An diesem Freitag ist "Weltschlaftag". Wer sich jetzt gähnend abwendet und nur grummelnd anmerkt, was dieser Schmarrn denn soll, zumal am kommenden Montag bereits der "Weltspatzentag" droht. Bitte doch weiterzulesen, denn folgende Pressemitteilung eines großen Hotels in Bogenhausen reißt einen irgendwie aus dem Büroschlaf: Der internationale Herbergsbetrieb hat sich ganz aufgeweckt in die weltweite Pro-Schlaf-Bewegung eingeklinkt und ein Pilotprojekt lanciert, das Schule machen könnte. Wer in Hotels gleichen Namens absteigt, bekommt nun auf Wunsch nicht nur morgens einen Weckanruf von einer hoffentlich sanften Rezeptionsstimme, er kann sich auf d'Nacht vom Personal auch ins Bett scheuchen lassen. "Bedtime Call" nennen sie diesen Service, der Teil eines dicken Sleep-well-Pakets ist. Denn auch in der Welt der Business-Reisenden hat man mittlerweile erkannt: Nachtruhe ist der Schlüssel zur "overall happiness", beruflich wie privat.
Jetzt kann man sich das mit dem Bedtime-Call sehr hübsch vorstellen. Da sitzen ein paar Anzugträger nach einem eigens kreierten "Sleep-well-Menü" entspannt an der Bar zusammen, die Krawatten schon gelockert, noch ein wenig Strategie-Hintergrund-Gespräch-Bla-Bla-Geplänkel. Dann aber macht es "Pling!" auf dem Smartphone des einen - mit einem "Sorry, für mich wird's Zeit!" lässt er seinen Drink stehen und verschwindet in den Lift. Nach 20 Minuten verabschiedet sich der nächste ins "besonders komfortable Heavenly Bed". Andere stöbert der Roomservice im hoteleigenen Spa auf: "Und wehe, wenn in fünf Minuten nicht das Licht aus ist!"
Nach Studien der World Sleep Society bekommen nicht nur reisende Top-Manager entschieden zu wenig Schlaf ab - womöglich passiert deshalb so viel Blödsinn in den Vorstandsetagen. Auch für die gemeinen Tarif-Arbeitnehmer reicht das Power-Napping, das Nickerchen zwischendurch, längst nicht mehr aus. Weshalb Unternehmen den Weltschlaftag zum Anlass nehmen sollten, sich ernsthaft Gedanken zu machen. Wer wache Mitarbeiter haben möchte, muss ihnen schön viel Schlaf gönnen.