Moosach:Schleichende Umwandlung

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Moosacher fühlen sich von GBW "getäuscht": Wohnungskonzern beruft sich indessen explizit auf Interessen der Mieter

Von Anita Naujokat, Moosach

Die Vorgehensweisen ähneln sich, die Reaktionen auch: Das Wohnungsunternehmen GBW kündigt Sanierungen für dieses oder jenes Objekt und ein wenig Ausbau an, wenig später ist dann vom Verkauf von Wohnungen die Rede. Erst jüngst fühlte sich der Westschwabinger Bezirksausschuss wegen der Umwandlung von Mietwohnungen an der Rhein-/Mainzer Straße "belogen", und das auch noch in einem Erhaltungssatzungsgebiet. Jetzt fühlen sich auch die Moosacher "getäuscht". Folgt man der GBW-Diktion, geschieht aber alles nur im Interesse der Mieter.

Die GBW hatte angekündigt, neben dem Hochhaus an der Hanauer Straße mit 54 Parteien auch den Block am Seydlitzplatz mit 88 Wohnungen zu sanieren. Anders als an der Hanauer Straße, wo auch ein Anbau und eine Aufstockung vorgesehen sind, sollte am Seydlitzplatz nur das Dachgeschoss ausgebaut, aber nicht erhöht werden. Das Unternehmen habe versichert, dass es zu keinen Luxussanierungen, keinen Entmietungen, keinem Verkauf und auch keiner Umwandlung in Eigentumswohnungen kommen solle, hatte Hannelore Schrimpf, Sprecherin der SPD-Fraktion des Moosacher Bezirksausschusses (BA), im September von einem Treffen berichtet.

In die jüngste Sitzung platzte dann die Nachricht, dass die GBW am Seydlitzplatz doch Wohnungen verkaufen wolle. "Wir sind sehr enttäuscht von diesem Verhalten", so Hannelore Schrimpf. "Rein theoretisch können wir keine Sanierung mehr gutheißen, wenn sich solche im Nachgang als Dolchstoß erweisen", sagte Martina Schröpfer (SPD), Vorsitzende des Unterausschusses Bau, Umwelt und Wirtschaft. "Das muss man sich künftig wohl sehr gut überlegen."

Zu den Gründen des Sinneswandels teilt die GBW der SZ auf Anfrage schriftlich mit, dass sie regelmäßig von ihren Mietern angesprochen werde, ob sie ihre Mietwohnung erwerben könnten. So auch am Seydlitzplatz, wo man ihnen daher die Möglichkeit zum Kauf einräume. Man verkaufe bevorzugt an bestehende Mieter zu Sonderkonditionen. So seien alle im Jahr 2014 verkauften Wohnungen des gesamten privatisierten Bestands - nicht nur in München - etwa zur Hälfte von Mietern erworben worden. "Nur wenn unsere Mieter ihre Wohnung nicht erwerben möchten, besteht auch für andere Interessenten die Möglichkeit zum Kauf." Bestehende Mietverträge behielten dabei ihre Gültigkeit, an die auch der künftige Vermieter gesetzlich gebunden sei.

Am Seydlitzplatz selbst sei bisher noch keine Wohnung verkauft worden, teilt die GBW mit. Man stehe erst am Beginn der Gespräche und wolle die Mieter eine etwaige Kaufentscheidung in Ruhe überdenken lassen, heißt es dazu. Wie viele überhaupt verkauft werden sollen, darüber gibt es keine Auskunft. Beide Objekte, das an der Hanauer Straße und am Seydlitzplatz, bestehen laut GBW einzig aus frei finanzierten und nicht geförderten Wohnungen. Für die Wohnungen an der Hanauer Straße gebe es derzeit keinen Beschluss zum Verkauf, das gelte auch für die weiteren Objekte der Gruppe in München - mit Betonung auf derzeit.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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