Mitten in Bogenhausen:Picken statt schnäbeln

Vor dem Hintergrund der Jamaika-Sondierungen sollten sich CSU und Grüne ja eigentlich in Balz-Ritualen üben, im Bezirksausschuss Bogenhausen gehen sie sich allerdings wie Kampfhähne an die Gurgeln. Streitthema: der Schutz einer Singvögel-Population

Kolumne von Ulrike Steinbacher

Der Landtagswahlkampf beginnt, und im Bezirksausschuss Bogenhausen wird der Ton schriller. Das alte Ritual vollzog sich jüngst an einem vergleichsweise harmlosen Thema, dem Schutz der Singvögel-Population im Stadtbezirk. Die Protagonisten: überraschenderweise Christsoziale und Grüne, die sich vor dem Hintergrund der Jamaika-Sondierungen ja eigentlich in Balz-Ritualen üben müssten. Stattdessen gingen sie wie die Kampfhähne aufeinander los.

Nun hat natürlich niemand etwas gegen den Schutz von Singvögeln, zunächst aber flötete Andreas Baier (Grüne) mit Unschuldsmiene, eine Partei wie die CSU, die für die dritte Startbahn sei und mit ihrem Landesentwicklungsprogramm den Flächenfraß befördere, benutze den Vogelschutz womöglich nur als Deckmäntelchen. Als Antwort schlug ihm von den CSU-Bänken empörtes Gekreische entgegen. "Unverschämtheit", schimpfte Xaver Finkenzeller (CSU). "Das entscheiden wir hier auf dieser Ebene doch alles gar nicht."

Als es schließlich um die Sache selbst ging und da speziell um das Vergrämen von Raben und Elstern, das die CSU als Mittel zum Schutz von Rotkehlchen und Meise befürwortet, da war es dann Holger Machatschek (Grüne), der den Vogel abschoss: Seinen Satz mit der "Obergrenze für ..." brachte er gar nicht zu Ende, so empört fielen ihm die Christsozialen sofort ins Wort.

Am Ende gelang es Machatscheks Parteifreundin, der BA-Vorsitzenden Angelika Pilz-Strasser, das Geschnatter auf bewährte Weise zu beruhigen: Vertagung und Expertenanhörung. Zu einem anderen Umweltschutz-Thema dagegen blieben die Bezirksausschuss-Mitglieder bemerkenswert stumm: Mit keinem Pieps kritisierten sie, dass für die Erweiterung des Klinikums Bogenhausen an der gesamten Ostseite des Komplexes bis nach Süden alle Bäume gefällt werden sollen. Den Vögeln werden sie fehlen.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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