Bürgermeister-Amtsketten:Würde zum Umhängen

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Bürgermeister Hans Sienerth hätte auch gerne eine Amtskette. (Foto: Angelika Bardehle)

Straßlach-Dinghartings Bürgermeister Hans Sienerth ist der einzige im Landkreis München, der keine Amtskette hat. Das will er nun ändern.

Von Iris Hilberth, Straßlach-Dingharting

Wenn die Bürgermeister des Landkreises München sich einmal im Jahr zu einem Gruppenfoto aufstellen, ist das bislang für Hans Sienerth immer ein bisschen peinlich. "Ich habe mich immer lieber in der dritten Reihe etwas versteckt", gibt der parteifreie Rathauschef aus dem kleinen Straßlach-Dingharting zu.

Eine Frage der protokollgerechten Kleidung

Das liegt keineswegs daran, dass er sich nicht für fotogen hält oder seine 3000-Einwohner-Gemeinde sich bei den Großen der Region hinten anstellen müsste. Es ist allein eine Frage der protokollgerechten Kleidung. Die Vorgaben bei solchen Treffen besagen laut Sienerth nämlich, dass die Bürgermeister ihre Amtsketten umlegen sollen. Nur: Straßlach-Dingharting hat überhaupt kein repräsentatives Schmuckstück für den Rathauschef. Das soll jetzt anders werden.

Erst mal umschauen. Vielleicht treffen die Amtsketten von Aying, ...

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(Foto: Claus Schunk)

...Sauerlach, ...

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(Foto: Lukas Barth)

...Kirchheim, ...

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(Foto: Claus Schunk)

oder Ottobrunn ja Hans Sienerths Geschmack.

"Wir sind die einzige Gemeinde im gesamten Landkreis, die keine Amtskette und kein Goldenes Buch besitzt", stellt Sienerth fest. Denn nachdem sich Aying und Unterföhring in den vergangenen Jahren einen Halsschmuck für den Bürgermeister zulegten, blieb nur noch Straßlach-Dingharting als amtskettenfreie Zone. Sehr zum Leidwesen des amtierenden Bürgermeisters, der nämlich findet, dass dieses Symbol zu einer normalen Gemeinde einfach dazugehört.

Seit 2008 schon, sagt der Bürgermeister, versuche er in Straßlach-Dingharting "alle möglichen Sonderlichkeiten" abzuschaffen. Dazu zählt er den Umgang miteinander im Gemeinderat, über den sich früher alle lustig gemacht hätten, weil immer vom Bauertheater die Rede gewesen sein soll. Dazu gehört für ihn auch die Einführung von Neujahrsempfängen und nun eben die Amtskette nebst goldenem Buch als Insignien der Gemeinde.

Acht zu sieben Stimmen - für die Kette

So hat sich der Gemeinderat kürzlich nicht nur für einen Halsschmuck, sondern auch für einen schicken Wälzer im Rathaus ausgesprochen, in den wichtige Menschen sich dann eintragen dürfen. Mit Kosten in Höhe von 10 000 Euro rechnet die Gemeinde. Und das ist einem Teil der Kommunalpolitiker zu viel für die Symbole der Macht. Entsprechend knapp fiel die Entscheidung mit acht zu sieben Stimmen für die Anschaffung aus. Jetzt sollen Angebote eingeholt werden.

In den Achtzigerjahren hatte es offenbar schon mal einen Vorstoß für eine Straßlacher Amtskette gegeben. Zumindest fand Sienerth ein altes, wenig ansprechendes Modell aus Pappe in seinem Schreibtisch. Er hat es längst entsorgt. Jetzt will sich die Verwaltung zunächst Fotos von anderen Amtsketten schicken lassen, um eine genauere Vorstellung vom gewünschten Design der zukünftigen Kette zu bekommen. Auch wird man sich für das Goldene Buch eine Buchordnung einfallen lassen, die regelt, wer sich auf diesen Seiten eintragen darf. Sienerth gibt zwar zu, dass in Straßlach-Dingharting vielleicht nicht so viel Prominente "aus Funk und Fernsehen" zugegen sind wie in mancher Nachbargemeinde.

"Aber wir müssen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen", betont er. Der Bürgermeister findet, dass auch normale Bürger, die viel für die Gemeinde geleistet haben, einen Platz im Goldenen Buch verdienten. Auch schauten durchaus bekannte Menschen in der Gemeinde vorbei. "Wie haben öfter höhere Vertreter der bayerischen Staatsregierung bei uns zu Gast, nur bislang kamen die eben nicht ins Rathaus, sondern ins Wirtshaus."

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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