Fußball-Drittligist:SpVgg Unterhaching will Stadion umbauen

Lesezeit: 4 min

Der Sportpark Unterhaching soll modernisiert werden. (Foto: Claus Schunk)
  • Die SpVgg Unterhaching will in die zweite Fußball-Bundesliga aufsteigen.
  • Auch dafür hat die Sanierung des Stadions hohe Priorität.
  • Offenbar denkt man im Verein darüber nach, die Baumaßnahmen aus eigenen Mitteln zu bezahlen.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Sportlich ist die Saison für die SpVgg Unterhaching praktisch gelaufen, vier Spieltage vor der Sommerpause kann der Neuling in der dritten Liga nicht mehr in den Kampf um den Aufstieg eingreifen, hat aber die Abstiegsränge längst souverän auf Distanz gehalten.

Die Mannschaft von Trainer Claus Schromm liegt auf Platz acht, will aber ab der kommenden Saison massiv angreifen, um womöglich den von Klubpräsident Manfred Schwabl für die nächsten Jahre als wirtschaftlich notwendig bezeichneten Zweitligaaufstieg möglicherweise schon im zweiten Drittligajahr zu packen. Um sich für die Zukunft gut aufzustellen, benötigt es aber allerhand Vorarbeiten. Und da steht die Stadionfrage an oberster Stelle.

SZ PlusHof
:In der Grünen Au steht eines der ältesten Fußballstadien Bayerns

Wäre der Verein so erfolgreich wie einst, würde dort jetzt wohl schon eine hochmoderne Arena thronen.

Von Christoph Leischwitz

Im nicht-öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung am Mittwoch wurde nun nach SZ-Informationen ein erster Schritt getan: Die Rasenpflege für den Hauptplatz im Stadion und den Trainingsplatz 1, auf dem die erste Mannschaft täglich übt, liegt künftig im Verantwortungsbereich des Vereins, wodurch sich die Gemeinde personelle Kapazitäten spart. Die Pflege der übrigen Plätze, die in erster Linie von Jugendteams genutzt werden, erledigen weiterhin Gemeindemitarbeiter.

Doch mit dieser ersten Maßnahme sind die Wünsche der SpVgg bezüglich ihrer Heimstätte noch lange nicht erfüllt. Wie aus Gemeindekreisen zu hören ist, steht als nächstes die Sanierung der Osttribüne auf dem Plan: Weil das 100 000 bis 150 000 Euro teure Vorhaben auf der Prioritätenliste der Gemeinde weit unten angesiedelt ist und eigentlich frühestens 2020 aktuell werden würde, strebt die SpVgg nun womöglich an, die Sanierung aus eigenen Mitteln zu bezahlen.

Die Tribüne darf seit Sommer 2017 überhaupt nicht mehr genutzt werden, weil sich der Untergrund gesenkt hat und dadurch Risse im Beton aufgetreten sind. Auf SZ-Nachfrage wollen die SpVgg-Verantwortlichen die Pläne, wonach der Verein die Sanierung selbst in Angriff nehmen will, nicht bestätigen. Man kann allerdings davon ausgehen, dass die Fußballer eine rasche Lösung des Problems schon deshalb begrüßen würden, weil die Nachfrage nach Tickets zunimmt.

Die Nachfrage nach Tickets steigt

Schon in der nun zu Ende gehenden Saison wird man einen Schnitt von mehr als 3000 Zuschauern pro Heimspiel aufweisen, was deutlich mehr ist als in der letzten Saison in Liga drei 2014/15. Das ist nicht überraschend, schließlich spielt Schromms Elf ansehnlichen Offensivfußball; im heimeligen Stadion fühlen sich auch Familien mit kleinen Kindern wohl. Dazu ist der Sportpark das einzige Stadion im Großraum München, wo man noch Karten für Profifußball bekommt; ganz im Gegensatz zu den Spielen des FC Bayern und des TSV 1860, die stets ausverkauft sind.

Eines ist allerdings klar: Alleine mit dieser Baumaßnahme ist der Sportpark noch nicht zweitligatauglich: Im Falle eines Aufstiegs muss das Flutlicht von aktuell 800 Lux auf 1500 Lux aufgerüstet werden, um HD-Übertragungen im Fernsehen zu gewährleisten. Und dann müsste eben auch eine komplette Überdachung der Zuschauerränge her, seit einigen Jahren Grundvoraussetzung für die Zulassung eines Stadions für Zweitligaspiele.

