Verkehr:Mehr Platz für Radfahrer an der B 471

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Die Parallelstraßen entlang der Schleißheimer Straße in Garching werden so umgestaltet, dass Fahrradfahrer einen eigenen Schutzstreifen bekommen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Parallelen beiderseits der Schleißheimer Straße in Garching sollen zu Einbahnstraßen mit Schutzstreifen werden. Bedenken äußern nicht nur Anlieger-Betriebe und die CSU, sondern auch die Grünen - sie fürchten Unfälle

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Einbahnregelung auf den Parallelstraßen zur B 471 in Hochbrück kommt. Nach einer kontrovers geführten Diskussion entschied sich der Hauptausschuss am Dienstagabend mit neun gegen sechs Stimmen für das Radwegkonzept mit Fahrradschutzstreifen für die Radler, die gegen die Fahrtrichtung fahren. Bei einer Befragung der dort ansässigen Firmen hatte sich eine Mehrheit gegen eine Veränderung ausgesprochen. Fahrradbeauftragter Rudi Naisar (SPD) räumte zwar ein, man könne hinterfragen, ob es die optimale Lösung sei, doch er nannte es die schlechteste Alternative, nichts für die Sicherheit der Radfahrer zu unternehmen.

Das Radwegkonzept an der Schleißheimer Straße gehört zu dem Paket, das die Stadt auch der Jury des "Arbeitskreises fahrradfreundliche Kommunen in Bayern" (AGFK) vorgestellt hatte. Die Jury habe "Vertrauen auf die Umsetzung der Visionen" gehabt, jetzt müssten die Taten folten, forderte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD). Die Lösung sieht vor, nördlich der Schleißheimer Straße zwischen Zeppelin- und Robert-Bosch-Straße eine Einbahnregelung einzuführen, südlich soll diese Regelung künftig vom Graf-Zeppelin-Platz bis zur Daimlerstraße gelten. Fahrradfahrer dürfen jedoch in beide Richtungen fahren, für sie wird ein 1,50 Meter breiter Schutzstreifen entlang des Trenngrüns zur B 471 aufgebracht. Bei dieser Variante können die meisten der bestehende Parkflächen erhalten bleiben. Eine zweite Variante der Verwaltung war um einen Fußgängerweg erweitert, verbunden mit einem durchgängigen Halteverbot.

Um sich ein Meinungsbild einzuholen hatte die Stadt 105 Anlieger-Betriebe angeschrieben, sie konnten zwischen den beiden Varianten wählen. Von den 32 antwortenden Betrieben stimmten zehn für die Variante ohne Fußgängerweg, sieben für die ohne, 15 sprachen sich gegen beide Varianten aus.

Manche Begründungen habe er nicht verstanden, sagte der Bürgermeister, andere, wie beispielsweise Aldi, hätten überhaupt kein Problem mit der geplanten Neuerung gehabt, was ihn freute. Ein Problem damit hatte jedoch der Dritte Bürgermeister Walter Kratzl (Grüne). Er fand die Planung gefährlich für Radler, weil eben viele Lastwagen aus den Firmenausfahrten kämen. Und er fand sie verfrüht, weil entlang der B 471 der Radschnellweg kommen soll. Da werde Geld ausgegeben und hinterher passe es vielleicht nicht mit der Planung des Radschnellwegs zusammen, sagte Kratzl. Ob der Radschnellweg dort jedoch so kommt wie geplant, das bezweifelte Naisar erneut. Er halte ihn an dieser Stelle "für nicht machbar", das sei seine persönliche Meinung. Die neue Verkehrslösung für Radler sei dringend nötig, so Naisar, zumal die Mobilitätsstationen mit Leihrädern, davon etliche in Hochbrück, im Frühjahr aufgestellt werden sollen.

Für die CSU formulierte Salvatore Disanto die Ablehnung seiner Fraktion. Der Vorsitzende des Gewerbeverbands sagte, einige Betriebe seien gar nicht angeschrieben worden, viele hätten sich nicht geäußert, weil sie die Lösungen nicht sinnvoll fanden. Vorschläge von Firmen seien zudem nicht beachtet worden. Außerdem wisse er von einem Investor, der sich für ein Grundstück dort interessiere, aber der nicht kommen werde, wenn es dort eine Einbahnregelung geben werde.

Diese Argumentation weckte heftigen Widerspruch bei SPD-Fraktionssprecher Joachim Krause. Er fand, dass an dieser Stelle etwas passieren müsse und "letztlich müssen wir sagen, welche Verkehrsführung sinnvoll ist", man solle doch über die Sache reden "und nicht über irgendwelche Drohungen". Den Grünen kreidete er an, dass sie nicht mitziehen wollten, obwohl sie doch immer Schilder mit Umwelt hochhielten. Auch Michaela Theis von den Unabhängigen Garchingern fand es "befremdlich, dass die Grünen nicht dabei sind". Sie nannte die Lösung einen "winzigen Schritt in die richtige Richtung", da solle man nicht vor Angst in Schreckstarre verfallen.

Gegen die zwei Grünen und vier Stadträte der CSU wurde die Variante ohne Fußweg beschlossen. Das Geld dafür ist bereits im Haushalt eingestellt, außerdem bekommt die Stadt 1,7 Millionen Euro Zuschüsse für Radwege vom Bund. "Das wird voll aus Fördermitteln bezahlt", sagte Bürgermeister Gruchmann. Bei den Mobilitätsstationen werde die Stadt Garching jedoch auch selbst in die Tasche greifen müssen.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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