Maxvorstadt:Krach im Hinterhof

Lesezeit: 2 min

Anlass des Ärgers: Im grünen Hinterhof des Hauses an der Augustenstraße 87 bis 89 soll massiv gebaut werden. (Foto: Isser)

Grüne werfen der Leiterin eines Unterausschusses "Pflichtverletzung" vor

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Der Begriff klingt harmlos: Nachverdichtung. Doch die Menschen in der Stadt wissen, dass sich hinter dem Wort der unangenehme Wandel ihres Umfeldes verbergen kann. Denn es bedeutet oft: Investoren kaufen Freiflächen zwischen bestehenden Häusern - und zwängen dort so viel Baumasse hinein wie möglich. Auch in der ohnehin dichten Maxvorstadt entstehen immer wieder massive Blöcke in zuvor grünen Innenhöfen. Solche Projekte können mitunter das politische Klima vergiften. Wieder einmal, muss man im Fall des Bezirksausschusses (BA) Maxvorstadt sagen.

Auslöser ist ein Bauvorhaben im Hinterhof eines Hauses an der Augustenstra- ße 87 bis 89. Der Eigentümer will ein dreistöckiges Haus sowie zwei Stadthäuser errichten; 18 Bäume sollen gefällt werden. Die Nachbarn wussten bis vor Kurzem noch nichts von dem "Riesenklotz", wie der Eigentümer des angrenzenden Hauses in der BA-Sitzung sagte. Das Gremium war ebenso fassungslos. Denn die Politiker waren davon ausgegangen, dass der Bauherr lediglich das Bestandsgebäude aufstocken und eine Tiefgarage bauen will.

Die Grünen sahen zunächst die Lokalbaukommission als Schuldigen und fragten in einem Antrag empört: "Wurde der BA mit dem Vorbescheid (. . .) getäuscht?" Die Vorsitzende des Unterausschusses Planung, Gesche Hoffmann-Weiss (SPD), ließ indes durchblicken, dass alle Fraktionen das Ausmaß falsch eingeschätzt hätten. "Wir haben uns gemeinsam im Ausschuss die Pläne angeschaut und wir haben es nicht gesehen." Damit hätte es gut sein können. Doch die Grünen wollten offenbar einen Schuldigen - und sahen diesen in Hoffmann-Weiss. "Sie haben Ihre Pflichten verletzt", blaffte Andreas Neunert sie an. Er habe den Eindruck, dass sie "wissentlich nicht die Wahrheit" sage.

Wieder ein Eklat in diesem an Streitereien nicht eben armen Gremium. Die Grünen sehen sich schon seit Jahren als Speerspitze gegen Gentrifizierung im Viertel - und konkurrierten in dieser Rolle lange mit der SPD. Die Protagonisten gerieten dabei immer wieder heftig aneinander. Die Folge ist eine rot-grüne Dauerfeindschaft - jedoch nur unter den erfahrenen Gremiumsmitgliedern. Die jungen Kollegen - an den Fraktionsspitzen stehen mittlerweile außer bei der FDP lauter Newcomer - sind des endlosen Ringens müde, wie sich jetzt zeigt. Grünen-Sprecher Richard Sauer hat seine Kollegen von CSU und SPD für diesen Sonntag zu einer Aussprache geladen. "Die Vorwürfe waren eine riesige Frechheit. Wir jungen BA-Mitglieder sagen: So geht es nicht", sagt SPD-Fraktionschefin Katharina Blepp. Ihr Kollege bei der CSU, Valentin Auer, ist ähnlicher Ansicht: "Wir wollen zu einer konstruktiven Zusammenarbeit finden. Persönliche Diffamierungen brauchen wir nicht."

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: