Volkshochschule Südost:Wieder was gelernt

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Statt zum Abschied leise Servus zu sagen, zog Karl Heinz Eisfeld bei einem Podiumsgespräch den Dialog vor. (Foto: Claus Schunk)

Eigentlich wollte Karl Heinz Eisfeld ganz leise verschwinden. Doch dann nutzt er seinen Abschied von der VHS für ein Podiumsgespräch.

Von Konstantin Kaip, Ottobrunn

"Der Wandel ist das Normale", hat Karl Heinz Eisfeld einmal geschrieben. "Die Aufgabe der Bildung ist es, damit vertraut zu machen." Insofern gehört die Tatsache, dass der 67-Jährige nun nach fast 20 Jahren als Geschäftsführer der Volkshochschule Südost (VHS) in den Ruhestand getreten ist, zum Normalen, mit dessen Vertrautmachung sich Eisfeld Zeit seines Lebens beschäftigt hat. Dass sein Abschied am Sonntagmittag im Saal des Ottobrunner Wolf-Ferrari-Hauses aber dennoch etwas ganz Besonderes war für ihn, merkte man schon daran, dass er es sich nicht nehmen ließ, jeden seiner Gäste persönlich zu begrüßen.

Zwar habe Eisfeld im vergangenen Jahr gesagt, er wolle "ganz leise verschwinden", verriet die VHS-Vorsitzende und Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Ursula Mayer, in ihrer Begrüßung. Es kam jedoch anders. Denn Eisfeld ließ es sich außerdem nicht nehmen, der Veranstaltung seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken und seine Überzeugung vom lebenslangen Lernen, für das er sich unermüdlich eingesetzt hat, noch einmal deutlich zu machen. Und zwar tat er dies nicht wie sonst bei solchen Veranstaltungen üblich in einer Rede, sondern zog den Dialog vor und holte sich drei seiner bedeutendsten Gäste auf die Bühne, für eine Gesprächsrunde über die Bedeutung der Erwachsenenbildung.

"Das wollen wir doch mal sehen"

Zunächst jedoch würdigte die Präsidentin des Bayerischen Landtags und des Bayerischen Volkshochulverbandes, Barbara Stamm, Eisfeld als ihr "Vorbild" in Sachen Volkshochschularbeit. Dann sprachen Rita Süssmuth, ehemalige Bundestagspräsidentin und Ehrenpräsidentin des Deutschen Volkshochschulverbandes, Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, und Michael Mötter, Geschäftsführer des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft, mit Eisfeld darüber, was Bildung leisten kann, warum die Gesellschaft sie braucht und bereitstellen muss und wie man zum Lernen motivieren kann.

"Das wollen wir doch erst mal sehen!", hatte Eisfeld die Gesprächsrunde betitelt, und Moderatorin Marion Glück-Levi belehrte er sogleich, warum er diesen Titel gewählt hatte: Der Satz stehe für die richtige Einstellung beim Lernen, als Antwort auf Zweifel und Resignation, erläuterte Eisfeld. Und für einen Zugang zu Themen, den er auch bei seiner Weggefährtin Süssmuth kennengelernt habe, die er noch aus seiner Zeit als Vorsitzender des bayerischen Volkshochschulverbandes kennt. Süßmuth betonte die soziale Komponente der Bildung als Grundbedingung für die Teilnahme an der Gesellschaft. Auf dem Podium waren sich alle einig, dass lebenslanges Lernen unverzichtbar ist und die Gesellschaft verpflichtet, es zu ermöglichen.

Warum Lernen stets ganzheitlich sein sollte, sagte Eisfeld: Bei Bildung gehe es nicht nur um Wissen, aus dem Kompetenz entstehe. Sondern auch darum, mit Wissen und Kompetenzen verantwortungsvoll umzugehen. "Kompetent kann man auch die Welt vernichten. Gebildet wird das nicht passieren."

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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