Moosach:Gegen das Glas am Gleis

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Ein Investor will das Giebeldach des Moosacher Bahnhofs durch einen transparenten Aufsatz mit zwei Stockwerken ersetzen, doch die Stadtviertel-Politiker lehnen diese Pläne entschieden ab

Von Renate Winkler-Schlang, Moosach

Der alte Moosacher Bahnhof ist kein Denkmal - und das ist ein Problem für die Lokalpolitik. Stünde das Gebäude nämlich unter Denkmalschutz, würde dies für den Bezirksausschuss Moosach manches leichter machen. Derzeit gibt es eine Voranfrage des inzwischen privaten Eigentümers des Gebäudes, statt des bestehenden Giebeldaches einen doppelstöckigen Glas-Aufbau auf den Bahnhof zu setzen. Im Bezirksausschuss löste dieses Ansinnen Entsetzen aus.

Für Johanna Salzhuber (SPD), Vorsitzende des Gremiums, und Planungsausschuss-Sprecher Armin Ziegler (SPD) ist der alte Bahnhof auch ohne offiziellen Denkmalstatus untrennbar mit der Geschichte Moosachs verknüpft. Nur weil es diese Bahnverbindung gab, siedelten sich Firmen wie Rathgeber in Moosach an. So begann mit der Produktion von Eisenbahnwaggons die Industrialisierung Moosachs. Auch das Eisenwerk Göggl sei ein Beispiel für die Bedeutung von Schienen - und Bahnhof. "Zeuge der Zeit" sei dieses frühere Ziegelhaus, das heute verputzt ist. Und es sei umgeben von anderen historischen Zeugen wie der alten Rathgeber-Villa gegenüber mit ihrem Tor-Turm und der früheren Bahnhofsgaststätte, die ebenfalls noch in ihrer ursprünglichen Form bestehe. Das alles müsse unbedingt erhalten bleiben.

Der Bauwerber verspreche Transparenz, was an und für sich schon ein Clou sein könne, so Salzhuber: "Aber das ist halt nie durchhaltbar. Wer da wohnt, braucht Wände." So lehnt der Bezirksausschuss das Vorhaben einhellig ab und machte dem Antragsteller auch keine Hoffnung, dass sich die Meinung durch kleinere Nachbesserungen verändern würde. Es gehe da schon eher ums Prinzip.

Klar ist den Stadtteilpolitikern, dass ihr Votum nur empfehlenden Charakter hat, denn die Entscheidung fällt die Lokalbaukommission im Planungsreferat. Und die muss genehmigen, was genehmigungsfähig ist.

Der Moosacher Bahnhof mit seinem Giebeldach. (Foto: Stephan Rumpf)

Doch Salzhuber rechnet sich gute Chancen aus, dass sich die Position des Bezirksausschusses durchsetzen lässt. Zum einen herrsche im Umfeld akuter Parkplatzmangel, eine weitere Nutzung bedeute aber nur noch mehr Autos. Der Bahnhof habe keine Garage. Zum anderen könne das aufgestockte Gebäude die im Baugesetz nötigen Abstandsflächen nicht mehr einhalten. Gegen eine Sanierung des Bahnhofs in seiner heutigen Form habe der Bezirksausschuss natürlich keine Einwände.

Nikolai Daniel Stoll vom Münchner Büro Keil, Stoll und Partner erklärt dazu, dass das Konzept seines Bauherrn - der nicht namentlich genannt werden wolle - gerade den alten Bahnhof wieder erlebbar mache, die Ziegelstruktur zutage fördere. Ein kleines Schatzkästchen sei der Bahnhof, das streiche das Konzept heraus. Er bleibe auch weitgehend erhalten - als Sockel für den Glasaufbau. Weggenommen würden nur der Anbau und das Dach, die beide erst viel später an das Original-Gebäude vom Anfang des vorigen Jahrhunderts angefügt worden seien.

Es sei ja in Moosach entlang der Bahn eine ganz neue Achse entstanden, so der Architekt weiter. Städtebaulich füge sich das Projekt da hervorragend ein - zumal es mit geplanten fünf Stockwerken, drei alte und zwei neue, immer noch unter der Höhenentwicklung in der Umgebung bleibe.

Welche Nutzung der Bauherr sich vorstellt, sei noch nicht ganz klar, Wohnen an Gleisen aber wohl eher schwierig. Der Bahnhof sei ja bestens erschlossen, daher kämen die künftigen Nutzer wohl ohnehin mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zusätzlich könne man in den umliegenden Gebäuden sicherlich Garagenplätze anmieten, so der Architekt weiter. Auch mit den Abstandsflächen sehe er kein Problem, alles bleibe gut belichtet und durchlüftet, eine Befreiung wäre da sicherlich möglich. Alles in allem, so Stoll, könnte der neue alte Bahnhof für Moosach eine "echte Bereicherung" sein.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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