Streit ums Gewerbegebiet Keferloh:In heikler Mission beim Nachbarn

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Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder am Dienstag neben seiner Kollegin Gabriele Müller und (ganz links) Haars Amtsleiter Helmut Schmid. (Foto: Angelika Bardehle)

Grasbrunns Bürgermeister Korneder erläutert Haarer Gemeinderäten die Gewerbepläne für Keferloh. Beide Kommunen wollen die Autobahnparallele.

Von Bernhard Lohr, Haar/Grasbrunn

Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) hat am Dienstagabend mit einer außergewöhnlichen Geste versucht, die Wogen im Streit um das Gewerbegebiet in Keferloh zu glätten. Er trat im Gemeinderat der Nachbarkommune Haar auf und warb um Verständnis für die Pläne. Man sei bewusst auf Haarer Befindlichkeiten eingegangen, sagte er. Aus Grasbrunner Sicht sei der Standort optimal. Die Differenzen konnte Korneder freilich nicht ausräumen.

Dennoch: Haar und Grasbrunn wollen weiter miteinander über Verkehr und Gewerbeentwicklung reden. Deutlich wurde: Korneder und Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) streben eine Verlegung der B 471 an.

Dass mit Korneders Besuch der Konflikt aus der Welt geschafft werden könnte, hatte niemand erwartet. Vielmehr stand zu befürchten, dass sich durch scharfe Töne die Fronten verhärten. So zeigte sich auch CSU-Fraktionschef Dietrich Keymer unversöhnlich und sprach mit Blick auf erwarteten zusätzlichen Verkehr und die Beeinträchtigung eines kulturhistorisch bedeutsamen Ortes von einem "Schlag ins Gesicht der Gemeinde Haar", wenn Grasbrunn in Keferloh ein Gewerbegebiet plane. Keymer deutete auch an, dass er rechtlich geprüft sehen möchte, ob der Weiler Keferloh nicht in einer schützenswerten Rodungsinsel liegt. Solche Worte vermieden die beiden Bürgermeister und die Vertreter der anderen Gruppierungen im Gemeinderat. In der Sache rückte freilich keiner von den bekannten Positionen ab. Allenfalls bei ganz genauem Hinhören deuteten sich mögliche Kompromisslinien an.

Keine Logistikunternehmen

So betonte Korneder die Gemeinsamkeiten zwischen Haar und Grasbrunn. Der Entwicklungsdruck in der Region treffe alle. Zugleich seien Gewerbeflächen knapp. Dass Grasbrunn da Nachholbedarf sieht, musste den Haarern wohl bekannt vorkommen. Korneder sagte, das östlich der B 471 und südlich der Keferloher Straße gelegene Gewerbegebiet werde gerade mit Blick auf Haarer Befindlichkeiten großzügig eingegrünt. 1,4 Hektar der 4,8 Hektar seien nur dafür vorgesehen. Die Zufahrt erfolge nur von der Keferloher Straße. Logistikunternehmen seien ausgeschlossen, auch Handel, der Ortszentren gefährden könnte. Mit der B 471 und einem 20-Minuten-Bustakt sei das Areal gut angebunden.

Doch wie kompliziert die Lage ist, zeigte sich ausgerechnet, als SPD-Fraktionschef Alexander Zill vorsichtig Verständnis für die Grasbrunner Pläne äußerte und dazu aufrief, "gemeinsam" zu verhindern, dass es durch den Siedlungsdruck in Zukunft zu "Auswüchsen" komme. Er warnte davor, Flächen so zuzubauen, dass in 20, 30 Jahren die Orte nicht mehr voneinander zu trennen seien. Doch eine Zusage, dass es bei dem einen Gewerbegebiet bleibt, machte Korneder nicht. Für sich könne er das zusichern, sagte er, doch nicht für nachfolgende Generationen. Für Mike Seckinger (Grüne) war das der Knackpunkt. Er sagte, Grasbrunns Pläne seien eine "Einladung zu weiterer Gewerbeentwicklung", ein "Zeichen in die völlig falsche Richtung".

So steht weiter im Raum, dass von Haarer Seite das Verwaltungsgericht bemüht wird, um der Entwicklung in Keferloh grundsätzlich einen Riegel vorzuschieben. Bürgermeisterin Müller und ihr Kollege Korneder äußerten aber zugleich den Willen, mehr zu kooperieren, um Siedlungsentwicklung und Verkehr zu steuern. Korneder bedauerte, dass Haar bisher nicht in die Arbeitsgruppe eingeladen worden ist, in der Hohenbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Putzbrunn und Grasbrunn über mögliche Umfahrungen ihrer Ortskerne reden.

Außerdem sagte er, man werde gemeinsam an einer Verlegung der B 471, also einer Autobahnparallele, arbeiten. Die Rathäuser wollen Zahlen abgleichen, wie viel zusätzlicher Verkehr durch das Gewerbegebiet auf Haar zukommen würde.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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