Radverkehr in Oberhaching:Am Wochenende 70, im Oktober Tempo 100

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Die Trasse zwischen Deisenhofen und Ödenpullach ist vor allem für Radfahrer gefährlich. ADAC und ADFC schlagen den Einsatz von klappbaren Schildern vor. (Foto: Angelika Bardehle)

ADAC und ADFC kritisieren den Wegfall der Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen Deisenhofen und Ödenpullach und präsentieren neue Lösungsansätze.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Die Aufhebung des Tempolimits zwischen Deisenhofen und Ödenpullach durch den Oberhachinger Umwelt- und Verkehrsausschuss könnte nun doch noch einmal auf den Prüfstand kommen. Der ADAC Südbayern und der Kreisverband München des Allgemeine Deutsche Fahrradclubs (ADFC) haben in einer gemeinsamen Stellungnahme Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) einen Kompromissvorschlag mit einem temporären Tempolimit unterbreitet, "um den Belangen aller Verkehrsteilnehmer künftig besser gerecht zu werden". Der Beschluss des Ausschusses, einem Antrag der CSU zu folgen und die vor einem Jahr installierten Tempo-70-Schilder wieder abzubauen,um auf einem Teilstück der schmalen Verbindung zwischen den Ortsteilen uneingeschränkt wieder Tempo 100 zu erlauben, hatte Anfang März in der Öffentlichkeit zu Diskussionen und mitunter empörten Reaktionen geführt, da auf dieser Strecke viele Radfahrer unterwegs sind.

Auch der ADAC, auf dessen damalige Stellungnahme sich die CSU im Gemeinderat mit ihrem Antrag berief, war mit der Entscheidung nicht glücklich. "Wir möchten betonen, dass die Vorgehensweise, Entscheidungen über Verkehrszeichen im Gemeinderat zu beschließen, im Grundsatz nicht der richtige Weg ist", schreibt der Automobilclub. Verkehrszeichen sollten seines Erachtens nicht "Gegenstand parteipolitischer Auseinandersetzungen sein, sondern sachlich wie fachlich begründet durch die zuständige Verkehrsbehörde im Einvernehmen mit der Polizei angeordnet werden." Die Polizeiinspektion Unterhaching hatte sich in diesem Fall sogar bereits im September 2017 mit einer ausführlichen Begründung für ein Tempolimit ausgesprochen. Im Februar hatte sie in einem zweiten Schreiben diese Haltung noch einmal bekräftigt.

Der ADAC hatte hingegen im Januar auf Bitten des Ödenpullacher CSU-Gemeinderats Martin Schmid die Strecke begutachtet. Allerdings - so betont der ADAC jetzt in dem gemeinsamen Schreiben mit dem ADFC - ohne die Stellungnahme der Polizei vom September übermittelt zu bekommen. So schlug der ADAC damals vor, statt des Tempolimits die Strecke mit dem Schild "Achtung Radfahrer" auszustatten. Dies sei allerdings lediglich als Möglichkeit und nicht als Forderung zu verstehen gewesen, betont der ADAC jetzt. Die Sache auf sich beruhen lassen, wollten weder ADAC noch ADFC.

Einen gemeinsamen Standpunkt gefunden

"Aufgrund des gespaltenen Meinungsbilds" und des geäußerten "Unverständnisses" in der Presse, sind daher am 12. März Bernd Emmrich vom ADAC und Hartmut Schüler vom ADFC gemeinsam von Deisenhofen über Ödenpullach nach Großdingharting geradelt, um sich den gesamten Straßenzug vom Fahrradsattel aus zu betrachten. Dadurch sollte die Diskussion "versachlicht" und ein gemeinsamer Standpunkt gefunden werden, wie beide mitteilen. Im Fokus stand sowohl die Sicherheit als auch die "Leichtigkeit" des Straßenverkehrs im Sinn einer polizeimäßigen Gefahrenabwehr.

Der Lösungsvorschlag sieht nun vor, auf dem Teilstück zwischen Ödenpullach und Großdingharting durch den Wald sowie zwischen Deisenhofen und der Römerstraße saisonal ein Tempolimit von 70 zu erlassen und im Bereich des Ziegelstadelwegs nur noch 60 oder 70 Stundenkilometer zu erlauben. Dieses Tempolimit soll freitags bis sonntags und an Feiertagen gelten, da Radfahrer insbesondere an den Wochenenden unterwegs sind. Mit dieser Einschränkung hoffen die Vertreter der Verkehrsclubs auf eine größere Akzeptanz bei den Verkehrteilnehmern. Auch sollen die Schilder nicht das ganze Jahr über gelten. Da die Polizei auf die Sichteinschränkung im Wald wegen Verdunkelung durch die hohen, belaubten Bäume hingewiesen hatte, halten ADAC und ADFC es für notwendig, von Mai bis September das Tempo zu drosseln. Zwischen Oktober und April dürfte daher eine Beschränkung wegfallen, heißt es in der Stellungnahmen, vorgeschlagen werden daher klappbare Schilder. Im Bereich des Ziegelstadtwegs schlagen Schüler und Emmrich vor, wegen kreuzenden Radfahrern und Sichtproblemen wegen starken Helligkeitswechsels die dreieckigen Schilder "Vorsicht Radfahrer" aufzustellen. Beide Vertreter erklären ihre Bereitschaft, an einer möglichen Verkehrsschau der Behörden teilzunehmen.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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