Maxvorstadt:Ein Wohnzimmer im Grünen

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Vor fünf Jahren hat die Stadt den Rudi-Hierl-Platz geschaffen, doch vielen Anwohnern wirkt er zu steril. Vier junge Leute wollen jetzt erreichen, dass die Fläche mit Leben erfüllt wird und zum Verweilen einlädt

Von Birgit Lotze, Maxvorstadt

Eine Stadt ist für die meisten Bürger dann lebenswert, wenn sie auch anregende Räume zum Verweilen hat. Der Rudi-Hierl-Platz in der Nähe des Stiglmaierplatzes ist für seine Anwohner kein Ort zum Verweilen. Er ist zwar einladender als 2011, als er noch ein Parkplatz war, doch genutzt wird er kaum. Vier Anwohner, mit kürzlich abgeschlossenem Studium oder noch mittendrin, wollen ihn nun zu einem Ort der Begegnung machen. Nachbarn sollen sich hier treffen und austauschen, sollen den Platz beleben und gestalten.

Im Bezirksausschuss (BA) Maxvorstadt kam der Plan überraschend gut an. Er sagte der Anwohnerinitiative die "volle Unterstützung" zu - einstimmig. "Ein wahnsinnig tolles Projekt", urteilte Valentin Auer (CSU). "Richtig toll", kommentierte Gesche Hoffmann-Weiss (SPD). Was die Stadtviertelpolitiker besonders ansprach, war das Engagement, mit dem die vier jungen Leute an die Arbeit gehen. Er könne sich gut vorstellen, dass, wenn die Pläne umgesetzt seien, mal ein Unterausschuss auf dem Rudi-Hierl-Platz tage, sagte Felix Lang (SPD). "So kann man den Leuten zeigen, was Anwohner auf die Beine stellen."

Sprachlos: So präsentiert sich der Rudi-Hierl-Platz derzeit. (Foto: Robert Haas)

Die vier Projektmacher, eine Architektin, eine Landschaftsarchitektin, eine Umweltingenieurin und der Initiator, ein Regiestudent, wollen den "Stiglbazar", wie sie ihr Vorhaben nennen, vor allem anstoßen. "Wir sehen uns als Kommunikatoren", sagt Initiator Kai Stoeckel. Eine für Büchertausch umfunktionierte Telefonzelle schwebt ihnen vor. In Workshops mit Themen von Upcycling über Yoga bis Fahrradreparatur wollen sie die Nachbarn motivieren, ihr Wissen weiterzugeben. Denkbar wäre ein regelmäßiger Treff zu verschiedenen Themen. Auch Tausch-Märkte oder ein Sonntagsbrunch könnten dazu dienen, in lockerer Atmosphäre weitere Ideen für den Platz zu sammeln. Die vier Anwohner haben bereits Kontakte zu Ideengebern geknüpft. Sie sind mit Green City wegen einer Begrünung durch Hochbeete im Gespräch, wollen Bambus und Blumen, die Bienen Nektar liefern. Den Brunnen, eine Wasserinstallation mit kleiner Gondel an einem 20 Meter langen, drei Meter hoch geführten Stahlseil, könnte man zum "natürlich anmutenden Flusslauf" erweitern.

Kai Stoeckel hat vor allem durch die "Lückenfülle", ein Zwischennutzungsprojekt auf einem Baugrund gegenüber dem Rudi-Hierl-Platz, im Sommer erfahren, wie viel "Mehrwert" ein Ort der Begegnung für die Nachbarn haben kann. Dort hatten Studenten einen "gemeinsamen Lebensraum für die Stadt" entwickelt, mit viel Holz Sitzgelegenheiten gebaut. Stoeckel hat dort Videos von Nachbarn gemacht, die sagen, wie sehr sie durch den Austausch bereichert werden - Ansporn für die Gruppe, das Projekt Rudi-Hierl-Platz konkret anzugehen. Die Umsetzung soll im Mai beginnen. Der BA will vorher die Anwohnerinitiative mit dem Baureferat zusammenbringen.

Der Rottmannplatz, so hieß der Rudi-Hierl-Platz damals, wurde wegen des Neubaus der Nymphenburger Höfe auf dem Brauereigelände gegenüber gestaltet. Auf dem einstigen Parkplatz soll ein kleiner Park mit großen Bäumen entstehen. Derzeit wirkt er noch wie eine von Bänken eingefasste Kiesfläche. Die Bänke würden die Anwohner gerne um andere Sitzgelegenheiten ergänzen. Derzeit sitze man wie auf einer Hühnerleiter. Eventuell könnten Nachbarn Möbel aus dem Viertel mitbringen - kein Müll, sondern Lieblingsstücke mit eigener Geschichte.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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