Moosach:Ein Pilz sichert das Provisorium

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Stadt wird ein Teilstück der Dachauer Straße erst dann erstmalig herstellen, wenn die Bahn-Unterführung fertig ist

Von Anita Naujokat, Moosach

Lange Zeit hat es das Weiße Stengelbecherchen geschafft, größere Straßenbau-Aktivitäten an der Dachauer Straße nördlich der Eisenbahnunterführung zu verhindern. Dabei wird es zunächst auch bleiben. Denn eigentlich sollte die Straße zwischen der Gröbenzeller Straße und der Wildermuthstraße längst erstmalig hergestellt und ausgebaut sein. In diesem Abschnitt gilt die viel befahrene Hauptverkehrsachse immer noch als Provisorium. Doch der Schlauchpilz mit dem niedlichen Namen, der als Auslöser für das europaweite Eschentriebsterben gilt, stoppte vor sechs Jahren alle Pläne. Er hatte einen Großteil der an der Dachauer Straße bestehenden Allee - 79 von 124 Bäumen - befallen. Die Abteilung Gartenbau im Baureferat befürchtete, dass die geschädigten Bäume die im Zuge des Ausbaus geplante Um- und Wiedereinpflanzung nicht überleben würden. Sie hätten während der Sanierung in Baumschulen versorgt und später wieder an ihrem angestammten Platz eingesetzt werden sollen.

Der Stadtrat hatte für den Ausbau als Ziel definiert, dass der historische Charakter einer Chausseestraße bewahrt werden müsse. Doch die Bäume nur wegen des Ausbaus zu fällen, hielt das Baureferat seinerzeit auch nicht für vertretbar. Deshalb wollte man zunächst beobachten und abwarten, wie sich die Bäume weiter entwickeln. Die CSU-Stadträtinnen Kristina Frank und Heike Kainz hatten nun den Plan, die Sanierung der nördlichen Dachauer Straße mit dem Neubau der Eisenbahnunterführung zu verknüpfen, der in den kommenden sechs Jahren auf der Agenda von Bahn und Stadt stehen. Damit wollten die Stadträtinnen ein zweites jahrelanges Verkehrschaos verhindern.

Für den Neubau der Unterführung hat das Baureferat eine Bauzeit von mindestens zweieinhalb Jahren ohne Winterpausen veranschlagt, in denen die Unterführung komplett für den motorisierten Verkehr gesperrt werden müsse. Zudem halten es beide für sinnlos, die Unterführung auszubauen, die Dachauer Straße aber in ihrem alten Zustand zu belassen. Doch aus einer Zusammenlegung von Straßensanierung und Eisenbahnbrücke wird nichts.

Wie Baureferentin Rosemarie Hingerl in ihrer Antwort auf den Antrag der CSU-Stadträtinnen ausführt, hat sich zwischenzeitlich die Ausbreitung des Weißen Stengelbecherchens wegen der vergangenen trockenen Sommer "wesentlich verlangsamt". Deshalb geht das Baureferat davon aus, dass ein großer Teil des gesamten Baumbestands noch eine Lebenserwartung hat, die über den Zeitpunkt der Herstellung der Eisenbahnbrücke hinausgehen wird. Daher könne der Straßenausbau nicht in die Tunnelbau-Maßnahme einbezogen werden. Außerdem, führt Hingerl aus, würde eine gleichzeitige Sperrung der nördlichen Dachauer Straße bis zur Max-Born-Straße die dortigen Wohn- und Gewerbegebiete noch stärker beeinträchtigen.

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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