Durch die Veränderungen in der Peripherie sind in den Jahren der Drittklassigkeit viele Parkplätze verloren gegangen, mindestens 750 muss ein Verein jedoch vorhalten, wenn er über ein 15 000 Menschen fassendes Stadion in der zweiten Liga verfügt. Eine Lösung dieses Problems könnte ein Parkhaus bringen, noch gibt es dazu jedoch keine konkreten Pläne.

Auch der Ausbau der Geschäftsstelle ist weiterhin Teil der Planungen des Vereins. Man wolle den gesamten Südbereich schließen, also die beiden Geraden im Osten und Westen verbinden und dadurch auch den Lärmschutz in Richtung Stumpfwiese verbessern, hat Präsident Schwabl schon im Herbst anklingen lassen. Zudem schwebt dem SpVgg-Boss eine Aufstockung des Verwaltungsgebäudes vor, auch um Mieteinnahmen zu generieren.

Die gesamten Kosten für alle Maßnahmen werden auf rund zehn Millionen Euro geschätzt. Zuletzt hat Schwabl vorgeschlagen, dass sich Gemeinde und Verein das Risiko zu je 50 Prozent teilen. Nun gehört es jedoch nicht zu den ersten Aufgaben einer Kommune, dem örtlichen Fußballverein die Sanierung und den Ausbau des Stadions zu finanzieren, das wissen sie auch bei der SpVgg. Im Gegenzug aber würde der Klub das Stadion künftig selbst betreiben, man könnte also den Pachtvertrag auslaufen lassen, was die Gemeinde jährlich zunächst um rund eine Million entlasten würde.

Fußball
:Das Augsburger Stadion bekommt eine Leucht-Hülle

Bald soll das Geflecht aus Alu- und Kunststoffrohren montiert sein - acht Jahre nach dem Bau des Stadions. Der Verein feiert es schon als "schönste Fassade in Deutschland".

Kolumne von Christian Rost

Im Ort gilt es seit Jahren als offenes Geheimnis, dass Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) die Trägerschaft für den Sportpark lieber heute als morgen loswerden würde. Allerdings soll der Verein für diesen Fall eine gemeindliche Unterstützung in Höhe von 500 000 Euro jährlich einfordern. Wie aus Gemeindekreisen zu hören ist, besteht jedoch kaum Bereitschaft, diese Forderung der SpVgg zu erfüllen.

Allerdings gibt es da ja auch noch eine Klausel im Pachtvertrag aus den Neunzigerjahren, deren Existenz Stefan Lauszat, Leiter der Bauverwaltung im Rathaus, zuletzt bestätigt hat: Diese besagt, dass sich die Vereinbarung automatisch um fünf weitere Jahre bis 2025 verlängert, sollte die SpVgg eine entsprechende Option ziehen. Und genau das dürfte zu den unangenehmsten Szenarien für Panzer und seinen Gemeinderat zählen. Fraglich ist andererseits, ob der Pachtvertrag in seiner vorliegenden Form überhaupt noch gültig wäre, wenn die SpVgg die Ausgliederung ihrer Profiabteilung aus dem Verein vollzieht - schließlich wurde die Vereinbarung damals mit dem eingetragenen Verein abgeschlossen, nicht mit einer Kapitalgesellschaft.

Zu all dem möchten sich weder Schwabl noch sein Vize Peter Wagstyl äußern, sie setzen "auf Dialog und konstruktive Vorschläge". Gerüchte gebe es genug, lassen die Verantwortlichen ausrichten. Etwa jenes, wonach sich schon Investoren zusammengefunden hätten, die den finanziellen Anteil der SpVgg an einem Stadionumbau tragen würden.

Und auch zu einer weiteren Spekulation, die momentan durch die Gemeinde wabert, will niemand etwas sagen: Nach dem Willen der potenziellen Investoren sollen im Stadion künftig nicht nur die Heimspiele der Hachinger Fußballer, sondern auch sechs bis acht Sonderveranstaltungen abseits des Fußballs über die Bühne gehen, etwa Musikkonzerte. Klingt plausibel, zumal es eine Veranstaltungsstätte im niedrigen fünfstelligen Zuschauerbereich im Großraum München nicht gibt.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Arena in Fröttmaning
:Ein Hotelbett für Bayern-Fans - mit Blick aufs Spielfeld

Der neue Sponsor des Vereins gestaltet eine Loge zum Hotelzimmer um. Was kommt als nächstes? Vielleicht Stadion­bestattungen.

Kolumne von Florian Fuchs

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: