Milbertshofen:Reden gegen den Populismus

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Begegnungsladen Siloah will vor der Bundestagswahl Politiker zum Gespräch bitten

Von NIcole Graner, Milbertshofen

Sie hören viel zu, die Mitarbeiter im Begegnungsladen "Siloah", der an der Riesenfeldstraße 18 Menschen mit und ohne Behinderung zusammenführt. Aus ganz München kommen sie her, um sich an diesem Ort zu treffen. Sie tauschen sich aus, knüpfen soziale Kontakte, erleben Neues, bilden sich weiter oder unternehmen gemeinsame Reisen. Immer wieder kommt es entscheidend darauf an, jedem, der hierher kommt die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken - egal, welcher Religion der Gesprächspartner angehört, welche Hautfarbe er hat oder ob er eben behindert ist oder nicht. Das gegenseitige Zuhören ist für das Gelingen eines toleranten Miteinanders besonders wichtig.

Und so habe man in den vergangenen Monaten auch gespürt, wie die Leiterin des Begegnungsladens, Eva-Maria Heimann, erklärt, dass die Menschen in Sachen Politik verunsichert sind. Viele wüssten gar nicht mehr, was sie glauben sollen oder nicht. Und viele äußerten auch Ängste, wie eine multikulturelle Gesellschaft überhaupt funktionieren könne. "Da wird in solchen Gesprächen auch viel Halbwissen geäußert", sagt Heimann, "und viele Floskeln stehen im Raum". Vor diesem Hintergrund war dann plötzlich eine Idee da: vor der Bundestagswahl Politiker unterschiedlicher Parteien in den Begegnungsladen einzuladen, die über ihre Arbeit, die politischen Werte ihrer Partei sprechen und ihre Ideen und Visionen vorstellen sollen. "Wir wollen versuchen", sagt Heimann, "dass die Menschen dadurch vielleicht wieder bewusster mit dem Thema Politik umgehen, mehr wissen und sich eine eigene Meinung bilden und dann deshalb auch ganz bewusst zur Wahl gehen." Dem Populismus mit Wissen entgegenzuwirken, auch das sei ein Ziel diese Informationsabends.

Zur jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Milbertshofen-Am Hart kam dann auch Bettina Wagner vom Siloah-Vorstand und warb für die Idee - verbunden mit der Bitte, dass es schön wäre, wenn sich BA-Mitglieder dazu bereit erklären würden, ihre jeweilige Partei an einem Info-Abend zu vertreten und darüber zu sprechen. Auch sähe sie bei einem solchen Abend die Chance, dass sich der BA als politisches Gremium auch bekannt machen könnte. Erich Tomsche (CSU) konnte dieser Idee nicht so viel abgewinnen, da es sich ja um die Bundestagswahl handele. Da wäre es doch besser, erklärte er, "Kandidaten für den Bundestag einzuladen". Stadträtin Jutta Koller (Bündnis 90/Die Grünen) sah in den Bezirksausschussmitgliedern sehr wohl die "richtigen Ansprechpartner". Auch die SPD signalisierte sofort, gerne an so einem Abend teilzunehmen. "Das sei doch eine gute Veranstaltung", betonte Susanne Schneider-Geyer (SPD).

Wer nun von den Lokalpolitikern des elften Stadtbezirks bei dem geplanten Info-Abend von Siloah - voraussichtlich am 7. Juli von 19 Uhr an - dabei sein und die jeweilige Partei vorstellen wird, muss sich also noch herausstellen. Fest steht aber schon jetzt, dass der Begegnungsladen Siloah an den Planungen dran bleiben wird.

Auch wenn es die Bundestagswahl sei, erklärt Eva-Maria Heimann von Siloah, so repräsentierten doch auch die BA-Mitglieder ihre Partei. "Hier bei uns im Stadtviertel anzufangen, also im Kleinen, auch das war eine Intention dieses Informationsabends", sagt die Leiterin des Begegnungsladens. Und vor allem auch bürgernäher dürfte so eine Begegnung dann mit Sicherheit sein.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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