Moosach:Was du nicht willst, dass man dir tu...

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Wehrt euch: Astrid Reschberger (links) und Agnes Becker erklären den Schülern, wie sie sie bei Mobbing reagieren können. (Foto: Florian Peljak)

Moosacher Schüler sprechen bei der Einwohnerversammlung für Kinder mit Fachleuten über den Umgang mit Mobbing

Von Yasmin Ismail, Moosach

Die Stimmung im Stuhlkreis ist ziemlich locker, dabei geht es um ein ernstes Thema. Die Viertklässler knabbern an ihren Nussschnecken, während einer von ihnen aus dem Stegreif eine Idee formuliert. Man könne doch denjenigen fragen, ob er selber so behandelt werden wolle, schlägt Lukas vor. Anerkennendes Nicken von der Lehrerin zwei Plätze weiter, und auch Astrid Reschberger und Agnes Becker sind froh, dass die Schüler unbefangen auf ihr Vortragsthema reagieren. Denn es geht um Mobbing, um jenen perfiden Psychoterror also, der auch in Schulklassen um sich greift.

Gut 15 Schüler der Grundschule am Amphionpark sind ins Freizeitheim "Mooskito" in Moosach gekommen, um bei einer Einwohnerversammlung für Kinder und Jugendliche ihre Wünsche fürs Viertel zu äußern. Dabei bekommen sie zunächst von zwei Erwachsenen eine Art Unterrichtsstunde darüber, wie sie damit umgehen, wenn sie von ihren Mitschülern gehänselt, drangsaliert, gepeinigt, also mithin "gemobbt" werden.

Reschberger vom Projekt "Kisko - Konflikte in Schulklassen kommunikativ lösen" und Agnes Becker vom Deutschen Kinderschutzbund wollen sensibilisieren und aufzuklären - vor allem im Lichte des Amoklaufs am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) vor gut vier Monaten, bei dem der Täter selbst offenbar Rache nahm für Mobbing-Attacken von Mitschülern. "Das Thema Mobbing muss angesprochen werden, vor allem in unserem Bezirk. Vielleicht ist ein einziges Kind dabei, dass betroffen ist", sagt Wolfgang Kuhn (SPD) vom Moosacher Bezirksausschuss. Die wichtigste Botschaft der beiden Referentinnen an die Kinder lautet: "Wenn es jemandem nicht gut geht, dann muss gehandelt werden." Sie nennen die Mobbing-Täter "Aktive". Diese Aktiven seien keine schlechten Menschen, betont Becker. Dennoch dürfe man sie nicht einfach gewähren lassen. Mobbing sei ein schleichender Prozess, nicht zu vergleichen mit einem Streit, der nach einigen Tagen wieder vergessen sein kann. Die Schüler lernen von Becker und Reschberger: In einer Gemeinschaft wie einer Schulklasse kann es schnell passieren, dass ein Mitglied ausgeschlossen wird. "Wie bei Jesus", sagt Lukas, "der wurde gekreuzigt".

Wieder nickt Agnes Becker, auch wenn sie ein nicht ganz so grausames Beispiel für passender hält: Sie erzählt von einem Jungen, der einen Kindergeburtstag organisierte, dabei aber einem seiner Mitschüler einen späteren Termin nannte; so war dieser der einzige aus dem Klassenverband, der nicht dabei war. "Auch das ist Mobbing", legt sie den Schülern nahe.

Nach einer Stunde haben alle ihre Nussschnecken verspeist und damit auch das Mobbing-Thema hinter sich gebracht; nun ist es an den Kindern, ihre Wünsche und Anliegen für das Stadtviertel loszuwerden. Der 19-jährige Dzengis macht den Vorschlag, eine kleine Gesangskabine im "Mooskito" aufzubauen. So hätten geflüchtete Jugendliche eine Möglichkeit, ihr Erlebtes musikalisch zu verarbeiten, sagt er. Artur wünscht sich hellere und längere Beleuchtung am Fußballplatz vom Jugendtreff "Boomerang". Außerdem schlägt er vor, auf der Wiese neben dem Bolzplatz ein weiteres Fußballfeld zu errichten. "Viele Jugendliche wollen gleichzeitig spielen, da reicht der Platz einfach nicht aus", erklärte Artur.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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