Milbertshofen:Beratung, Begegnung, Betreuung

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Die Arbeitsgemeinschaft "Regionalisierung sozialer Arbeit in München" sorgt dafür, dass sich das Karussell des Nehmens und Gebens dreht. Sorge bereiten fehlende Hebammen und Kinderärzte in mehreren Stadtbezirken

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Es ist noch gar nicht so lange her, da feierte man in der Flüchtlingsunterkunft an der Schleißheimer Stra- ße 438 ein Willkommensfest. Die Stimmung war gut - Flüchtlinge, Nachbarn, ehrenamtliche Helfer, Gäste tanzten, sangen und unterhielten sich. Es war, als gehöre das, was da an diesem Tag ganz behutsam zusammenwachsen sollte, schon längst zusammen. "Ja, die Schleißheimer Straße lässt sich sehr gut an. Da hat sich schon sehr vieles miteinander vernetzt," sagt auch Friederike Goschenhofer von der Arbeitsgemeinschaft "Regionalisierung sozialer Arbeit in München" (Regsam).

Auch für die vor kurzem bezogene Füchtlingsunterkunft an der Neuherbergstraße 28 scheinen sich die Dinge, so heißt es bei Regsam, besser zu entwickeln "als gedacht". Da Jugendliche versucht hatten, die Unterkunft mit der Begründung, sie sei nicht mit dem Einvernehmen der Anwohner gebaut worden, in Brand zu setzen, war im elften Stadtbezirk die Sorge groß, dass eine Integration nur schwer gelingen könnte. Doch es kommt anders. Die Innere Mission, für die Betreuung in der Unterkunft zuständig, hat ein Infoblatt verteilt. Darauf eine Telefonnummer für Rückfragen, bei Sorgen, für Hilfsangebote. Und Letztere kamen, wie Friederike Goschenhofer erzählt, sogar Räume für den Deutschunterricht sind schon gefunden. Mit Spannung blickt sie aber noch auf die Unterkunft an der Thalhoferstraße, die Mitte Juni für 200 Flüchtlinge bezugsfertig sein soll. "Da müssen wir einfach noch abwarten", ist aber guter Dinge, dass auch da die Arbeit der Ehrenamtlichen wirken wird.

Die Vernetzung von Angebot und Nachfrage - Regsam sorgt dafür, dass sich das Karussell des Nehmens und Gebens dreht, dass eine Balance entsteht, die allen Beteiligten hilft. Alle acht Wochen trifft sich der Arbeitskreis Flüchtlinge, bei Bedarf auch häufiger. Das nächste Mal mit Sicherheit kurz bevor die Unterkunft an der Thalhoferstraße eröffnet wird. Für die Flüchtlingsarbeit im Münchner Norden resümiert Goschenhofer in der jüngsten Bezirksausschusssitzung: "Es steht schon vieles auf stabilen Beinen."

Eine weitere Sorge artikuliert Goschenhofer. Schon lange beobachtet Regsam die schlechte Versorgung im elften Stadtbezirk mit freien Hebammen. Eine Sorge, die auch ein Leser an die SZ herangetragen hatte. So hatten viele Hebammen in Milbertshofen "innerhalb des nächsten halben Jahres keine freien Kapazitäten für Wochenbettbegleitung" heißt es in einem Schreiben an die Stadt. "Das Problem", sagt Goschenhofer, "ist uns und der Stadt bekannt. Aufgrund von Gesprächen soll nun zumindest eine Familien-Hebamme für 30 Stunden in den Bezirken Moosach, Feldmoching-Hasenbergl, Milbertshofen und Freimann zusätzlich zur Verfügung stehen. Auch bietet das Haus der Familie im Dominikuszentrum am Hildergard-von-Bingen-Anger nach Vereinbarung nun Dienstag- und Donnerstagvormittag eine offene Hebammensprechstunde für diejenigen an, die keine Hebamme finden können oder sich in einer Notlage befinden.

Ein "Mangel", sagt Goschenhofer, sei auch die unzureichende Versorgung mit Kinderärzten im elften und 24. Stadtbezirk. In Feldmoching-Hasenbergl kommen zwei Kinderärzte auf 8000 Kinder, in Milbertshofen-Am Hart sind es vier. "Ein großer Missstand", beklagt die Regsam-Moderatorin. Auch zu diesem Thema habe es schon Gespräche mit Ärzten und Verantwortlichen gegeben, die das Problem angehen wollten. In den nächsten Schritten müssten die Kinderärzte klar auf die Kassenärztliche Vereinigung zugehen und diese Missstände deutlich thematisieren.

Das regionale Netzwerk bringt also zusammen und zeigt auf, welche Möglichkeiten es gibt. So hat das Netzwerk für Milbertshofen-Am Hart zusammen mit dem Facharbeitskreis "Junge Familien im 11er" einen Flyer herausgebracht, in dem Eltern sehen, welche Angebote es für Kinder im Alter von null bis drei Jahren gibt. Der Flyer - in verschiedene Sprachen übersetzt - soll in erster Linie helfen, Begegnungen zu suchen, Hilfe zu finden und Neues zu entdecken. Zum Beispiel das "Opstapje"-Spiel- und Lernprogramm. Das Motto: Beratung, Begegnung, Betreuung.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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