Maibock-Anstich:"Was Guardiola für den FC Bayern, ist der Söder für Bayern"

Kabarettist Django Asül knöpft sich beim Maibock-Anstich im Münchner Hofbräuhaus Politiker vor - und Bayerns Finanzminister Söder offenbart seine Zukunftsträume. Die besten Sprüche.

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(Foto: Robert Haas)

Eigentlich ist Markus Söder beim Maibock-Anstich im Hofbräuhaus nur für das Warm-up zuständig. Die wirklich dreckigen Frotzeleien soll dann Kabarettist Django Asül raushauen. Tatsächlich war es aber in den vergangenen beiden Jahren so, dass sich der Finanzminister warmgeredet hat und dem Ministerpräsidenten dabei immer heißer wurde. CSU-Chef Horst Seehofer musste sich 2013 als "eiskalt gehopften Hallodri" verspotten lassen, 2014 wurde er als "Spieler" betitelt. Weil die Provokationen beim Chef nur mäßig ankamen, hat sich Söder vorgenommen, diesmal etwas zahmer aufzutreten. Ob ihm das gelingt? Die besten Sprüche vom Maibock-Anstich. "Ich wollte zuerst natürlich den Ministerpräsidenten begrüßen. Ich habe ihn eingeladen, er kann aber leider nicht. Schade. Ich habe ihm sogar angeboten, ein Grußwort zu halten. Denn ich finde, neben einem Finanzminister muss auch ein Ministerpräsident eine Chance haben und auf diese Dinge antworten dürfen. Das sollte vor allem ab 2018 gelten - denn man weiß ja nie, wer nach mir Finanzminister ist."

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(Foto: Robert Haas)

Für die bayerische SPD sei der Maibockanstich ein Glücksfall, sagt Söder. Denn in seiner Rede werden die Genossen wenigstens erwähnt - anders als beim Nockherberg. Söder scherzt über die potenziellen Spitzenkandidaten der SPD bei der nächsten Landtagswahl: "Ich begrüße Herrn Rinderspacher, den roten Rindi. Wir beide sitzen in der evangelischen Landessynode zusammen. Und wir beten, aber jeder ein bisschen etwas anderes. Der eine betet, 'Bitte lass es mich werden' und der andere 'Bitte lass es mich nicht werden - und doch den Pronold kandidieren.'"

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(Foto: dpa)

So ein Maibock lockert mit der Zeit die Zunge - und so hat Söder auch ein böses Wort für die Grünen-Chefin Margarete Bause und ihre Reiselust übrig: "Sie hat das Ziel erklärt, Claudia Roth als nervigste Politikerin in Bayern abzulösen. Wie Claudia Roth ist sie eine wandelnde, schwebende Attac-Statue. Sie war in China dabei, mit großem Bohei hat sie sogar Ai Weiwei besucht. Sie ist so ergriffen, dass sie seitdem regelmäßig im Landtag am Ende jeder Rede ein Sprichwort von Konfuzius ins Mikrofon nuschelt. Und ihr Lieblingsspruch ist? 'Wenn die Bause lacht, hat der Ministerpräsident 'nen Staatsbesuch gemacht.'" Auf dem Bild: Die Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause bei ihrem China-Besuch im November.

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(Foto: Robert Haas)

Das Bier fließt im Hofbräuhaus und Söder gerät in Plauderlaune. Vielleicht ein bisschen zu sehr? "Heute erzähl ich Ihnen ein Geheimnis. Worum geht es? Ich hatte mich ja geopfert, hab nur aus Hilfsbereitschaft zugestimmt und mich von Uli Wilhelm, dem Intendanten des BR, breitschlagen lassen, endlich in der Serie "Dahoam is Dahoam" mitzuspielen. Es war eine geheime Absprache von Uli Wilhelm und mir. Ich bekomme unbegrenzt Sendezeit und er kritisiert das und bekommt dann endlich bei der Intendanten-Wahl die Stimmen von SPD und Grünen. Geschickt eingefädelt. Wie lief das? Ich habe dem BR meine Regierungserklärung geschickt, der Uli Wilhelm hat das wie bei Angela Merkel bearbeitet, verbessert - richtig in Form gebracht, wie er das halt kann - und dann haben wir es endlich gesendet." Im Bild: Söder mit Brauereidirektor Michael Möller.

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(Foto: dpa)

Ein bisschen Sorgen macht sich der Finanzminister um Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der bayerischen Grünen und laut Söder der "wohl schönste Grüne seit Eike Hallitzky". Dessen Reaktion auf den Söder'schen Auftritt bei der BR-Serie habe ihm Sorgen bereitet: "SPD und Grüne haben es eine Woche lang verpennt. Erst drei Tage später, als man sie selber angerufen hat, haben sie es gemerkt und sich dann beschwert. Herr Hartmann hat sogar eine heftige Reaktion gehabt, er sagte, es sei so schlimm gewesen, dass ihm den ganzen Tag die Luft weggeblieben ist. Er hat nicht mehr geatmet! Hm. Einen ganzen Tag kein Sauerstoff im Gehirn - so was muss Folgen haben. Ich habe seitdem von Herrn Hartmann auch nichts mehr gehört. Schön, dass Sie heute da sind."

