich kann nicht still sitzen, ich muss immer was machen", sagt er. Nach Feierabend mischte der Ingenieur immer wieder neue Kombinationen, versuchte es mit anderen Hopfensorten aus der Hallertau. "Wir haben viele Proben mit Freunden gemacht", sagt er und lacht. Die Mägen der Freunde mussten einiges aushalten.

Doch irgendwann stimmte die Mischung. Drei Hopfensorten verwendet Douglas nun für sein Getränk, eine traditionelle und zwei neuartige aus Wolnzach. Dazu kamen einige "Botanicals" wie beim Gin, also ganz bestimmte Aromen, die dem Hopfentrunk beigemischt wurden. "Ich habe mir gedacht, das muss zum Beispiel mit Tonic schmecken, es sollte ein relativ einfacher Longdrink sein", sagt der 41-Jährige. Eiswürfel zum Hopfentonic, fertig ist der neue Drink.

Allerdings fehlte noch ein Name für die 35-prozentige Hopfenspirituose. Irgendwie sollte es zweisprachig sein, Dave Douglas kam schließlich erst vor zwölf Jahren von der Ostküste der USA nach Deutschland. "Zweisprachigkeit ist unsere Lebensrealität", sagt Katrin Zettler. Da Douglas seit einiger Zeit einen Knebelbart (englisch twisted moustache) nach Art von Salvador Dalí trägt, kam das Paar irgendwann auf die Idee, das bernsteinfarbene Getränk "Hopfentwista" zu taufen.

Ende Juli hatten sie das Patent angemeldet, seither läuft die eigenwillige Ein-Mann-Produktion. Aus Hygienegründen muss der Hopfentwista in einer professionellen Küche hergestellt werden, also reist Dave Douglas nun an den Wochenenden nach Günzburg, wo seine Schwiegereltern ein Hotel mit Restaurant betreiben. Wenn die Küche sonntags geschlossen ist, braut er dort bis zu 80 Liter am Tag. "So eine kleine Produktion ist schon viel Aufwand", sagt er. Schließlich muss er auch die Flaschen mit dem Bügelverschluss abfüllen und per Hand etikettieren und nummerieren.

Um Werbung für seinen neuen "Hopfentwista" zu machen, nahm sich Douglas extra Urlaub. Er zog mit seinen Halbliterflaschen durch Münchner Bars, organisierte im Glockenbachviertel auch ein Tasting. Der Geschmack kam an, seit kurzem gibt es den Hopfentwista nicht nur bei den Servus-Heimat-Läden, sondern auch bei Szenedrinks, dem Biervana und der Red Hot Bar in der Maxvorstadt. Und dann kam der Anruf, der dem Leben des Ingenieurs eine unerwartete Wendung geben könnte: In der Hühner- und Entenbraterei Ammer wird der Hopfentwista dieses Jahr auf der Getränkekarte stehen.

"Der Hopfentwista wurde uns von Bekannten empfohlen, wir haben probiert und waren gleich vom Geschmack überzeugt", sagt Wiesn-Wirt Josef Schmidbauer. Dave Douglas und die Geschichte des Getränks "waren uns sofort sympathisch". Auch dass das Getränk aus der Region kommt, war für das Ammer-Team von Bedeutung. "Also haben wir nicht lange überlegt und den Hopfentwista in unser diesjähriges Spirituosen-Sortiment aufgenommen", so Schmidbauer.

"Wir hätten nie gedacht, dass wir damit aufs Oktoberfest kommen", sagt Dave Douglas. Erst recht nicht schon einen Monat, nachdem er überhaupt mit der Produktion begonnen hat. Die ersten Flaschen sind schon ans Ammerzelt geliefert, im Keller hat er aber sicherheitshalber noch ein paar Kisten gehortet. Und falls der neue Hopfentwista ein richtiger Wiesn-Renner wird, muss wohl die Hotelküche der Schwiegereltern in Günzburg ein paar Tage lang kalt bleiben.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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