Maxvorstadt:Muße statt Hektik

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Der Bezirksausschuss Maxvorstadt sieht in Tempo 30 für das Kunstareal den Schlüssel zur Aufwertung des Gebiets

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Das Projekt Kunstareal soll nun also endlich Fahrt aufnehmen, war zuletzt zu hören. Die Spitzen der vielen Museen, Sammlungen, Kultureinrichtungen im Museumsquartier sind sich jetzt - nach jahrelangem Hin und Her - einig: Sie bekennen sich zur Kollektiv-Marke "Kunstareal". Im Frühjahr 2016 soll dies mit einem Wegweiser-System in einheitlichem Design sichtbar werden. Es ist ein kleiner Schritt hin zum lange diskutierten Kunst-Verbund. Der Bezirksausschuss in der Maxvorstadt erwartet sich jedoch einen großen Wurf. Das Stadtviertelgremium fordert die Stadt auf, im gesamten Umgriff des Kunstareals eine Tempo-30-Zone einzuführen. "Kunstgenuss und Verkehrshektik passen nicht zusammen", sagte Hans-Stefan Selikovsky (SPD) in der Sitzung. Seine Fraktion hatte den Antrag eingebracht, der mit großer Mehrheit beschlossen wurde.

Es geht bei der Kunstareal-Idee um die Vernetzung von 16 Museen und Sammlungen, sechs Hochschulen, zwölf kulturellen Einrichtungen und 40 Galerien rund um die Pinakotheken, die auf ein Gebiet von 60 Hektar verteilt sind. Das Konglomerat soll zusammenwachsen und als Label vermarktbar sein. Allein, die Kooperation beschränkt sich bisher auf die Ausrichtung gemeinsamer Kunstareal-Feste.

Einerseits hakte es lange am Willen der Museumschefs; sie fürchteten "die große Gleichmacherei", wie Guido Redlich vom Förderverein der Pinakothek der Moderne kürzlich sagte. Diese Furcht sei nun ausgeräumt. Doch es gibt andere große Hindernisse, die den Weg zur konsistenten Kunst-Föderation versperren. Die operativen Probleme - etwa das gemeinsame Kunstareal-Ticket oder eine zentrale Karten-Service-Stelle - haben Stadt- und Staatsregierung schon ins Auge gefasst. Schwierig ist es jedoch, die Infrastruktur-Barrieren einzureißen. Das Gebiet ist durch den Altstadtring von der Innenstadt abgeriegelt, zudem von den Verkehrsachsen Gabelsbergerstraße und Theresienstraße durchschnitten.

Einen großen Eingriff ins Verkehrsnetz wird es nicht geben, bevor die anstehende Sanierung des Altstadtringtunnels nicht abgeschlossen ist. Immerhin werden nun bald nach dem Willen des Stadtrates in Abschnitten der Gabelsberger- und Theresienstraße die Einbahnregelungen aufgehoben und der Zweirichtungsverkehr eingeführt. Das soll den Verkehr ausbremsen.

Der Stadtviertelpolitik reicht das allerdings nicht. Seit Jahren setzen sich die Bürgervertreter dafür ein, dass die Kunst-Verbund voran kommt. Vor allem werden sie nicht müde, als Voraussetzung für die Vernetzung der Akteure eine drastische Verkehrsberuhigung zu fordern. Explizit dringen sie nun darauf, dass auf den Straßen zwischen Karl-, Türken- und Heßstraße sowie der Richard-Wagner-Straße nur noch Tempo 30 erlaubt sein soll. "Es geht um die Aufwertung des gesamten Areals", sagte SPD-Politiker Selikovsky in der Sitzung. "Wenn das Kunstareal ein Erfolg werden soll, ist eine Tempo-30-Zone ein wesentlicher Schlüssel dazu."

Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer war auch eine der Kernforderungen im Bürgergutachten für das Kunstareal. Das ist ein Maßnahmen-Katalog, den 100 ausgewählte Bürger aus der gesamten Stadt Ende 2013 in einem Dialog-Workshop erarbeitet haben. "Die Bevölkerung will das ganz eindeutig", brachte Martha Hipp (Grüne) den Tempolimit-Wunsch in Erinnerung. "Und es ist auch sinnvoll, das so zu machen."

Das stellte Gerhard Mittag (CSU) in Abrede. "Das hat weitreichende Folgen auf Anschlussverbindungen der Bus- und Tramlinien im MVG-Netz." Zudem wies er darauf hin, dass in Tempo-30-Zonen keine Ampelanlagen mehr nötig seien. "Das kann ein ziemliches Chaos geben." Sein Fraktionskollege Valentin Auer warb dafür, die Einführung des Zweirichtungsverkehrs abzuwarten. Doch Gesche Hoffmann-Weiss (SPD) appellierte ans Gremium, schon jetzt ein Zeichen zu setzen. "Sonst planen die irgendwas, und hinterher schauen wir blöd." Der Antrag wurde mit drei Gegenstimmen angenommen. Es wird darin auch der Vorschlag formuliert, die Schilder mit dem schwarz-weißen Design des Kunstareals zu versehen.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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