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(Foto: Stephan Rumpf)

Einen wichtigen Münchner will Söder trotz seiner Abwesenheit nicht außen vor lassen: Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). "Nachmittags hat er abgesagt, er ist noch auf Konzertsaalsuche mit dem Ministerpräsidenten. Er war letztes Jahr da und sehr nervös. Warum? Das waren die letzten Stunden von Christian Ude im Amt. Und Reiter war total ängstlich, ob er überhaupt noch geht. Einfach Respekt, wie Reiter damals Geduld behalten hat bis zur letzten Sekunde. Da kann man wirklich viel davon lernen."

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(Foto: Robert Haas)

Zum Schluss wird Söder noch ein bisschen sentimental. "Freundschaft wird überschätzt. Politiker haben ohnehin keine Freunde, nur interessierte Bekannte. Ich wollte sensibler sein dieses Jahr. Dem Django war das ein bisschen viel beim letzten Mal."

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(Foto: Robert Haas)

Diesmal ist Django Asül auf der Bühne des Hofbräuhauses wieder der aggressivere. Der niederbayerische Kabarettist ist seit Jahren der eigentliche Hauptredner: "Herzlich willkommen zum Maibockanstich 2015. Dieses Jahr feiert Bayern zwei historische Großereignisse: 100 Jahre FJS. Und noch imposanter: 48 Jahre Markus Söder. Was Pep Guardiola für den FC Bayern, ist der Söder für Bayern. Ich warte ja schon drauf, dass eahm amoi die Hosen platzt."

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(Foto: dpa)

Gut im Geschäft sei sein Vorredner Söder, sagt Django Asül. Und besonders erfolgreich mit seinen Schauspieler-Ambitionen: "Dahoam is dahoam. Da hat der Söder einen uneigennützigen, charmanten Politiker gespielt. Zuschauer waren irritiert. Aber die Kritiker haben geschrieben: Sie hätten Söder diese Verwandlungsfähigkeit nicht zugetraut."

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(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Über zu wenig Spott müssen sich die Genossen von der SPD heute Abend nicht beklagen. Auch Asül hat es auf ihren Chef im Bayerischen Landtag abgesehen: "Jetzt ist es so weit, Rinderspacher. Du beschäftigst dich mit der CSU schon intensiver als mit der SPD. Was ist los? Bist' dir zu schade für Nebensächlichkeiten? Als ich die Rede vorbereitet hab, hab ich gedacht, muss amal schauen, was hat der für Interviews gegeben. Ich hab dich gegoogelt. Hab eingegeben: Rinderspacher. Weißt', was dann kam? Da fragt mich Google: Meinten Sie Rinderbraten?"

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(Foto: dpa)

Melanie Huml und Ulrike Scharf (ja, genau, die beiden Frauen da ganz am äußersten Bildrand rechts und links) - vielleicht kennen Sie die ja. Asül findet, die CSU-Damen könnten ruhig ein bisschen mehr Selbstvertrauen haben. "Huml und Scharf. Ihr findet ja auch selten bis nie statt. Ich habe mal einen Bekannten gefragt: Sag mal, was hältst du von Huml und Scharf? Sagt er: Huml und Scharf? Ist des ned die Tabledance-Bar in Vilsbiburg?"

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(Foto: Robert Haas)

Oberste Priorität hat in Bayern aber ein ganz anderes Thema: Die Wahl des richtigen Konzertsaals - oder doch mehrere? Da sei sich "sogar der Horst mit dem Münchner OB Reiter einig. Beide wollen den Gasteig umbauen und keinen Neubau. Weil ein Neubau nämlich billiger wäre. Und da sagt der Seehofer: Für billige Lösungen stehe ich nicht zur Verfügung." In Bayern wolle man nun besonders klug vorgehen - und die Fehler der Hamburger von Anfang an vermeiden: "Warum wurde denn die Elbphilharmonie so teuer? Nicht weil die Kosten explodiert sind. Sondern weil es einen Kostenplan gab. Und drum hat der Seehofer gesagt: Gut, Gasteig-Umbau ohne Kostenplan. Man kann nur die Bauzeit schon abschätzen. Fachleute sagen: Exakt drei bis acht Jahre."

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(Foto: Stephan Rumpf)

Was die Bayern sonst noch so bewegt? Die Energiewende: "Standpunkt vom Seehofer ist und bleibt: Ohne Mitbestimmung der Bürger kann es keine Stromtrassen geben. Sein Motto ist: Man darf jederzeit gegen den Verstand regieren, aber nie gegen die Bürger. Außerdem sagt Seehofer: Der Bayer ist Patriot. Der will keinen Strom von der Nordsee. Wenn der Bayer Nordseestrom will, fährt er in den Norden und lädt dort sein Handy auf."

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(Foto: Reuters)

Und wenn die bayerische Oposition mal wieder nach China reist, kommt dann auch der Gegenbesuch? Margarete Bause habe da eine äußerst problematische Situation provoziert, sagt Asül: "Wenn die Chinesen nach Bayern kommen, dann wollen die auch mal einen Dissidenten treffen. Aber das Problem ist: Der Gauweiler hat ja nie Zeit."

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(Foto: Robert Haas)

Bleibt nur noch die Frage offen: Was sagt Asül zu seinem Vorredner, zu Söder, dessen Ambitionen und dem kometenhaften Aufstieg zum Kronprinzen Nummer eins? "Bei der einjährigen Feier des Heimatministeriums hat Söder treffend gesagt: 'Im Grunde genommen sind wir einzigartig.' Pluralis majestatis. Drum kann ich abschließend mit dem Brustton der Überzeugung sagen: Markus Söder ist der Richtige. Aber ich habe keine Ahnung, wofür."

© SZ.de vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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