Milbertshofen:Allgemeine Verunsicherung

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Noch immer tappen der Bezirksausschuss und die Mieter des Hauses an der Norderneyer Straße 10 im Dunkeln

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Es wäre ein Anfang gewesen. Ansprechpartner des Sozialreferates, der neue, mögliche Investor für das bisher als Wohnhaus genutzte Gebäude an der Norderneyer Straße 10, Vertreter der Lokalbaukommission (LBK), Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) und Anwohner hätten sich einmal in Ruhe austauschen, drängende Fragen klären können. Aber für den abgemachten Termin am Dienstag im Kulturhaus Milbertshofen hatte der Investor kurzfristig abgesagt; auch die LBK war nicht vertreten, die baurechtliche Fragen hätte klären können. Auch wenn kleine Details besprochen wurden, auch wenn sich Maryam Giyahchi vom Sozialreferat und Christian Neumayer vom Amt für Wohnen und Migration bemühten, Rede und Antwort zu stehen - der Unmut der zahlreich erschienen Anwohner und der Mitglieder des BA, wieder einmal ungenügend informiert worden zu sein, war spürbar. Zurück zum Stand der Dinge: Laut Stadtratsbeschluss vom 20. Mai soll das Wohngebäude an der Norderneyer Straße 10 abgerissen und in ein Wohnhaus für wohnungslose Familien und wohnungslose Familien mit Migrationshintergrund umgewandelt werden. Ein privater Investor aus Passau hat der Stadt München ein Angebot gemacht. Das heißt, dass die 50 bis 80 Menschen, die bis jetzt im Haus wohnen, raus müssen. Versprochen hatte im Oktober das Sozialreferat, dass erst dann eine Abrissplanung erfolgen würde, wenn man genau wisse, wie der alte Eigentümer die Mieter unterstützen wolle. Versprochen wurde auch, mit den Mietern zu sprechen, was bei einem Ortstermin am 26. Oktober noch unterblieben war. Deutlich wurde damals nur, dass es, so Monika Maier vom Amt für Wohnen und Migration, die " vordergründigste Aufgabe" sei, über die Wintermonate "gute Lösungen für die Mieter zu finden".

Immer wieder hatten der BA und die Interessensgemeinschaft in den vergangenen Monaten gefordert, informiert zu werden oder Pläne zu sehen. Zahlreiche Mails, ein Fragenkatalog der Interessengemeinschaft an die Referate bestätigen das. Was bleibt nun nach den Gesprächen am Dienstag? Nicht viel. Nach wie vor ist unklar, ob der Passauer Investor aktiv werden will. Die Stadt, so Giyahchi, "wünsche sich das sehr". Tatsächlich habe der mögliche neue Eigentümer bereits einen ersten Plan eingereicht, der aber wieder verworfen worden sei. Zunächst war man von 140 bis 170 Betten ausgegangen. Nun, so erklärt Christian Neumayer, werde sich die Zahl wohl auf 140 Bettenplätze verringern, da man bei der Planung Büros für Sozialpädagogen vergessen habe und der Spielraum für Kinder zu klein gewesen sei. Auch sollen wohnungslose Menschen so schnell wie möglich wieder arbeiten können und damit auch schnell in ein dauerhaftes Wohnen geführt werden; das heißt, dass bei solchen Unterkünften eine maximale Wohndauer von sechs Monaten angestrebt werde, erklärt Giyahchi. Geplant sind kleine Appartements mit Bad und kleiner Küche.

Auch seien die Mieter in einem Schreiben des Sozialreferats vom 23. Oktober vom "anstehenden" Eigentümerwechsel informiert worden. "Wir haben 40 Briefe verteilt", sagt Giyahchi. Allerdings ohne großen Erfolg. "Die meisten Briefe lagen auf den Stufen zwischen der Werbung", erklärt Michael Hübsch, Sprecher der Interessengemeinschaft Norderneyer Straße. Viele hätten das Schreiben gar nicht bekommen und vor allem nicht verstanden. "Vielleicht wäre ein persönliches Gespräch besser gewesen", sagt Hübsch.

Am Ende gab es das, was es im Fall der Norderneyer Straße schon oft gegeben hat: Versprechen. Vom BA, der bei diesem Thema am Ball bleiben will, und vom Sozialreferat, das die ungeklärten Fragen nach dem genauen Procedere an die LBK "weitergeben" will. Gespannt werden BA und Anwohner jedenfalls auf die ersten genauen Pläne warten.

Erst dann, so die Anwohner, könne man über die Details weitersprechen. Aber der Wunsch der Anwohner nach Information sei nach wie vor "sehr, sehr groß", zumal man das Gefühl habe, wie eine Anwohnerin zusammenfasste, dass die Referate untereinander offensichtlich "Abspracheschwierigkeiten" hätten.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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