Maxvorstadt:Beleidigung für die barocke Fassade

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Schauerlich: So fällt das Urteil im Bezirksausschuss über die acht neuen Straßenlaternen am Josephsplatz aus. (Foto: Robert Haas)

Neue Straßenlaternen am Josephsplatz stoßen auf heftige Kritik

Acht Metallmasten mit Lampen, die im April auf dem Josephsplatz aufgestellt wurden, stoßen in der Maxvorstadt auf Kritik. "Schauerlich", kommentierte Richard Weiss, der für die Grünen im Bezirksausschuss (BA) sitzt. Sollte es sich nicht um ein Provisorium handeln, müsse die Stadt das Beleuchtungskonzept für den Platz dringend noch einmal überarbeiten. Die Josephskirche sei im neobarocken Stil erbaut, die Westfassade von der frühbarocken Fassade des Salzburger Doms inspiriert, daneben wirkten die "popeligen Straßenlaternen" wie eine Beleidigung. Der BA unterstützte einstimmig einen Grünen-Antrag, die künftige Beleuchtung des Vorplatzes solle auf die gesellschaftliche Funktion des Bauwerks Rücksicht nehmen. Das Stadtteilgremium forderte eine schönere Beleuchtung, und zwar möglichst rasch. Erwähnt wurde in der Diskussion auch, dass die Stadt sich offenbar vor dem Aufstellen der Lampen nicht mit der Kirchenverwaltung in Verbindung gesetzt hat.

Auch am Pflaster des runderneuerten Josephsplatzes haben die Grünen etwas auszusetzen. Sie monieren, dass der Platz mit Steinen aus chinesischer Produktion belegt wurde. Schließlich sei bekannt, dass aus Teilen Asiens Steine exportiert würden, die aus Steinbrüchen stammen, in denen Kinder oder Strafgefangene unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssten. Nein, rausreißen wolle man das Pflaster nicht, führte Richard Weiss dazu aus. Aber es gehe darum, den Stadtrat dafür zu sensibilisieren, damit so etwas künftig nicht mehr vorkomme. "In einer Demokratie sollte man darauf achten und so etwas keinesfalls unterstützen."

Im Gremium war man sich nicht sicher, ob der Stadtrat sich nicht bereits selber verpflichtet hat, nur Steine, die den ethischen Standards entsprechen, zu bestellen oder zu verwenden. Trotzdem sprach sich die Mehrheit dafür aus, mit einer Anfrage an das städtische Baureferat mehr über die Herkunft der Steine zu erfahren. Die Stadtteilpolitiker in der Maxvorstadt wollen wissen, inwieweit und ob bekannt sei, woher die Pflastersteine stammen und unter welchen Umständen sie gewonnen und verarbeitet wurden.

© SZ vom 25.05.2016 / lo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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