Maxvorstadt:Gelände mit Gesicht

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Anpacken: Vor drei Jahren rückte der Künstler Michael Beutler mit bunten Ballen aus Trinkhalmen die Wiesen des Kunstareals in ein neues Licht. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Staatliche Bauamt will mit einem Masterplan die Freiflächen des Kunstareals zu einer Einheit verschmelzen. Kultusminister Ludwig Spaenle und Stadtbaurätin Elisabeth Merk sehen gute Chancen für überzeugende Lösungen

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Im Münchener Museumsquartier mangelt es nicht an öffentlichen Grünflächen. Manche sprechen gar von einer "urbanen Museumslandschaft" angesichts der weiten Wiesen zwischen den Pinakotheken. Der großzügige öffentliche Freiraum ist aber auch ein riesiger Brocken, den zu bewegen das Projekt "Kunstareal" sich zur Aufgabe gemacht hat: Unter diesem Label sollen die Kunst- und Wissenschaftseinrichtungen vernetzt werden - doch wie soll ein konsistenter Kultur-Verbund sichtbar werden, wenn die einzelnen Häuser auf 66 Hektar verteilt sind, abgetrennt durch eben jene großen Wiesen?

Lange wird diese Frage schon zwischen städtischen und staatlichen Akteuren hin- und hergeschoben. Nun hat das Staatliche Bauamt Antworten gefunden und in einen "Masterplan Freiflächengestaltung Kunstareal München" gegossen. Bisher sind nur Konturen bekannt. Doch Stadtspitze und Kultusministerium versprechen sich offenbar viel davon. "Wir können jetzt versuchen, dem Gelände ein Gesicht zu geben und es durchgängig zu komponieren", berichtet Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) von einem Arbeitsgespräch zu dem Konzept mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk. "Es ist ein günstiger Moment, das in Angriff zu nehmen."

Spaenle spielt dabei auf zwei infrastrukturelle Weichenstellungen des Stadtrates an: Zum einen soll in Teilen der Theresien- und Gabelsbergerstraße die Einbahnregelung aufgehoben werden, der Verkehr wieder in zwei Richtungen fließen. Zum anderen sind nun die Pläne beschlossen, wie die Verkehrsschneise am Oskar-von-Miller-Ring im Zuge der Altstadtringtunnelsanierung umgestaltet werden soll. Beides wird den Verkehrsfluss verändern. Und die Verantwortlichen in Stadt und Staat wollen offenbar die Chance nutzen, den zerklüfteten Status quo des Kunstareals bald zu einer homogenen Topografie weiterzuentwickeln. "Der Masterplan ist eine hervorragende Basis, auf der wir weiterarbeiten können", kommentiert Stadtbaurätin Merk das behördliche Konzept.

Bisher ist über den "Masterplan Freiflächengestaltung" folgendes bekannt: Das Papier ist zunächst eine Bestandsanalyse; es werden "die Stärken und Schwächen sowie die jeweiligen Entwicklungspotenziale untersucht", heißt es in einem Dossier des Staatlichen Bauamts. Daraus soll nun ein Maßnamenkatalog destilliert werden. Für kurz- und mittelfristige Strategien haben die Autoren des Masterplans bereits Standorte identifiziert: Einer davon ist das Umfeld der Pinakothek der Moderne, insbesondere der Bereich auf der Südseite an der Gabelsbergerstraße. Diese Schotterfläche gilt als überfällig für eine Verschönerung; nach Regentagen bilden sich dort oft ausgedehnte Pfützen, unter den Maxvorstädtern als "Lago di Pinakotheca" verlacht. Ebenso im Fokus ist eine unschöne Kiesfläche an der Arcisstraße, nordwestlich der Alten Pinakothek.

Spaenle dürfte bei dem Gespräch mit Merk unterdessen noch ein anderes strategisches Element erwähnt haben, das den Zeitpunkt für die Kunstareal-Gestaltung günstig erscheinen lässt: Die Universitätsbauten der LMU an der Theresienstraße 37 bis 41 haben einen hohen Sanierungsbedarf, wie der Minister bestätigt. Womöglich sei sogar ein Abriss nötig. In dem dreigliedrigen Bauwerk sind die Fakultäten Mathematik, Informatik, Statistik und Physik sowie das Department für Geo- und Umweltwissenschaften untergebracht. Außerdem befindet sich in einem Gebäudeteil die Mineralogische Staatssammlung. Fest steht bereits, dass die Institute für Mathematik, Informatik und Statistik in den Klinikbau an der Maistraße umziehen. Über die Gespräche zu Nach- und Umnutzung hält sich Spaenle bedeckt, sagt aber: "Es ist jetzt die Zeit, Entscheidungen zu treffen; es gibt viele Möglichkeiten."

Vorstellbar wäre vieles, was man mit einem sanierten oder neu errichteten Komplex anfangen könnte - etwa die Graphische Sammlung dort einzuquartieren, diesen so lange stiefmütterlich behandelten Bilder-Schatz. Spaenle schweigt dazu, verspricht aber konkrete Pläne zum Uni-Gebäude für "Anfang des nächsten Jahrzehnts". Schon viel früher erwartet der örtliche Bezirksausschuss handfeste Taten zum Kunstareal-Projekt, speziell im Rahmen des "Masterplans" - und der Graphischen Sammlung. Die CSU verlangt in einem Antrag für die Sitzung an diesem Dienstag, 9. Mai, im Arcadensaal der Bayerischen Landesbank, Oskar-von-Miller-Ring 3, "ein eigenes Haus für die Graphische Sammlung" und fordert, das Kunstareal-Ticket auf den Weg zu bringen. SPD und Grüne wollen erreichen, dass die Außenflächen der Pinakothek der Moderne oben auf der Agenda des "Masterplans" landen. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr.

© SZ vom 09.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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