Martinsried:Hoffen auf die Umfahrung

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Der Verkehr macht den Martinsriedern, wie hier an der Baustelle an der Röntgenstraße, zu schaffen. (Foto: Catherina Hess)

Bei der Informationsveranstaltung für die Martinsrieder Bürger wird klar, dass der Verkehr den Ort stark belastet. Bürgermeister Heinrich Hofmann verspricht, dass die Planung für die Sillat-Trasse bis 2018 steht

Von Rainer Rutz, Martinsried

Wenn es um die Zukunft ihres Ortes geht, lassen die Martinsrieder nicht mit sich spaßen. Dass sie dabei aber höchst unterschiedliche Vorstellungen haben, steht auf einem anderen Blatt. Das mussten Planeggs Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD), etliche Gemeinderäte und Mitglieder der Verwaltung erleben, die am Mittwochabend in die überfüllte Martinsrieder Turnhalle gekommen waren, um an einer von Gemeinderat Peter von Schall (FDP-Fraktion) initiierten "Bürgerinformationsveranstaltung" teilzunehmen, bei der keine Anträge gestellt werden durften.

Rund 250 Bürger waren trotz der schwülen Hitze gekommen, um sich von Fachleuten zu den Themen Ortsumfahrung, Masterplan, Wohnbebauung, Verkehrsmonitoring und U-Bahn informieren zu lassen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nahezu alle Themen drehten sich irgendwie um Verkehr. Es wurde deutlich, dass die Martinsrieder von der Gemeinde wirksame Maßnahmen gegen den ausufernden Verkehr fordern. Genau die werde man mit der Ortsumgehung verwirklichen, meinte Bürgermeister Hofmann.

Doch etliche Redner konnten sich mit der in zwei Bauabschnitte - Sillat-Trasse und Gewerbe-Trasse - geteilten Umfahrung nicht anfreunden, sie bezweifelten eine nachhaltige Wirkung und beklagten die langsame Umsetzung. "30 Jahre geht das schon so", sagte ein Bürger, "jetzt bin ich 75 und werde das wohl nicht mehr erleben". Mehrere Redner von der Bürgerinitiative Martinsried (BIM) fanden, dass die Gewerbe-Trasse den Ort zerschneide und möglicherweise noch mehr Verkehr erzeuge. Gefordert wurde eine Alternative. Sogar die vor zehn Jahren zu Grabe getragene sogenannte Pfeiffer-Trasse, benannt nach Altbürgermeister Alfred Pfeiffer, wurde wieder ins Spiel gebracht. Sie war weit gediehen und sollte entlang der Garagen der Röntgenstraße die Würmtalstraße mit der Münchner Straße verbinden. Nach heftigem Widerstand, vor allem aus Martinsried selbst, lehnte der Gemeinderat ab. Entnervt, daran erinnerte Bürgermeister Hofmann, gab der Freistaat vor einigen Jahren nach und überließ Planegg die weitere Planung für eine Umgehung. Bis Ende 2018 werde die Planung für die Sillat-Trasse fertig sein, versprach Hofmann.

Mehr Erfolgreiches gab es zum Masterplan für die Ortsmittenerneuerung zu berichten. Drei Millionen Euro habe man bereits verbaut, berichtete Hofmann. "Nächstes Frühjahr wird vieles sichtbar", versicherte er und bezog sich unter anderem auf den dann fertiggestellten sogenannten ersten Kopfbau in der Ortsmitte, auf zwei Kreisel und den Marktplatz mit Brunnen. Hier beklagten etliche Redner das Fehlen eines Bürgerhauses, das in der Tat zunächst in den Planungen vorgesehen war. Dass es nun nicht gebaut wird, ist den Rednern zufolge den auf Gewinn ausgerichteten Investoren zu verdanken, denen sich die Gemeinde gebeugt habe, wie es eine Martinsriederin formulierte. Kritisiert wurde auch die Größe der neuen Bauten und angeblich fehlendes Grün. Hofmann mahnte zur Geduld, die neue Ortsmitte von Martinsried müsse erst einmal fertig werden, "dann sieht das alles ganz anders aus". Das Verfahren um den zentralen Brunnen wurde bemängelt: "Warum haben die Bürger nicht entscheiden können?", wurde gefragt. Dies sei Sache des Gemeinderats, meinte Hofmann und verwies darauf, dass in der Gemeinderatssitzung an diesem Donnerstag das von der Jury favorisierte Modell vorgestellt werde.

Wenig konnte Hofmann zur künftigen Wohnbebauung im Ort sagen. Die sei zunächst ausgeschöpft, es gebe kaum noch verfügbaren Grund und Boden. Am Eingangsbereich der Röntgenstraße etwa seien noch 50 bis 60 Wohneinheiten denkbar, ebenso auf der Wiese an der Alexander-Fleming-Straße und am Klopferspitz. Bei der U-Bahn müssen sich die Bürger noch gedulden. Die Verhandlungen seien noch nicht abgeschlossen, es gebe nichts Neues, sagte Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig. Aber er ist hoffnungsfroh: "Wer weiß, was alles hinter den Kulissen passiert."

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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