Milbertshofen:Der erste Schritt

Lesezeit: 2 min

BMW legt den Grundstein für eine neue Lackiererei im Stammwerk Milbertshofen. Das Automobilunternehmen investiert 200 Millionen Euro in die Anlage und startet damit die lange angekündigte Ausbau-Offensive

Von Thomas Kronewiter, Milbertshofen

Ein paar gekonnte Hammerschläge zum Verschließen der Zeitkapsel mit der darin eingeschlossenen Tageszeitung und einer Teilnehmerliste, ein paar Kellen Mörtel und ein Autokran - was am Dienstagnachmittag bei der Grundsteinlegung für die neue Lackiererei so raffiniert wie reibungslos klappte, war für BMW nichts weniger als der Start in die Zukunft des Werks München. Bezeichnend war, dass die seit Längerem angekündigte Modernisierungsoffensive nicht im Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) startete, wie es der Masterplan "FIZ Future 2050" langfristig verspricht, sondern an der Riesenfeldstraße im Stammwerk Milbertshofen. Das gibt den 7700 Mitarbeitern aus 50 Nationen, die in unmittelbarer Nähe der Konzernzentrale in der Produktion beschäftigt sind eine echte Zukunftsperspektive.

Rund 200 Millionen Euro investiert der Autobauer allein in die neue Lackiererei. Der Neubau, der bis Mitte 2017 anstelle einer bereits abgebrochenen Leichtmetallhalle in Betrieb gehen soll, ist allerdings nur der Auftakt eines Ausbauprogramms, in dessen Rahmen die BMW Group innerhalb der nächsten vier Jahre mehr als eine halbe Milliarde Euro in, wie es heißt, "die Zukunftsfähigkeit des Werkes München" investieren wird.

Die im Vergleich zum Status quo noch wesentlich effizientere Lackierstraße werden auf rund 13 500 Quadratmetern täglich 1000 Karosserien der Dreier- und der Vierer-Reihe durchlaufen. Die neue Technik soll es erlauben, auch Sonderwünsche von Kunden besser zu berücksichtigen, beispielsweise individuelle Farben und sogenannte Mattlacke. Die innovative IPP-Technologie (Integrated Paint Process) senkt im Vergleich zur aktuellen Lackiererei den Erdgasverbrauch um 48 Prozent, den Stromverbrauch um 27 Prozent. Letzteres, so rechnet es der Automobilhersteller vor, entspreche dem durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch von 4000 Zwei-Personen-Haushalten.

Die IPP-Technologie wird bereits von der BMW Group eingesetzt: in Dingolfing, Oxford (Großbritannien), Spartanburg (USA) und Tiexi (China). Nass in nass heißt das technische Prinzip, das 3000 Farbmischungen ebenso möglich macht wie eine 48-prozentige Einsparung von Abgasen, verglichen mit der 1993 errichteten aktuellen Lackierstraße. Das entspricht einer Menge, die ein energieeffizienter Dreier-BMW erst nach 900 Erdumrundungen verbraucht hätte. Zahlen, die für die Verantwortlichen beim Autobauer indes mehr als nur Rekorde bedeuten. So freute sich Werkleiter Hermann Bohrer unübersehbar über eine "ganz besondere Investition".

Betrachtet man die neue Lackierstraße, die bereits geplanten Logistik- und Infrastrukturmaßnahmen sowie den ebenfalls in Aussicht gestellten Neubau der Montage in einem zweiten Bauabschnitt, addieren sich die Investitionen des Unternehmens im Werk München auf mehr als eine Milliarde Euro. Für den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden und stellvertretenden Aufsichtsratschef Manfred Schoch besteht die nun auf den Weg gebrachte Aufgabe schlicht darin, "in einem alten Werk ein neues zu errichten". Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der, wie er scherzte, nach einem Blick auf die städtische Gewerbesteuerzahlerliste sein Kommen ermöglicht hatte, nannte es vor diesem Hintergrund eine Selbstverständlichkeit, Bedürfnisse von BMW und seiner Zulieferfirmen "prioritär" zu betrachten. Dazu gehöre auch ein Bekenntnis des Stadtrates zur verbesserten Infrastruktur - etwa "wenn BMW einen Autobahnanschluss braucht". Schließlich könne man die Firmenprodukte "nicht mit dem Radl ausliefern".

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: