Obdachlosigkeit:Unterschleißheim plant zentrale Notunterkunft

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Weil immer mehr Menschen und auch Familien obdachlos sind, reichen die vorhandenen Plätze in der Stadt nicht mehr aus

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Die Unterbringung von Obdachlosen ist Aufgabe der Kommunen. Weil die Plätze dafür längst nicht mehr ausreichen und immer mehr Familien betroffen sind, will die größte Kommune des Landkreises München das Problem nun grundsätzlich angehen. Zu den nächsten Projekten des Unterschleißheimer Rathauses soll nach dem einstimmigen Beschluss des Sozialausschusses eine zentrale Obdachlosenunterkunft gehören.

Derzeit betreut die Stadt 43 Obdachlose, darunter neun Familien mit zusammen 19 Kindern. Untergebracht sind die Menschen zum Teil in stadteigenen Wohnungen, die bereits als Notunterkünfte ausgewiesen sind. Diese dafür vorgesehenen Räume reichen aktuell aber bei weitem nicht mehr aus, sodass die Stadt auch Zimmer in Wohnheimen oder Pensionen angemietet hat, teils sogar außerhalb des Stadtgebiets.

Seit 2011 leistet sich Unterschleißheim zur Betreuung der Obdachlosen auf freiwilliger Basis auch eine sozialpädagogische Fachkraft mit 20 Wochenstunden, die beim Katholischen Männerfürsorgeverein in Oberschleißheim angesiedelt ist. "Ziel dabei ist, die Bewohner mit ihren oft vielfältigen Problemlagen zu unterstützen und sie alsbald wieder in den freien Wohnungsmarkt zu entlassen", heißt es aus der Stadtverwaltung. Bei den aktuell untergebrachten Familien liege die Ursache der Obdachlosigkeit vor allem am fehlenden Einkommen, bei den Einzelpersonen, meist Arbeitslose, kämen auch psychische oder körperliche Gebrechen als Probleme dazu.

Eine Neuorientierung in der Unterbringung werde vor allem nötig, weil sich die Zahl der Familien in Not dramatisch und dauerhaft erhöhe, so die Stadtverwaltung. Die Unterbringung von obdachlosen Familien sei lange "nur eine Randerscheinung" gewesen, Obdachlosigkeit vor allem ein Phänomen alleinstehender Männer, meist mit Alkoholproblemen. Für dieses Klientel war als zentrales Obdach eine Sammelunterkunft an der Dieselstraße mit 36 Plätzen eingerichtet.

"Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet", bilanziert das Rathaus. Dass immer mehr Familien in Obdachlosigkeit gerieten, stelle die Vermittlung "immer wieder vor eine große Herausforderung". Bei der Zersplitterung der Unterbringung bis über die Stadtgrenze hinaus werde zudem auch die fachliche Betreuung durch die Sozialpädagogin erschwert. Und dann registriert die Stadtverwaltung als Schwierigkeit, "dass die Zugewiesenen oftmals ihre Situation verkennen". In der Betreuung durch die Stadt würden sich viele Obdachlose "gut untergebracht fühlen und keinen Grund dafür sehen, diese wieder verlassen zu müssen".

Geplant wird daher nun eine neue zentrale Notunterkunft mit "Einfachstunterkünften" in unterschiedlichen Größen, die sowohl für Einzelpersonen als auch für Familien geeignet und mit Gesprächsraum und Büro für die sozialpädagogische Betreuung ausgestattet ist. Dort könne dann auch die Betreuung optimiert werden, was der Männerfürsorgeverein schon 2015 angeregt hat, was aber wegen der verstreuten Raumsituation nicht umgesetzt werden konnte.

Aktuell sind einige Langzeitobdachlose der Platznot gehorchend auch in stadteigenen Mietwohnungen untergebracht - was einigen Konfliktstoff birgt. An der Hildegardstraße etwa sind seit Jahren in zwei städtischen Wohnungen Obdachlose zu Hause, dort gibt es laut Rathaus "wiederkehrende Differenzen mit der Hausgemeinschaft". Auch an der Walter-Eucken-Straße sei die untergebrachte obdachlose Familie "mit der Hausverwaltung in Konflikt". Drei weitere städtische Obdachlosenwohnungen befinden sich in einem Gebäude aus den Fünfzigerjahren am Furtweg, das aber energetisch saniert werden müsse. Derzeit sind die Obdachlosenwohnungen dort mit Elektroheizungen ausgestattet und deshalb Energie- und Kostenfresser. "Wenn eine untergebrachte Person oder Familie sich erkennbar bemüht, die Hausordnung beachtet und das Zusammenspiel mit der Sozialverwaltung reibungslos funktioniert", könnten reguläre Mietwohnungen durchaus für Obdachlose genutzt werden - aber eben nur dann.

Der Sozialausschuss hat nun die grundsätzlichen Pläne einer neuen Zentralunterkunft mit flexiblen Raumgrößen bestätigt und der Verwaltung aufgegeben, sich vertieft mit dem Projekt zu befassen. Bisher ist aber weder ein Standort noch die Finanzierung konkret.

© SZ vom 08.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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