Martinsried:Projektionsfläche der Phantasie

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Erika Kiechle-Klemt und Peter Vogel präsentieren die Symbiose von Malerei und Lyrik

Von Franziska Gerlach, Martinsried

Rot ist die Farbe der Liebe. Da mag es Erika Kiechle-Klemt ganz klassisch. Ist es das Rot eines Cadillacs oder das von Lackschuhen? Das fragt man sich, tritt einen Schritt zurück vom Bild, dann wieder nach vorne. Und weil man nicht darauf kommt, lässt man das Grübeln sein, erfreut sich lieber an der Intensität, mit welcher der Ton gegen das Blautürkis der Wolken und Pflanzen aufbegehrt, die auf dem Kunstwerk gen Himmel wachsen. "Liebe in Rot", heißt das Bild. Und dieser Titel passt eigentlich sehr gut.

Glaubt man hingegen Peter Vogel, der auch unter seinem Künstlernamen "Pevo" bekannt ist, kann die Liebe auch grün sein. Blau, Gelb oder Ocker - und insbesondere letztere sei "echt stark, sie haut mich vom Hocker", lauten die Gedichtzeilen, die der Planegger Kämmerer zu dem Bild verfasst hat. Doch trotz dieser offenbar recht unterschiedlichen Auffassung in Sachen Liebe ist die Zusammenarbeit der beiden Künstler von Austausch geprägt, von einem echtem Miteinander. Davon kündet jedes der 38 Bilder, die nun im Foyer des Max-Planck-Instituts in Martinsried zu sehen sind. Zugleich ist ein Buch erschienen ("Ich bin ein Pelikan", Verlag Lutz Garnies, 2013).

Zur Vernissage der Ausstellung "Kunst und Poesie", die bis zum 15. Mai im Max-Planck-Institut zu sehen ist, erklärt die Kunsthistorikerin Ingrid Gardill, wie genau die Kooperation der Künstler funktioniert. Kiechle-Klemt schaffe die Bilder und überschreibt sie mit einem Titel. Peter Vogel arbeite zu diesem ein Gedicht aus. Dabei ließen sich die Künstler an sich gar nicht auf eine bestimmte Darstellungsform reduzieren. "Die beiden sind nämlich vielfach begabt", so Gardill. Vogel ist nicht nur ein Poet, sondern auch in der Malerei und der Illustration zu Hause.

Genauso vereint Kiechle-Klemt, Leiterin von Archiv & Galerie Planegg, mit der digitalen Kunst verschiedene Disziplinen: Die Fotografie, die Malerei, die Grafik - und die Fertigkeit, daraus am Computer Schicht für Schicht Kunstwerke zu schaffen. So entstehen Bilder in durchdachten Farbkompositionen, manche eher gegenständlich, andere recht abstrakt - doch niemals wird der Text vom Bild zurückgedrängt.

Vielmehr bieten Kiechle-Klemt und "Pevo" dem Betrachter mit ihrem sensiblen Zusammenspiel eine Projektionsfläche, die ihn zu eine Suche einlädt. Was er dabei findet, bleibt jedem selbst überlassen - berühren aber wird es wohl auf alle Fälle.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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