Moosach:Renaissance eines Gräberfelds

Lesezeit: 2 min

Der Friedhof an der Sankt-Martins-Kirche ist ein historisch bedeutsames Denkmal-Ensemble, das derzeit aufwendig saniert wird. Nach mehr als hundert Jahren können sich Moosacher dann dort wieder beerdigen lassen

Von Anita Naujokat, Moosach

In einem Teil des Friedhofs um die alte Sankt-Martins-Kirche sind seit Kurzem wieder Bestattungen möglich. Doch um den Friedhof wieder vollständig in Betrieb nehmen zu können, ist noch Arbeit und Geld erforderlich. Ihrem Ziel ist die Pfarrei Sankt Martin jedoch einen großen Schritt nähergekommen. Die Landeshauptstadt gewährt der Kirchenstiftung einen Zuschuss in Höhe von 100 000 Euro aus dem Kulturbaufonds, mit dem weitere zehn historische Grabmäler umfassend restauriert und konserviert werden können. Dies hat nun der Bauausschuss des Stadtrats beschlossen. Zuvor hatte bereits der Verwaltungsausschuss des Kulturbaufonds in nicht öffentlicher Sitzung über die Förderung beraten - mit dem einmütigen Ergebnis zuzustimmen.

Mit dem Pelkovenschlössl, der alten Sankt-Martins-Kirche, dem Friedhof und dem Pfarrhof sowie dem angrenzenden Vorplatz verfüge Moosach über einen Dorfkern, der in München als einmalig bezeichnet werden könne, heißt es in der Sitzungsvorlage. Unzweifelhaft ist für Stadtbaureferentin Rosemarie Hingerl auch, dass die alte Sankt-Martins-Kirche Münchens älteste Kirche ist. Auf dem Friedhof selbst, welcher der katholischen Kirchenstiftung Sankt Martin gehört, hatten seit 1910 bis auf wenige Ausnahmen keine Beerdigungen mehr stattgefunden.

1 / 3
(Foto: Catherina Hess)

Gerüste auf dem Gottesacker: Um den Friedhof für Begräbnisse nutzen zu können, müssen baufällige Grabstätten erhalten werden.

2 / 3
(Foto: Catherina Hess)

In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurden einige Gedenksteine abgestützt, andere beiseite geräumt.

3 / 3
(Foto: Catherina Hess)

Die Sankt-Martins-Kirche soll Münchens ältestes Gotteshaus sein.

Um den Friedhof wieder für Begräbnisse nutzen zu können, müssen diverse baufällige Grabstätten erhalten werden. Seit 2008 laufen die Arbeiten, koordiniert mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde, dem Erzbischöflichen Ordinariat, einer Restauratorin sowie Fachfirmen. Sämtliche Grabmäler wurden erfasst, zudem eine Prioritätenliste erstellt. Alle Beteiligten messen der Instandsetzung und Wiederinbetriebnahme eine hohe historische Bedeutung zu. Die Kirchenstiftung hat für die anstehende Restaurierung der zehn Grabmäler keine Mittel mehr, die Bauordnung der Erzdiözese München und Freising sehe keine Zuschüsse für Friedhöfe vor.

Das Landesamt für Denkmalpflege unterstützt das Projekt mit 25 000 Euro, auch die Mooseder-Stiftung und der Bezirksausschuss hatten sich beteiligt. Zudem war der Verwaltungsausschuss von dem Ergebnis der bereits restaurierten Grabstätten überzeugt. Das Projekt habe historischen Stellenwert und diene dem Erhalt des alten Dorfkerns. Auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege bestätigt die Denkmaleigenschaft des Friedhofs. Die Arbeiten sollen im Detail mit dem Fachbereich "Stein" am Landesamt abgestimmt werden.

Die historischen Grabstätten können sowohl Nachfahren als auch andere Moosacher belegen, müssen diese aber erhalten und gegebenenfalls restaurieren, sagt Pfarrer Martin Cambensy. Ist noch ein alter Name auf dem Stein vorhanden, erhält der neu Begrabene eine Zusatztafel. Sollte auf dem Originalstein keine Schrift mehr erkennbar sein, können die persönlichen Daten auch in die bestehende Platte graviert werden. Ganz neue Gräber müssen sich in Gestaltung und Größe dem bestehenden Gesamtbild unterordnen. Cambensy zufolge bietet der Friedhof etwa 150 alte und neue Grabplätze. Und er soll ein Friedhof für die Moosacher bleiben: Wer dort beerdigt werden wolle, müsse qua Satzung mindestens 15 Jahre in Moosach gewohnt haben. 50 Interessenten gebe es mittlerweile. Während der Arbeiten, die noch ein paar Jahre dauern können seien auch viele Knochen gefunden worden, die sich über die Jahrhunderte angesammelt hätten und nicht zuordenbar seien. Diese sind derzeit in der Kirche zwischengelagert; sie werden in einer Spezialkiste wieder bestattet.

Aus Mitteln des Vereins für Christliche Kunst in München wird der Friedhof darüber hinaus noch zwei moderne Kunstwerke erhalten: ein knapp vier Meter hohes steinernes Totenlicht des Berliner Bildhauers Michael Schoenholtz auf der Nordseite und auf der Platzseite ein Spektralkreuz, das in alle Richtungen weist. Ersteres sei ein alter Brauch und soll als ewiges Licht für alle verstorbenen Moosacher stehen, Letzteres soll nach allen Seiten hin die Osterbotschaft von der Wiederauferstehung senden, sagt Pfarrer Cambensy.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: