Unterföhring/Feldkirchen:Neue Nachbarn, neuer Verkehr

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Bürgermeister fordern, dass vor dem Stadtviertel im Nordosten Münchens Straßen und U-Bahnlinien gebaut werden

Direkt an der Landkreisgrenze östlich der S-Bahn- und Gütertrasse zwischen Daglfing und Johanneskirchen soll ein Wohngebiet für geschätzt 30 000 Menschen entstehen, außerdem will die Stadt München hier bis zu 6000 neue Arbeitsplätze ansiedeln. Am Mittwochabend präsentierte die Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk den Bürgermeistern aus Aschheim, Feldkirchen, Haar und Unterföhring sowie Vertretern des Landratsamtes und der Bezirksausschüsse von Bogenhausen und Trudering-Riem drei Varianten für die Gestaltung des Quartiers, die in einem langem Prozess zu einem Strukturplan verschmelzen sollen. Ergebnis des Abends: Während man in den Umlandgemeinden vor allem eine Zunahme der Verkehrsbelastung befürchtet, äußern die Stadtteilpolitiker derzeit inhaltliche Kritik eher verhalten.

Die neue Dimension des künftigen Stadtviertels hatte Merk vergangene Woche erstmals öffentlich gemacht, bislang war von 10 000 Bewohnern die Rede gewesen. Alle drei Varianten sehen viele Grünzüge, zugleich aber eine dichte Bebauung vor. "Reihenhäuser wird es nicht geben können", sagte Merk, die bei dem Termin mit den Bürgermeistern von Mitarbeitern des Planungsreferats und Landschaftsarchitektin Andrea Gebhard begleitet wurde. So stapelt Plan eins ihrer drei Varianten die Wohnblocks wie an einer Perlenschnur entlang der S 8 von Süd nach Nord und erweitert so die alten Dorfkerne von Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen. Die U 4, die jetzt am Arabellapark endet, würde über den S-Bahnhof Englschalking hinaus zu einer neuen Endhaltestelle ins Zentrum dieser Wohngebiete weitergeführt.

Bei den beiden anderen Entwürfen würde die U 4 sogar bis zur Messestadt West verlängert und bekäme so Anschluss an die U 2. In Variante zwei ist das neue Wohngebiet in Ost-West-Richtung angelegt und würde die Baulücke zwischen Englschalking und Riem schließen. Variante drei arbeitet mit Landschaftszungen, die die etwas weiter nach Norden ausgerichteten Wohnareale auflockern. Im Osten würde die Lücke zum Aschheimer Ortsteil Dornach geschlossen, der von der U-Bahn profitieren könnte. Alle Entwürfe sehen eine Straße im Osten vor, die das Quartier in Nord-Süd-Richtung erschließt und im Norden bei Unterföhring an die bereits viel befahrene Kreisstraße M 3 und im Süden an den Schatzbogen angebunden wird.

Der Unterföhringer Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) ist naturgemäß "nicht erfreut", dass eine Anbindung der neuen Siedlung in allen drei Varianten über die M 3 erfolgen soll. Auch wenn die Vorstellung zu diesem Zeitpunkt noch nicht konkret sei und es keine klare Trassierung gebe, werde Unterföhring wohl in jedem Fall sehr von der zu erwartende Zunahme des Verkehrs betroffen sein. "Wir lassen uns alle Unterlagen zuschicken und werden uns die Planungen dann intensiv zu Gemüte führen", sagte Kemmelmeyer am Donnerstag und kündigte eine dezidierte Stellungnahme der Kommune an. Als sinnvoll bezeichnete der Bürgermeister, dass alle Planvarianten eine "hohe Urbanität" mit Wohnen, Arbeiten und verschiedenen Möglichkeiten zur Freizeitnutzung im zukünftigen Quartier vorsehen.

Für den Unterföhringer Bürgermeister ist es "zwingend erforderlich", dass vor der Realisierung des neuen Stadtviertels der vierspurige Ausbau des Föhringer Rings kommt. Dieser "Flaschenhals", wo sich zu Stoßzeiten lange Staus bis nach Unterföhring und München hinein bilden, muss endlich der Vergangenheit angehören, wie er verlangt. Ganz konkret um dieses Thema wird es laut Kemmelmeyer im September bei einem Gespräch zwischen Freistaat, Stadt München und der Gemeinde gehen.

Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) hält wie sein Unterföhringer Kollege eine Stärkung des Nahverkehrs für geboten: Dass die U 4 bis über den S-Bahnhof Englschalking über Dornach bis zur Messestadt verlängert werden könnte, berge große Chancen: Auf diese Weise werde auch der Flughafen mit der Messe verbunden. "Das würde die Straßen im Osten entlasten", so van der Weck.

Die Münchner Bezirksausschüsse haben noch Zeit zur Diskussion, ihr Votum wird nicht vor Oktober erwartet. Im Frühjahr sollen dann die Bürger informiert werden. Für die Bürgermeister in den Umlandgemeinden und die Lokalpolitiker in den betroffenen Bezirksausschüssen ist nun wichtig, genaue Daten zu bekommen, vor allem zu den Verkehrsprognosen.

Überfällig ist aus Sicht von Angelika Pilz-Strasser (Grüne), der Vorsitzenden des Bogenhauser Bezirksausschusses, darüber hinaus, dass die Stadt endlich die Eigentümer nach deren Vorstellungen frage. München brauche Wohnungen, das müsse man ernst nehmen - die Stadt aber solle auch die Wünsche der Bürger berücksichtigen, sonst sei die ganze Beteiligung am Prozess nichts wert.

© SZ vom 05.08.2016 / re, sab, ust - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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