Lerchenau:Neustart im Container

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Außen pfui, innen hui: Die Meinungen über die Qualität provisorischer Schulbauten gehen auseinander. Das gilt auch für die Anlage in Moosach. (Foto: Robert Haas)

Beim Infoabend über die Vorläuferklassen des geplanten Gymnasiums Feldmoching machen sich Eltern Sorgen um die schulische Zukunft ihrer Kinder in "Pavillons"

Von Jakob Wetzel, Lerchenau

Eine Schule in Pavillonbauweise? Das klingt nach Lernen im Grünen, nach Camping-Urlaub, Expo und Gartenstadt, und vielleicht klingt es in den Ohren der Eltern auch ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Im September werden die ersten Vorläuferklassen des geplanten Gymnasiums Feldmoching den Unterricht aufnehmen - und zwar, weil die fertige Schule wohl erst Mitte der 2020er-Jahre bezogen werden kann, erst einmal in Pavillons, wie es Stadt und Kultusministerium formulieren, "im Container", wie es die Eltern sagen. Die ersten Schüler werden den Großteil ihrer Schulzeit in solchen Modulen verbringen. Und einige Eltern, die am Mittwochabend in die Turnhalle der Grundschule an der Waldmeisterstraße in der Lerchenau gekommen sind, müssen sich an diesen Gedanken erst einmal gewöhnen.

Die Initiative "Gym 24" hatte eingeladen, um Eltern heutiger Viertklässler über das geplante Gymnasium aufzuklären. Die neue Schule ist auch das Werk der Initiative: Der 24. Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl ist der einzige Bezirk ohne eigenes Gymnasium; manche Schüler mussten deshalb bis nach Unterschleißheim pendeln. "Gym 24" prangerte das an, jetzt soll es ein Feldmochinger Gymnasium geben, und das Interesse ist groß. Knapp 100 Eltern und Schüler sind gekommen. Am 9. Mai ist Schuleinschreibung. In anderen Gymnasien gab es schon Informationsveranstaltungen, trotzdem hätten sie immer wieder Fragen erreicht, sagen Anika Möckelmann und Lydia Dadashi von der Initiative. Nun soll es Antworten geben.

Die Stadt hat Holger Mai als Vertreter des Bildungsreferats in die Turnhalle geschickt, für das Kultusministerium ist Werner Öl gekommen, Mitarbeiter des Ministerialbeauftragten für Gymnasien in Oberbayern-West. Und weil die Schüler des künftigen Gymnasiums zunächst am Gymnasium Moosach unterrichtet werden, ist auch dessen Schulleiter Stefan Illig da.

Wessen Kind einmal das Gymnasium Feldmoching besuchen soll, der muss seine Tochter oder seinen Sohn eben dort, in Moosach, in eine von drei Vorläuferklassen einschreiben. Dazu müsse man ein Online-Formular ausfüllen und am 9. Mai mit dem Ausdruck in die Schule kommen, sagte Illig. Die Kinder beziehen dann Container am Gymnasium Moosach, die wegen der jüngsten Generalsanierung des Schulzentrums ohnehin schon auf dem Sportplatz stehen. Die Schüler würden dort regulär am Schulleben des Gymnasiums teilnehmen, versicherte Illig: Sie würden von Lehrern des Gymnasiums unterrichtet, sie erhielten Fachunterricht in Räumen der sanierten Schule, und Moosacher Schüler würden sich als Tutoren auch um die Feldmochinger Kinder kümmern.

Nach einem Jahr aber trennen sich die Wege. Denn während der Unterricht in den Vorläuferklassen bereits läuft, errichtet die Stadt zunächst eine dreizügige Schule in Pavillonbauweise auf einem städtischen Grundstück an der Georg-Zech-Allee. Das sei absehbar, auch wenn ein Stadtratsbeschluss noch ausstehe, sagte Holger Mai von der Stadt München. Dabei würden keine alten Container wiederverwertet, sondern neue - und man werde die räumlichen Voraussetzungen für eine Ganztagsschule und eine Mensa schaffen. Sportanlagen befinden sich unmittelbar in der Nähe. Im September 2019 soll es dort losgehen. Langfristig ziehen die Schüler dann ein zweites Mal um, und zwar aufs Lerchenauer Feld. Noch liege der Plan im Finanzministerium, sagte Werner Öl. Wenn das zustimme, solle es am Ende ein sechszügiges Gymnasium geben. Und nicht nur das: Mai zufolge sind in dem Neubaugebiet auch eine Grundschule und Anlagen für den Schulsport geplant. Einen festen Termin, zu dem alles fertig sein soll, gibt es noch nicht, ein Zeitpunkt Mitte der 2020er-Jahre sei aber realistisch, heißt es immer wieder.

Nach einer Stunde sind freilich noch immer Fragen offen, denn nicht auf jede gibt es schon eine verbindliche Antwort. Wie das Ganztagsangebot aussehen wird, das müsse später die Schulgemeinschaft entscheiden, sagte Öl. Dasselbe gelte für das Angebot an Musik und Sport am Nachmittag; die Verantwortlichen wollten sich aber dafür einsetzen, dass es von Anfang an Angebote gebe. Die Ausrichtung des Gymnasiums werde zu Beginn wohl ausschließlich naturwissenschaftlich sein, so Öl. Spätestens wenn alles fertig ist, würde er sich auch einen sprachlichen Zweig wünschen.

Klar ist: Es wird keine weiteren Vorläuferklassen an anderen Schulen geben. Und eingeschrieben werden können nur künftige Fünftklässler; ältere Kinder bleiben außen vor. Beides sei organisatorisch nicht anders möglich, sagte Öl. Und die Skepsis wegen der Pavillons, das versichern die Initiative "Gym 24", die Stadt und das Kultusministerium einmütig, die sei unnötig. Sein Sohn besuche ebenfalls eine Schule in Pavillonbauweise, sagte Holger Mai vom städtischen Referat für Bildung und Sport. Natürlich: Es seien Container, und von außen sehe man das auch. Von innen aber merke man davon nichts. "Mein Sohn sagt, das sind die besten Räume in der ganzen Schule." Es seien ja auch die neuesten.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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