Unterföhring:Erst feiern, dann baggern

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Wenn die Buden und Fahrgeschäftes des Bürgerfests abgebaut sind, wird unter dem Platz an der Jahnstraße eine Tiefgarage angelegt. Anschließend wird das Gelände asphaltiert.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Gleich nach dem Unterföhringer Bürgerfest, das in diesem Jahr vom 23. bis zum 27. Juni dauert, werden die Bagger rund um den Festplatz an der Jahnstraße anrollen. Dann soll es nämlich losgehen mit dem Bau der Tiefgarage im Unterföhringer Gewerbegebiet. Der Bauausschuss hat am Dienstagabend nach kontroverser Diskussion dem Gemeinderat empfohlen, dem Projekt sein Plazet zu geben - gegen die Stimmen der drei Vertreter der SPD in dem Gremium.

Der Fraktionsvorsitzenden Jutta Schödl und ihren Kollegen Thomas Weingärtner und Manfred Unterstein stießen vor allem die Höhe der Kosten auf. Laut Berechnung sollen die Tiefgarage für 511 Autos, die Schaffung von weiteren 488 oberirdischen Parkplätzen auf dem asphaltierten Festplatz und die Sanitäranlagen für Bürgerfest und andere Veranstaltung mehr als 17,8 Millionen Euro kosten.

Der SPD reicht die Tiefgarage

"Es bestätigt sich immer mehr, warum ich gegen die Tiefgarage an dieser Stelle bin", sagte Schödl. Derart hohe Kosten seien nicht mehr darstellbar, sagte sie und erinnerte daran, dass Unterföhring für die Erweiterung der Grundschule mit 14,5 Millionen Euro weniger ausgegeben habe, als nun im Gewerbegebiet verbaut werden solle. Die ursprünglich geschätzten 13,5 Millionen Euro für die Tiefgarage seien schon viel Geld gewesen, dass nun noch einmal mehr als vier Millionen Euro dazu kommen sollen, könne nicht angehen, sagte Schödl. Für die SPD sind deshalb alle weiteren Pläne verzichtbar: Der unbefestigte Parkplatz solle bestehen bleiben, den Bau eines Toilettenhauses brauche es nicht, ebenso wenig wie die Versieglung des Bürgerfestplatzes.

Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer und seine Parteifreie Wählerschaft (PWU) sehen das ganz anders. Gemeinderat Johann Zehetmair sprach von einer "runden Sache". Der Bürgerfestplatz müsse hergerichtet werden, der Bedarf für eine Tiefgarage sowie einen oberirdischen Parkplatz sei durch Untersuchungen und Verkehrszählungen nachgewiesen. Das Geld sei gut angelegt, sagte Zehetmair. Schützenhilfe leistete ihm Manfred Axenbeck. "Wir brauchen das", sagte er, sonst könne man ja gleich alles beim Alten belassen. Mit der Tiefgarage und dem Parkplatz gebe Unterföhring den Unternehmen, die durch ihre Steuern den Wohlstand in der Kommune sicherten, etwas zurück.

Mit dem Bau von zwei Parkhäusern will die Gemeinde Unterföhring die angespannte Lage auf den Straßen im Gewerbegebiet etwas entzerren. Zuerst an der Reihe ist nun die Tiefgarage unter dem Bürgerfestplatz, danach wird auf dem Grundstück zwischen Beta- und Dieselstraße ein zweites Parkhaus entstehen. Nach Meinung der SPD-Fraktion hätte die Gemeinde als erstes die Hochgarage dort bauen sollen und eben nicht die unterirdische am Bürgerfestplatz an der Jahnstraße.

Mehr als 18 000 Menschen arbeiten im Gewerbegebiet

Im Gewerbegebiet östlich der S-Bahn arbeiten mehr als 18 000 Menschen. Viele von ihnen kommen jeden Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrer Firma, sehr viele aber nutzen für die Anreise das Auto. Da überrascht es nicht, dass sich auf den Straßen die Fahrzeuge stauen und es gar nicht so leicht ist, dort einen Parkplatz zu bekommen, wenn ein Unternehmen über keine eigene Fläche oder Garage verfügt. Laut einer Untersuchung, welche die Gemeinde Unterföhring bei Fachleuten in Auftrag gegeben hat, fahren an einem normalen Werktag zwischen 7 und 11 Uhr insgesamt gut 5500 Autos von den Kreisverkehren an der Mitterfeldallee in die Dieselstraße und die Beta-Straße in das Gewerbegebiet.

Die zwei neuen Parkhäuser sollen laut Gemeinderatsbeschluss Ende 2018 fertig sein. Im Haushalt 2017 und der Finanzplanung, die voraussichtlich in der nächsten Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 9. Februar, verabschiedet werden, sind die Ausgaben für das Projekt bereits gelistet. Allerdings nicht in voller Höhe: Die Baukosten sind mit 13,5 Millionen Euro verzeichnet, die Baunebenkosten betragen 2,7 Millionen Euro. Die laut Berechnung der Projektsteuerer anfallenden Mehrkosten von rund 1,6 Millionen Euro hat der Bauausschuss mehrheitlich genehmigt.

Diese sind nach den Worten des Unterföhringer Bauamtsleiters Lothar Kapfenberger vor allem der Statik für die Tiefgarage sowie der Entwässerung des Platzes darüber geschuldet. Die Arbeiten werden zwischen neun und zwölf Monaten dauern. Das Bürgerfest 2018 soll an gewohnter Stelle stattfinden können. Wird auf dem Platz gefeiert, fallen die oberirdischen Stellplätze weg.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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